Zunahme von Pilzerkrankungen durch Nagetiere?
Gefährliche Pilzinfektionen bei Menschen nehmen zu und es ist wichtig, die Quelle der Erreger zu identifizieren. Jetzt wurde festgestellt, dass Nagetiere als Reservoire, Verbreitungsorgane und Inkubatoren für neu auftretende Pilzerreger dienen, was für den Menschen lebensbedrohliche Folgen haben kann.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of New Mexico wurde gefrorenes Lungengewebe von verschiedenen Säugetieren analysiert, wobei besonders auf das Vorhandensein von Pilzsporen von Atemwegserregern geachtet wurde. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Frontiers in Fungal Biology“ veröffentlicht.
Lungengewebe von Kleinsäugetieren untersucht
Mit Hilfe von gefrorenem Lungengewebe kleiner Säugetiere aus Biorepositorien (Einrichtungen zur Sammlung von biologischem Material) wurden die sogenannten ITS2-Sequenzen der ribosomalen RNA von insgesamt 199 Kleinsäugetieren gesammelt, welche 39 verschiedenen Arten zugehörten, erklären die Forschenden.
Im Lungengewebe der Tiere wurde speziell nach Pilzen gesucht. Dabei fand das Team tatsächlich verschiedene Pilzerreger, welche bei Menschen Krankheiten auslösen. Das Vorhandensein dieser Pilzerreger in den Nagetieren deute darauf hin, dass die Tiere als Reservoire, Verbreitungsorgane und Inkubatoren für neu auftretende Pilzerreger dienen können, so die Fachleute.
„Unsere Analyse, die sich speziell auf Lungenerreger konzentrierte, die beim Menschen Krankheiten verursachen, wies ein breites Spektrum von Pilzen im Lungengewebe kleiner Säugetiere nach“, betont Studienautorin Paris Salazar-Hamm in einer aktuellen Pressemitteilung.
Menschliche Lungeninfektionen durch Nagetiere
Besonders in den letzten vier Jahrzehnten gab es laut den Forschenden eine zunehmende Anzahl von Berichten über neuartige Krankheitserreger, die den Menschen befallen. Auch Pilze haben sich durch sogenannte Wirtssprünge weiterentwickelt und diversifiziert, ähnlich wie es bei dem COVID-19 verursachendem Virus der Fall war, erläutert das Team.
In einigen Fällen habe dies die Virulenz der Pilze erhöht, was wiederum mit gefährlichen Auswirkungen für den Menschen verbunden sei.
„Wir fanden heraus, dass viele der Nagetiere, von denen wir Proben aus Gebieten im Südwesten der USA entnommen hatten, die Art von Pilzen beherbergten, die Lungeninfektionen beim Menschen verursachen können, wie z. B. den Pilz, der zu Talfieber führt, einer Krankheit, die typischerweise grippeähnliche Symptome verursacht und lebensbedrohlich sein kann“, so Paris Salazar-Hamm.
Das sogenannte Talfieber (Kokzidioidomykose) bezeichnet eine Infektionskrankheit, bei der die Erreger sehr häufig durch Inhalation über die Atemluft aufgenommen werden.
Woher stammen gefährliche Pilzsporen?
„Wir wollten herausfinden, ob sich die Pilzsporen von Atemwegserregern im Boden befinden, weil sie sich von abgestorbenen und verrottenden Pflanzen ernähren, oder ob sie stattdessen in kleinen Tieren leben und ihre Sporen nach dem Tod der Nagetiere in den Boden freigesetzt werden“, erklärt die Studienautorin.
„Wir haben den Pilz Coccidioides, den Erreger des Talfiebers, im Lungengewebe von Tieren aus Kern County, Kalifornien, und Cochise und Maricopa Counties in Arizona nachgewiesen, also in Gebieten, in denen diese Krankheit besonders häufig auftritt“, so Salazar-Hamm weiter.
Zudem seien Sequenzen von Coccidioides auch bei Tieren aus Catron, Sierra und Socorro in New Mexico nachgewiesen worden – und damit zum ersten Mal überhaupt in der Umwelt in dieser Region.
Nagetiere Brutstätte für Pilzerreger der Atemwege
„Dies ist die erste große Studie, die Next-Generation-Sequencing einsetzt, um die Pilze in den Lungen von kleinen Säugetieren zu untersuchen. Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese, dass Nagetiere eine Brutstätte für Pilzerreger der Atemwege sein könnten“, resümiert Salazar-Hamm.
Die neue Studie liefere wertvolle Informationen über Nagetiere als Reservoir für Krankheitserreger und könnte dazu beitragen, die Prognosen zur Ausbreitung von Krankheiten zu verbessern.
So beruhen aktuelle Prognosen zur Verbreitung von Coccidioides zum Beispiel vor allem auf Klima- und Bodenbedingungen und sagen im nächsten Jahrhundert eine verstärkte Ausbreitung des Talfiebers voraus. Der Effekt der veränderten Umweltbedingungen auf die Nagetiere könnte dabei jedoch ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Paris S. Salazar-Hamm, Kyana N. Montoya, Liliam Montoya, Kel Cook, Schuyler Liphardt, et al.: Breathing can be dangerous: Opportunistic fungal pathogens and the diverse community of the small mammal lung mycobiome; in: Frontiers in Fungal Biology (veröffentlicht 26.09.2022), Frontiers in Fungal Biology
- Frontiers: Rodents are reservoirs for life-threatening disease, finds new study (veröffentlicht 26.09.2022), Frontiers
Wichtiger Hinweis:
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