Kurze intensive Bewegung senkt Risiko für vorzeitigen Tod
Lediglich zwei Minuten intensive Bewegung pro Tag oder 15 Minuten pro Woche reichen laut einer aktuellen Studie aus, um das allgemeine Sterberisiko zu senken und somit die Lebenserwartung zu erhöhen.
Forschende der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) stellen neuste Forschungsergebnisse vor, die zeigen, dass zwei Minuten intensive Bewegung pro Tag (mindestens 15 Minuten pro Woche) mit einem geringeren Sterberisiko in Verbindung stehen. Die Studie wurde kürzlich in dem „European Heart Journal“ vorgestellt.
Zeitmangel ist kein Hindernis für körperliche Aktivität
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir länger leben können, wenn wir uns während der Woche in kurzen Zeitabschnitten intensiv bewegen“, erklärt Studienautor Dr. Matthew N. Ahmadi von der Universität Sydney in Australien.
„In Anbetracht der Tatsache, dass Zeitmangel das am häufigsten genannte Hindernis für regelmäßige körperliche Aktivität ist, könnte es für vielbeschäftigte Menschen eine besonders attraktive Option sein, sporadisch während des Tages kurze intensive Bewegungseinheiten durchzuführen“, so Dr. Ahmadi.
Höhere Intensität senkte Risiko für Herzkrankheiten
In einer weiteren Studie, die ebenfalls im „European Heart Journal“ veröffentlicht wurde, kam ein Forschungsteam zu dem Ergebnis, dass die Erhöhung der Intensität bei einer festgelegten Zeit an körperlicher Aktivität mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist.
„Unsere Studie zeigt, dass nicht nur die Menge der Aktivität, sondern auch die Intensität für die kardiovaskuläre Gesundheit wichtig ist“, betont Studienautor Dr. Paddy C. Dempsey von der University of Leicester und der University of Cambridge in Großbritannien. Dr. Dempsey ist darüber hinaus am Baker Heart and Diabetes Institute in Melbourne (Australien) tätig.
Ablauf der ersten Studie
An der ersten Studie nahmen 71.893 Erwachsene ohne Herzkrankheiten oder Krebs teil. Das Durchschnittsalter lag bei 62,5 Jahren und 56 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. Die Probandinnen und Probanden wurden durchschnittlich 6,9 Jahre lang beobachtet.
Die Arbeitsgruppe analysierte die Zusammenhänge zwischen dem Umfang und der Häufigkeit intensiver körperlicher Betätigung und dem Risiko für einen Tod durch alle Ursachen sowie die Häufigkeit von dem Auftreten neuer Herz-Kreislauf- oder Krebs-Erkrankungen.
Ergebnisse der ersten Studie
Das Risiko für alle beobachteten Faktoren verringerte sich mit dem Umfang und der Häufigkeit intensiver körperlicher Betätigung. Selbst geringe Aktivitäten leisteten einen Beitrag.
So hatten beispielsweise Teilnehmende, die sich nicht intensiv bewegten, ein Risiko von vier Prozent innerhalb von fünf Jahren zu sterben. Bei einer wöchentlichen intensiven körperlichen Aktivität von weniger als zehn Minuten pro Woche halbierte sich das Sterberisiko bereits auf zwei Prozent, bei 60 Minuten Intensivtraining pro Woche sank es auf ein Prozent.
Wer sich regelmäßig mindestens 15 Minuten pro Woche intensiv bewegte, senkte zudem die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 15 Prozent und das Risiko für Krebs um 17 Prozent.
Ab einer Menge von 53 Minuten intensive Bewegung pro Woche sankt das allgemeine Sterberisiko um 36 Prozent.
Ablauf der zweiten Studie
An der zweiten Studie nahmen 88.412 Erwachsene ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen teil. Das Durchschnittsalter betrug 62 Jahre und 58 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. Die Probandinnen und Probanden wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 6,8 Jahren beobachtet. Daten über die körperliche Aktivität wurden mittels Fitness-Armbändern dokumentiert.
Ergebnisse der zweiten Studie
Die Forschenden konnten anhand der gesammelten Daten zeigen, dass sowohl eine höhere Häufigkeit von Bewegungseinheiten als auch eine höhere Intensität der einzelnen Aktivitäten mit einem geringeren Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden war.
Eine Erhöhung der Intensität führte bei gleichem Trainingsumfang zu einer größeren Reduzierung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So war beispielsweise die Rate der Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 14 Prozent niedriger, wenn der Anteil der intensiven Bewegung um zehn Prozent anstieg, also beispielsweise zügiges Gehen anstatt normales Gehen.
Zwei wichtige Stellschrauben
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Erhöhung des Gesamtvolumens der körperlichen Aktivität nicht der einzige Weg ist, um die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern“, resümiert Dr. Dempsey. Auch die Erhöhung der Intensität ist ihm zufolge besonders wichtig, während eine Erhöhung beider Faktoren das Optimum ist.
Die Umsetzung des Konzeptes könne leicht in den Alltag integriert werden. Wer beispielsweise jeden Tag zu einer Bushaltestelle geht, könne versuchen, die Strecke möglichst schnell zurückzulegen. Auch bei der Hausarbeit könne schnelleres Arbeiten für eine Erhöhung der Intensität sorgen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ahmadi MN, Clare PJ, Katzmarzyk PT, et al. Vigorous physical activity, incident heart disease, and cancer: how little is enough? in: European Heart Journal (2022) doi:10.1093/eurheartj/ehac572., academic.oup.com
- Dempsey PC, Rowlands AV, Strain T, et al. Physical activity volume, intensity and incident cardiovascular disease. in: European Heart Journal (2022) doi:10.1093/eurheartj/ehac613., academic.oup.com
- European Society of Cardiology: Short bursts of vigorous activity linked with increased longevity (veröffentlicht: 27.10.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.