Wenn die biologische Uhr aus dem Gleichgewicht gerät
Viele Abläufe in unserem Körper, wie beispielsweise der Stoffwechsel, sind an unsere „biologische Uhr“ gekoppelt. Der sogenannte zirkadiane Rhythmus läuft im Einklang mit dem natürlichen Tag-Nacht-Wechsel. Laut einer aktuellen Studie scheinen Störungen in diesem Ablauf das Wachstum von Tumoren zu begünstigen.
Forschende des Wilmot Cancer Institute der University of Rochester sowie des Scripps Research Institute in Kalifornien (USA) haben eine wichtige Verbindung zwischen gestörten zirkadianen Rhythmen und dem Wachstum von Lungentumoren entdeckt. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Science Advances“ vorgestellt.
Die innere Uhr reguliert den Schlaf-Wach-Zyklus
Der zirkadiane Rhythmus oder die „biologische Uhr“ ist ein zentraler Mechanismus des Körper, der den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Zahlreiche Zellen in einem Organismus sind an dieser inneren Uhr ausgerichtet.
Zirkadianer Rhythmus wirkt sich auf Krankheiten aus
Bereits in früheren Studien wurde nahegelegt, dass Krankheiten begünstigt werden, wenn Störungen in diesem Rhythmus auftreten. So zeigte sich beispielsweise, dass die Fettbildung abhängig von der inneren Uhr ist oder der Schweregrad von Asthma durch die biologische Uhr beeinflusst wird.
Lunge ist besonders stark an die innere Uhr gebunden
Die neuesten Forschungsergebnisse belegen nun erstmals, dass durch die Störung der inneren Uhr ein Gen namens HSF1 beeinflusst wird, welches an der Entstehung von Lungentumoren beteiligt ist.
Wie bereits der Zusammenhang mit Asthma zeigte, ist die Lunge besonders stark von dem zirkadianen Rhythmus abhängig. Störungen in diesem System scheinen sich besonders deutlich in der Lunge zu manifestieren.
Genetische Veränderungen bei Störungen der inneren Uhr
Die Arbeitsgruppe konnte bei Mäusen dokumentieren, dass ein aus dem Gleichgewicht geratener zirkadianer Rhythmus mit einer veränderten HSF1-Signalübertragung einhergeht. Dieser bislang unbekannte Mechanismus scheint eine Rolle bei der Entstehung von Lungenkrebs zu spielen.
Gleichzeitig stellt die Entdeckung einen neuen potenziellen Angriffspunkt zur Behandlung von Lungenkrebs dar.
Die Studie wurde zwar an Mäusen durchgeführt, doch die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass es viele weitere Hinweise aus anderen Studien gibt, die eine Störung des zirkadianen Rhythmus mit der Entstehung von Tumoren bei Menschen in Verbindung bringen.
„Alles deutet in die gleiche Richtung“, unterstreicht Studien-Co-Autor Dr. Brian Altman vom University of Rochester Medical Center.
Warum guter Schlaf so wichtig für die Gesundheit ist
Ihm zufolge könnten die Ergebnisse insbesondere für Menschen relevant sein, die von unregelmäßigen Schlafzeiten betroffen sind, weil sie beispielsweise unter Schlafstörungen leiden oder in Nachtschichten arbeiten.
Die Studie liefert weitere Hinweise dafür, dass erholsamer Schlaf einen essentiellen Beitrag für die Erhaltung unserer Gesundheit liefert. Weitere Informationen über Ursachen für Schlafstörungen sowie Tipps für die Verbesserung der Schlafqualität finden Sie in dem Artikel „Schlafprobleme – Ursachen, Symptome und Therapie“. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Rochester Medical Center: What Happens if Your Circadian Rhythms are Out of Whack? (veröffentlicht: 21.10.2022), urmc.rochester.edu
- MARIE PARIOLLAUD, LARA H. IBRAHIM, EMANUEL IRIZARRY, et al.: Circadian disruption enhances HSF1 signaling and tumorigenesis in Kras-driven lung cancer; in: Science Advances (2022), science.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.