Risiko für Herzerkrankungen und Brustkrebs gleichzeitig reduzieren
Es hat sich herausgestellt, dass bestimmte Lebensstilfaktoren, die dazu beitragen, das Risiko für Brustkrebs zu senken, auch helfen können, Herzkrankheiten zu vermeiden. Expertinnen erklären, was getan werden kann, um das Risiko für diese Erkrankungen gleichzeitig zu reduzieren.
Die Kardiologinnen Dr. Ana Barac, Direktorin des kardioonkologischen Programms am MedStar Heart and Vascular Institute in Washington, D.C. (USA) und Dr. Tochukwu Okwuosa, außerordentliche Professorin am Rush Medical College in Chicago, erläutern in einem von der American Heart Association (AHA) veröffentlichten Beitrag, was Frauen tun können, um ihr Risiko für Herzkrankheiten und Brustkrebs gleichzeitig zu senken.
Was essen – und was nicht essen
Zwar kann gegen bestimmte Risikofaktoren für diese Krankheiten, wie fortgeschrittenes Alter oder eine positive Familienanamnese, nichts unternommen werden, doch es gibt so Einiges, worauf Einfluss genommen werden kann, beispielsweise die Ernährung.
Die AHA und die American Cancer Society haben ähnliche Ernährungsleitlinien, um Herzkrankheiten und Brustkrebs vorzubeugen. Empfohlen wird der Verzehr einer Vielzahl von Obst und Gemüse, die Wahl von Vollkornprodukten anstelle von raffinierten Getreideprodukten, die Vermeidung von verarbeitetem Fleisch und die Begrenzung von zugesetztem Zucker.
Selbst für Frauen, bei denen bereits Brustkrebs diagnostiziert wurde, „ist die Ernährung ein großer Teil der Gesunderhaltung“, so Dr. Barac. Laut der Medizinerin gibt es Belege für einen Zusammenhang zwischen einer gesunden Ernährung und einer verbesserten Brustkrebsprognose.
Eine im Jahr 2020 in dem „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlichte Studie ergab beispielsweise, dass eine Verringerung der Fettaufnahme und eine Erhöhung der Aufnahme von Gemüse, Obst und Getreide das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, bei postmenopausalen Frauen verringern kann.
Eindeutiger sind jedoch die Daten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagt Barac. „Wir haben starke Beweise dafür, dass bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich koronarer Herzkrankheit, eine gesunde Ernährung die Ergebnisse verbessert.“
Eine Analyse aus dem Jahr 2020, die in der Fachzeitschrift „Nutrients“ publiziert wurde, ergab, dass Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die eine mediterrane Ernährung befolgten – mit Schwerpunkt auf Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Olivenöl, Vollkornprodukten und Fisch – ein geringeres Risiko hatten, an irgendeiner Ursache zu sterben, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ein gesundes Gewicht beibehalten
Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für Brustkrebs nach der Menopause, so eine in dem Fachjournal „Circulation“ veröffentlichte wissenschaftliche Stellungnahme der AHA aus dem Jahr 2018 zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs.
Der Body-Mass-Index (BMI) setzt das Körpergewicht in Kilogramm mit der Körpergröße in Metern zum Quadrat ins Verhältnis; d.h. Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat. Adipositas ist definiert als ein BMI von 30 oder mehr.
Aufstehen und bewegen
Für Erwachsene wird mindestens 150 Minuten aerobes Training mittlerer Intensität pro Woche, wie z. B. zügiges Gehen, empfohlen. Doch leider erfüllen viele Menschen diese Anforderung nicht.
Und Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass weniger als die empfohlene wöchentliche Menge an körperlicher Aktivität mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs verbunden ist.
Sitzende Zeit birgt die gleichen Risiken. „Wenn Sie lange sitzen, müssen Sie aufstehen und herumlaufen“, selbst wenn Sie an diesem Tag trainieren, mahnt Dr. Tochukwu Okwuosa. Jede Stunde für ein oder zwei Minuten aufzustehen, wird dem Körper zugute kommen, so die Kardiologin.
Hüten Sie sich vor Alkohol (und Hormonen)
Empfohlen wird eine Mäßigung für diejenigen, die Alkohol trinken – und nicht damit anzufangen für diejenigen, die es nicht tun. Mäßigung bedeutet für Frauen nicht mehr als ein Getränk pro Tag.
Und „stellen Sie sicher, dass es bei Ihnen nicht zu Alkoholexzessen kommt“, rät Okwuosa. Laut dem National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIH) bedeutet Alkoholexzess bei Frauen in der Regel vier oder mehr Drinks in einem Zeitraum von zwei Stunden zu konsumieren.
Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für Lebererkrankungen, Brustkrebs und eine Reihe von Herz-Kreislauf-Problemen, einschließlich Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Schlaganfall, erhöhen.
Laut Okwuosa sollten sich Frauen auch der Risiken bewusst sein, die mit einer postmenopausalen Hormonersatztherapie verbunden sind, die mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde.
Wenn eine Frau eine Vorgeschichte von Brustkrebs oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung hat oder je mehr Risikofaktoren sie hat, „umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hormonersatztherapie nicht gut für Sie sein könnte“, sagt Okwuosa.
Frauen sollten mit ihrem Gesundheitsteam über die Risiken und Vorteile von Optionen zur Behandlung der Symptome der Menopause sprechen, um die beste Behandlungsstrategie für sie zu finden.
Lassen Sie sich untersuchen
Wenn Sie wissen, ob Sie an Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel oder Diabetes leiden, und dann mit einer Ärztin oder einem Arzt zusammenarbeiten, um diese Probleme zu behandeln, können Sie verhindern, dass diese dann Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen.
Die AHA rät Erwachsenen zu einer Blutdruckuntersuchung bei jedem regelmäßigen Arztbesuch oder einmal im Jahr, wenn der Blutdruck normal ist. Die Fachleute empfehlen auch ein Cholesterin-Screening alle vier bis sechs Jahre, beginnend im Alter von 20 Jahren, für Erwachsene mit normalem Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfall oder häufiger für diejenigen mit erhöhtem Risiko. Für Diabetes empfiehlt die American Diabetes Association ein Screening ab dem 35. Lebensjahr oder früher für Personen mit erhöhtem Risiko.
Obwohl Mammographien Brustkrebs nicht verhindern können, können sie helfen, ihn frühzeitig zu erkennen. In Deutschland haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammographie-Untersuchung, erklärt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seinem Portal „gesundheitsinformation.de“.
Frauen, bei denen eine hohe erbliche Vorbelastung nachgewiesen ist, können bereits ab dem Alter von 40 Jahren an einem jährlichen oder zweijährlichen Mammographie-Screening teilnehmen. Und im Falle eines auffälligen Befundes (z. B. Tastbefundes) wird die Mammographie auch außerhalb des Screenings durchgeführt und von den Krankenkassen bezahlt.
Die Kenntnis Ihrer Familienanamnese für Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Probleme ist ein großer Teil der Bestimmung, wann und welche Art von Screening Sie benötigen könnten, so Dr. Barac. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: How to lower heart disease and breast cancer risk at the same time, (Abruf: 24.10.2022), www.heart.org
- Rowan T. Chlebowski et al.: Dietary Modification and Breast Cancer Mortality: Long-Term Follow-Up of the Women’s Health Initiative Randomized Trial; in: Journal of Clinical Oncology, (veröffentlicht: 07.02.2020), Journal of Clinical Oncology
- Chengyao Tang, Xiaowen Wang, Li-Qiang Qin & Jia-Yi Dong: Mediterranean Diet and Mortality in People with Cardiovascular Disease: A Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies; in: Nutrients, (veröffentlicht: 29.07.2021), Nutrients
- Laxmi S. Mehta et al.: Cardiovascular Disease and Breast Cancer: Where These Entities Intersect: A Scientific Statement From the American Heart Association; in: Circulation, (veröffentlicht: 01.02.2018), Circulation
- National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism: Drinking Levels Defined, (Abruf: 24.10.2022), National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Mammographie zur Brustkrebs-Früherkennung, (Abruf: 24.10.2022), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.