Vorteile von Bluthochdruck-Therapie gehen schnell verloren
Intensive Maßnahmen, um einen systolischen Blutdruck von weniger als 120 mmHg zu erreichen, schützen zwar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einem vorzeitigen Tod und der Entstehung von kognitiven Beeinträchtigungen, allerdings geht diese Schutzwirkung schnell verloren, wenn die Maßnahmen nicht weiter befolgt werden.
In einer neuen Sekundäranalyse der SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial) unter Beteiligung von Fachleuten der University of Minnesota wurden die langfristigen Auswirkungen der Bluthochdrucktherapie auf die kardiovaskuläre Mortalität und die Gesamtmortalität untersucht. Die Ergebnisse können in der Fachzeitschrift „JAMA Cardiology“ nachgelesen werden.
Blutdruck von 9.361 Teilnehmenden behandelt
In der ursprünglichen SPRINT-Studie wurden 9.361 Menschen mit Bluthochdruck untersucht, welche bereits mindestens 50 Jahre alt waren. Die Teilnehmenden wurden zufällig einer von zwei Gruppe zugeteilt.
Die erste Gruppe hatte das Ziel, einen systolischen Blutdruckziel von weniger als 120 mmHg zu erreichen, was als eine Intensivbehandlung angesehen wurde. Die zweite Gruppe verfolgte dagegen das Ziel eines systolischen Blutdrucks von weniger als 140 mmHg, was als Standardbehandlung betrachtet wurde.
In der SPRINT-Studie wurde bereits festgestellt, dass bei Teilnehmenden, welche unter Bluthochdruck litten, eine Absenkung des systolischen Blutdrucks auf weniger als 120 mmHg mit vorteilhaften Auswirkungen auf die Mortalität verbunden war.
So reduzierte ein Blutdruck von weniger als 120 mmHg die Rate kardiovaskulärer Ereignisse wie beispielsweise von Herzinfarkten, Herzversagen und Schlaganfällen um 25 Prozent.
Zusätzlich war eine solche Behandlung auch mit einem um 27 Prozent geringeren Risiko für einen vorzeitigen Tod verbunden, verglichen mit einem systolischen Blutdruck von 140 mmHg.
Blutdruck mit der Zeit wieder ansteigend
In der aktuellen Sekundäranalyse der Untersuchung wurden schließlich die Daten des National Death Index miteinbezogen und zusätzlich die elektronischen Gesundheitsakten der Teilnehmenden auf ambulante Messungen des Blutdrucks analysiert.
Die Forschenden wollten so die langfristigen Auswirkungen einer intensiven Behandlung des Blutdrucks identifizieren. „Die Ergebnisse sind enttäuschend, aber nicht überraschend“, berichtet Studienautor Dr. Nicholas Pajewski in einer Pressemitteilung.
„Neben einem abnehmenden Nutzen der Intensivbehandlung für die kardiovaskuläre Sterblichkeit konnten wir bei den Teilnehmern der Intensivbehandlungsgruppe einen allmählichen Anstieg des Blutdrucks feststellen, so dass vier oder fünf Jahre nach Abschluss der Studie kein Unterschied mehr zwischen den Gruppen beim systolischen Blutdruck zu bestehen schien“, erläutert Dr. Pajewski.
Dies mache deutlich, dass es nicht ausreicht, einen hohen Blutdruck lediglich einige Jahre zu überwachen und zu behandeln. Die Behandlung von Bluthochdruck stelle eine lebenslange Aufgabe darstellt. Die Aufrechterhaltung und Anpassung der Therapie für einen Zielwert unter 120 mmHg sei entscheidend für die Senkung der kardiovaskulären Mortalität in der Bevölkerung.
So ist laut Dr. Pajewski eine nachhaltige Behandlung und Überwachung des Blutdrucks nötig, um das Risiko für die Entstehung von tödlichen kardiovaskulären Ereignissen weiter zu reduzieren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Byron C. Jaeger, Adam P. Bress, Joshua D. Bundy, Alfred K. Cheung, William C. Cushman, et al.: Longer-Term All-Cause and Cardiovascular Mortality With Intensive Blood Pressure Control; in: JAMA Cardiology (veröffentlicht 12.10.2022), JAMA Cardiology
- Atrium Health Wake Forest Baptist: Study Highlights Importance of Long-term Management of Hypertension (veröffentlicht 12.10.2022), Atrium Health Wake Forest Baptist
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.