Wie die Schlafdauer die Gesundheit beeinflusst
Wenn Menschen im mittleren Alter weniger als fünf Stunden pro Nacht schlafen, ist dies mit einem erheblich erhöhtem Risiko dafür verbunden, dass Betroffene mindestens zwei chronische Krankheiten entwickeln. Zusätzlich erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes um 25 Prozent.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten vom University College London (UCL) wurde analysiert, ob die Dauer des Schlafs mit dem Auftreten ernster chronischer Erkrankungen, anschließender Multimorbidität und Sterblichkeit verbunden ist. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „PLoS Medicine“ veröffentlicht.
Schlaf von mehr als 7.000 Menschen untersucht
Das Team untersuchte mehr als 7.000 Teilnehmende im Alter von 50, 60 und 70 Jahren, welche Teil der Whitehall-II-Kohortenstudie waren. So wollten die Forschenden herausfinden, wie sich die Dauer des Schlafs auf die Gesundheit der Teilnehmenden auswirkt.
Dafür analysierten die Fachleute den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer der einzelnen Teilnehmenden, der Sterblichkeit und der Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb von 25 Jahren chronische Krankheiten diagnostiziert wurden. Die selbstberichtete Schlafdauer wurde dafür zwischen 1985 und 2016 insgesamt sechsmal anhand von Messungen überprüft.
Kurzer Schlaf erhöht Risiko für chronische Erkrankungen
So zeigte sich, dass Teilnehmende, welche im Alter von 50 Jahren nur fünf Stunden oder sogar noch weniger schliefen, innerhalb der nächsten 25 Jahre ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für eine chronische Erkrankung aufwiesen, verglichen mit Personen, die durchschnittlich sieben Stunden schliefen.
Außerdem erhöhte sich bei diesen Personen die Wahrscheinlichkeit um 40 Prozent, dass sie innerhalb des oben genannten Zeitraums zwei oder mehr chronischen Krankheiten entwickelten, was als Multimorbidität bezeichnet wird, so das Team.
Bei Teilnehmenden im Alter von 50, 60 und auch 70 Jahren sei eine Schlafdauer von fünf Stunden oder weniger mit einem um 30 bis 40 Prozent erhöhten Risiko für Multimorbidität verbunden gewesen, verglichen mit Menschen , die sieben Stunden schliefen.
25 Prozent höheres Risiko für vorzeitigen Tod
50 Jahre alte Teilnehmende, die fünf oder weniger Stunden schliefen, hatten während des Nachbeobachtungszeitraums von 25 Jahren zudem ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko, vorzeitig zu versterben.
Dies liegt laut den Fachleute vermutlich daran, dass der kurze Schlaf die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von chronischen Krankheiten erhöht und diese Erkrankungen wiederum das Risiko erhöhen, dass Betroffene versterben.
Auswirkungen von zu langem Schlaf
Das Team analysierte auch, welche Auswirkungen eine Schlafdauer von neun Stunden oder mehr auf die Gesundheit der Teilnehmenden hatte. Dabei konnte allerdings kein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer langen Schlafdauer im Alter von 50 Jahren und Multimorbidität identifiziert werden.
Wenn Teilnehmende allerdings bereits an einer chronischen Erkrankung litten, war langer Schlaf mit einem um etwa 35 Prozent erhöhten Risiko verbunden, dass betroffene Personen eine zusätzliche Krankheit entwickeln, berichtet das Team.
Kurzer Schlaf mit Multimorbidität verbunden
Mehr oder weniger Schlaf als sieben Stunden, wurde in früheren Studien bereits mit einzelnen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht, erläutern die Forschenden. Die neue Studie zeige, dass eine kurze Schlafdauer auch mit erhöhter Multimorbidität in Verbindung steht.
„Multimorbidität ist in Ländern mit hohem Einkommen auf dem Vormarsch, und mehr als die Hälfte der älteren Erwachsenen hat heute mindestens zwei chronische Krankheiten“, ergänzt Studienautorin Dr. Severine Sabia vom University College London in einer Pressemitteilung.
Wie lässt sich der Schlaf verbessern?
Gesunder Schlaf könnte hier eine möglicherweise eine Schutzwirkung entfalten. Dabei sind laut dem Team sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht zu empfehlen. Doch mit zunehmendem Alter verändere sich der Schlaf von Menschen, was insbesondere die Schlafgewohnheiten und die Struktur des Schlafs betreffe.
Einige Maßnahmen können jedoch helfen, ein gesundes Schlafverhalten zu erhalten. „Um einen besseren Schlaf zu gewährleisten, ist es beispielsweise wichtig, auf eine gute Schlafhygiene zu achten, z. B. darauf, dass das Schlafzimmer vor dem Schlafengehen ruhig und dunkel ist und eine angenehme Temperatur aufweist“, erklärt Dr. Sabia.
Außerdem rät Dr. Sabia dazu, elektronische Geräte auszuschalten und den Verzehr von größeren Mahlzeiten vor dem Schlafen zu vermeiden. Zudem könne guter Schlaf durch körperliche Aktivität und Lichteinwirkung während des Tages gefördert werden.
Die richtige Ernährung kann ebenfalls die Schlafgesundheit verbessern. Dabei spielt insbesondere Serotonin eine wichtige Rolle. So macht es durchaus Sinn, Nahrungsmittel zu verzehren, die den Körper beruhigen und den Serotoninspiegel erhöhen. (siehe: Diese Lebensmittel verbessern den Schlaf).
Sieben Stunden Schlaf pro Nacht optimal?
Aus der aktuellen Studie ist abzuleiten, dass ausreichend Schlaf vor der Entwicklung von chronischen Erkrankungen schützen kann. Andere Forschungsarbeiten kamen bereits zu ähnlichen Ergebnissen, wobei eine Schlafdauer von sieben Stunden als ideal angegeben wurde.
Denn ausreichend Schlaf ist wichtig für die Gesundheit und ermöglicht es dem Körper, sich zu erholen. Dagegen kann schlechter Schlaf unter anderem durch verstärkte Entzündungen und erhöhten Blutdruck das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöhen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Séverine Sabia, Aline Dugravot, Damien Léger, Céline Ben Hassen, Mika Kivimaki, et al.: Association of sleep duration at age 50, 60, and 70 years with risk of multimorbidity in the UK: 25-year follow-up of the Whitehall II cohort study; in: PLoS Medicine (veröffentlicht 18.10.2022), PLoS Medicine
- University College London: Five hours’ sleep a night linked to higher risk of multiple diseases (veröffentlicht 18.10.2022), UCL
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.