Volkskrankheit Fettleber bleibt oft lange unentdeckt
Die Fettleber ist eine chronische Lebererkrankung, die häufig lange Zeit unentdeckt bleibt. Dies ist problematisch, da die Krankheit das Risiko für weitere Erkrankungen erhöht. Bislang gibt es keine Medikamente gegen die Volkskrankheit, aber durch einen gesunden Lebensstil kann ihr entgegengewirkt werden.
Die Fettleber ist eine wahre Volkskrankheit. In Deutschland sind jeder vierte Erwachsene und jedes dritte übergewichtige Kind von einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) betroffen, die oft über einen langen Zeitraum unentdeckt bleibt. Im Verlauf der unbehandelten Krankheit kann sich eine Fettleberentzündung bilden. Diese nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) kann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen, warnt die Deutsche Leberstiftung in einer aktuellen Mitteilung.
Fettleber vermehrt Ursache für Leberzellkrebs
Bei der Fettleber (Steatosis hepatis) wird zwischen einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und einer alkoholischen Fettleber (AFL) unterschieden – allerdings ist es häufig schwierig, diese Unterscheidung eindeutig zu treffen, schreibt die Deutsche Leberstiftung auf ihrer Webseite.
Der Begriff nicht-alkoholische Fettlebererkrankung umfasst ein großes Erkrankungsspektrum: Im ersten Stadium wird bei Personen, die keinen oder wenig Alkohol trinken, von einer reizlosen und einfachen Fettleber (NAFL), die nicht oder nur langsam voranschreitet, gesprochen.
Unbehandelt kann die NAFL zu einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) mit entzündlichen Reaktionen sowie Schädigungen der Leberzellen führen. Die nächste Stufe ist dann eine Fibrosierung und anschließend kann es zu einer Zirrhosebildung kommen. Hierbei vermehrt sich das Bindegewebe und es kann sich schließlich das Vollbild einer Leberzirrhose entwickeln.
Im Rahmen einer NAFL erhöhen sowohl die Leberzirrhose als auch die entzündete Fettleber das Risiko von Leberzellkrebs. Dass die Fettleber vermehrt Ursache für Leberzellkrebs ist, zeigt auch eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit eines internationalen Forschungsteams, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
„Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen nehmen deutlich zu und entwickeln sich zu einer der Hauptursachen für das hepatozelluläre Karzinom“, erläutert dazu Professor Dr. Arndt Vogel von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer Mitteilung.
Vermeidbare Krankheiten
Eine Fettlebererkrankung muss aber nicht zwangsläufig fortschreiten: Eine NAFL und eine NASH sind – abhängig vom vorliegenden Fibrosestadium der Leber – vermeidbar und prinzipiell vollständig rückbildungsfähig.
„Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist meist ein Wohlstandsproblem der westlichen Industrienationen. Zu den wesentlichen Ursachen zählt der moderne Lebensstil, der häufig durch zu wenig körperliche Aktivität und ein überreiches Nahrungsangebot – insbesondere Kohlenhydrate – geprägt ist“, erklärt Professor Dr. Peter R. Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
„Diese Kombination kann letztendlich zum sogenannten metabolischen Syndrom führen, einer Kombination von verschiedensten risikobehafteten Aspekten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes, die am Ende auch auf die Leber einen sehr negativen Effekt haben“, erläutert der Experte in der Mitteilung der Deutschen Leberstiftung anlässlich des 23. Deutschen Lebertages am 20. November 2022.
„Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung betrifft nicht nur Erwachsene. Immer häufiger wird auch bei stark übergewichtigen Kindern und Jugendlichen beispielsweise die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 gestellt. Somit ist auch diese Bevölkerungsgruppe von Fettleber-Problemen und nicht-alkoholischen Fettleberentzündungen (NASH) betroffen.“
Blutwerte kontrollieren
Alle Menschen sollten auf die Gesundheit der Leber achten und bei einem Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob gegebenenfalls bei einer routinemäßigen Gesundheitsuntersuchung zusätzlich eine Untersuchung der Leberwerte im Blut (GPT, GOT und gGT) durchgeführt werden sollte.
Auch eine Ultraschalluntersuchung der Leber kann erste Hinweise geben, ob etwas nicht in Ordnung ist. Die Leber leidet leise und oft wird nicht bemerkt, dass ein Gesundheitsrisiko besteht.
Maßnahmen zur Vorbeugung
Eine Behandlung der Erkrankung mit Medikamenten ist bislang noch nicht möglich. Eine Fettleber kann sich zurückbilden – vorausgesetzt, die Betroffenen ändern ihren Lebensstil: Abhängig von der Ursache der Krankheit umfasst der veränderte Lebensstil eine kontrollierte Gewichtsreduktion, eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und einen Alkohol-Verzicht.
Diese Maßnahmen tragen auch dazu bei, das Risiko für die Entwicklung einer Fettleber zu verringern. Und: „Fettleber-Prävention geht immer einher mit Prävention der Adipositas, des Diabetes mellitus Typ 2 und der Folgeerkrankungen“, sagt Prof. Galle. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Leberstiftung: „total zentral: die Leber!“: Volkskrankheit Fettleber – immer häufiger und meist unentdeckt, (Abruf: 22.10.2022), http://www.lebertag.org
- Deutsche Leberstiftung: Fettleberentzündung (Steatohepatitis) – häufigste Lebererkrankung in Deutschland, (Abruf: 22.10.2022), Deutsche Leberstiftung
- Arndt Vogel, Tim Meyer, Gonzalo Sapisochin, Riad Salem, Anna Saborowski: Hepatocellular carcinoma; in: The Lancet, (veröffentlicht: 06.09.2022), The Lancet
- Medizinische Hochschule Hannover: Fettleber ist vermehrt Ursache für Leberzellkrebs, (Abruf: 22.10.2022), Medizinische Hochschule Hannover
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.