Auswirkungen der Mundgesundheit auf den Körper
Die tägliche Zahnhygiene ist nicht nur wichtig für die Gesundheit und das Aussehen der Zähne, sie hat auch einen erheblichen Einfluss auf die allgemeinen Gesundheit und das Wohlbefinden. Die Parodontologin Dr. Sasha Ross von der Cleveland Clinic in den Vereinigten Staaten erläutert den Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und der allgemeinen Gesundheit.
Herzerkrankungen durch Zahnprobleme
Die Mundgesundheit ist mit der allgemeinen Gesundheit des Körpers verbunden. So können beispielsweise Probleme mit Zähnen oder Zahnfleisch zu Herzkrankheiten und Schlaganfällen führen, berichtet die Expertin.
Daher könne die Mundgesundheit auch auf das Risiko für gesundheitliche Probleme hinweisen. „Wenn ich mir den Mund einer Person ansehe, bekomme ich oft ein Gefühl dafür, wie es um ihre allgemeine Gesundheit bestellt ist“, erläutert Dr. Ross in einer Pressemitteilung.
Zu den bekanntesten Auswirkungen einer schlechten Mundgesundheit zählen sicherlich vergilbte Zähne, Mundgeruch und Karies. Weniger dürfte dagegen bekannt sein, dass Probleme mit dem Zahnfleisch oder den Zähnen sich auf den gesamten Körper auswirken können und mit der Entstehung von verschiedenen Erkrankungen verbunden sind, welche nachfolgend aufgeführt werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bezeichnen Krankheiten, welche mit dem Herz und den Blutgefäßen verbunden sind. Eine schlechte Mundgesundheit führt zu einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise für:
- Koronare Herzkrankheit,
- verstopfte Arterien,
- Schlaganfälle.
Dr. Ross fügt hinzu, dass es zwar eine Verbindung zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Parodontitis gibt, aber bisher ein Kausalzusammenhang nicht bewiesen wurde.
Endokarditis
Beim Vorliegen einer Herzerkrankung oder Gesundheitsproblemen, die mit dem Herzen verbunden sind, liegt ein erhöhtes Risiko für sogenannte Endokarditis vor. „Endokarditis wird durch eine bakterielle Infektion verursacht, die man sich auch bei Eingriffen wie Zahnextraktionen zuziehen kann“, berichtet die Parodontologin.
Die Endokarditis betrifft normalerweise keine gesunden Herzen, sie kann aber bei vorliegenden Herzproblemen tödlich verlaufen.
Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt
Auch in der Schwangerschaft spielt die Zahnhygiene eine wichtige Rolle. So kann eine schlechte Mundgesundheit eine Vielzahl von Problemen auslösen, wie beispielsweise:
- Wachstumsverzögerung des Fötus,
- Gestationsdiabetes,
- niedriges Geburtsgewicht,
- Fehlgeburt,
- Totgeburt,
- Präeklampsie.
Allgemein wird unter Fachleuten angenommen, dass orale Bakterien in den Blutkreislauf gelangen können, wodurch dem Fötus Schaden zugefügt wird, erläutert die Expertin.
Lungenentzündung durch Karies?
Auch bestehe eine Verbindung zwischen Karies und der Entwicklung einer Lungenentzündung. „Man geht davon aus, dass Bakterien aus dem Mund in die oberen Atemwege und in die Lunge aspirieren können, was mit der Entstehung einer Lungenentzündung in Zusammenhang stehen kann“, erklärt Dr. Ross.
Zudem ist es laut der Medizinerin möglich, dass sich Atemwegsinfektionen verursachende Bakterien leichter in der Lunge festsetzen.
Einfluss der Mundgesundheit auf die Ernährung
Zahnprobleme können sich auch auf die Ernährung auswirken. So kann eine ausbleibende Behandlung von Karies bei Kindern zu ungesunder Ernährung sowie zu Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen führen, erläutert die Expertin
Außerdem könne Karies die bakterielle Infektion Zellulitis, Schwellungen im Gesicht und Zahnfleischerkrankungen auslösen.
Laut Dr. Ross weisen Parodontalerkrankungen und systemische Erkrankungen verschiedene gemeinsame Risikofaktoren auf. Dazu gehören beispielsweise
- ungesunde Ernährung, insbesondere eine Ernährung, welche reich an Zucker ist,
- Tabakkonsum,
- übermäßiger Alkoholkonsum,
- hoher Stress.
Die genannten Faktoren können sowohl Parodontalerkrankungen oder Karies verursachen, als auch systemische Erkrankungen auslösen, erläutert die Expertin. Eine schlechte Mundhygiene könne zudem verschiedene Erkrankungen begünstigen, wie beispielsweise:
- Gingivitis,
- Parodontitis
- Zahnverfall.
Rolle der Genetik bei der Mundgesundheit
„Bestimmte Menschen haben einfach eine höhere Veranlagung für Parodontalerkrankungen und systemische Erkrankungen”, erklärt Dr. Ross.
Neben der genetischen Reaktion reagiert jeder Körper anders auf Bakterien, was bei einigen Menschen zu Entzündungen und anderen Schäden führen kann. Häufig sind bestimmte Entzündungsmoleküle (beispielsweise das C-reaktive Protein) bei Menschen erhöht, welche sowohl an einer Parodontalerkrankung, als auch an einer systemischen Erkrankung leiden.
Zahnprobleme durch Diabetes
Es ist nicht nur möglich, dass eine schlechte Mundgesundheit die Entstehung von verschiedenen Erkrankungen begünstigt, Krankheiten können sich auch negativ auf die Mundgesundheit auswirken, wie beispielsweise Diabetes.
Ist Diabetes schlecht eingestellt, erhöht dies das Risiko der Entstehung und des Fortschritts von Parodontalerkrankungen erheblich, so die Parodontologin.
Osteoporose begünstigt Parodontalerkrankungen
Auch das Vorliegen von Osteoporose sei mit Parodontalerkrankungen verbunden. So hätten die Ergebnisse von verschiedenen Untersuchungen darauf hingedeutet, dass eine mit der Erkrankung verbundene geringe Knochenmineraldichte den Kiefer beeinträchtigen kann, was als alveolärer Knochenschwund bezeichnet werde.
Es gibt aber noch weitere Erkrankungen, welche Einfluss auf die Mundgesundheit haben können. Hierzu gehören:
- Alzheimer,
- Fibromyalgie,
- HIV/AIDS,
- Prostatakrebs,
- rheumatoide Arthritis.
„Zurzeit werden viele Studien veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen und Parodontalerkrankungen aufzeigen“, erläutert die Medizinerin.
Wie lässt sich die Mundhygiene verbessern?
Zur Verbesserung der Mundhygiene sollten die Zähne mindestens zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt werden. Zudem empfiehlt die Expertin die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste.
Um schwer zu reinigende Zahnzwischenräume zu erreichen, rät Dr. Ross außerdem zur Nutzung von Zahnseide. Sollte Unsicherheit bestehen, wie man Zahnseide richtig nutzt, könne eine zahnärztliche Beratung helfen.
Zudem können Mundspülungen oder Mundduschen für die Mundgesundheit sinnvoll sein, so die Expertin.
Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen wichtig
Man sollte sich zweimal im Jahr zahnärztlich untersuchen lassen. Solche regelmäßigen Untersuchungen und die Reinigung der Zähne sorgen dafür, dass diese gesund bleiben. Außerdem reduzieren Zahnarztbesuche nachweislich das Risiko für Schlaganfälle und andere Erkrankungen und helfen Zahnfleisch und Kiefer gesund zu halten, so Dr. Ross.
Auch sei es wichtig, andere gesundheitliche Probleme behandeln zu lassen, um die Mundgesundheit aufrechtzuerhalten. So sei beispielsweise die Gesundheit des Herzens und die Behandlung von Krankheiten wie Diabetes und Osteoporose entscheidend für eine gute Mundgesundheit.
Ein gesunder Lebensstil ist nicht nur für den Körper von Vorteil, sondern auch für die Gesundheit des Mundes. Daher sollte man auf ausreichende Bewegung und eine nährstoffreiche und gesunde Ernährung achten, nicht Rauchen und einen übermäßigen Konsum von Alkohol vermeiden, so Dr. Ross. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: How Your Oral Health Affects Your Overall Health (veröffentlicht 20.08.2022), Cleveland Clinic
- Chin-Wei (Jeff) Wang, Laurie K. McCauley: Periodontal Disease, Regular Dental Care Use, and Incident Ischemic Stroke (veröffentlicht 30.09.2016), Current Osteoporosis Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.