Gehirn: Entzündungshemmende Lipide nehmen mit dem Alter ab
Ein amerikanisches Forschungsinstitut hat eine neue Klasse von entzündungshemmenden Moleküle im Gehirn entdeckt, die mit fortschreitendem Alter abnimmt. Die entdeckten Lipide könnten neue Wege zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen eröffnen, deren Risiko mit der Alterung verbunden ist.
Forschende des Salk Institute und der UC San Diego fanden heraus, das Lipide mit der Bezeichnung SGDGs eine entzündungshemmende Wirkung auf das Gehirn haben. Da Entzündungsprozesse die Grundlage für viele neurodegenerative Erkrankungen sind, könnten die neu entdecken Moleküle eine wichtige Rolle bei der Entstehung neurologischer Krankheiten spielen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Chemical Biology“ präsentiert.
Die Alterung ist ein komplexer Prozess
Es ist äußerst kompliziert, die genauen Prozesse nachzuvollziehen, die zu einer Alterung des Körpers führen. Entzündungen, Stress und Stoffwechselveränderungen sind einige Faktoren, die bestimmen, wie schnell wir altern.
Neuer Faktor für die Gehirn-Alterung entdeckt
Nun konnte die amerikanische Arbeitsgruppe einen weiteren Faktor aufdecken, der speziell mit der Alterung des Gehirns verbunden ist. Es handelt sich dabei um eine Klasse von Lipiden, die als 3-Sulfogalactosyl-Diacylglycerole oder kurz als SGDGs bezeichnet werden.
SGDGs schützen das Hirn vor Entzündungen
Offenbar schützen die Lipide das Gehirn vor Entzündungen. Da der Anteil der SGDGs im fortgeschrittenen Alter abnimmt, könnte sich dadurch das Risiko für typische neurodegenerative Alterserkrankungen wie Demenz erhöhen.
Lipide übernehmen „eine wichtige Rolle bei der Alterung“
Nach Angaben der Forschenden tragen die Erkenntnisse dazu bei, die Grundlagen der Hirnalterung zu verstehen und sie zeigen neue Ansätze auf, wie neurodegenerativen Alterserkrankungen entgegengewirkt werden könnte.
„Diese SGDGs spielen eindeutig eine wichtige Rolle bei der Alterung, und diese Entdeckung eröffnet die Möglichkeit, dass es andere kritische Alterungswege gibt, die wir bisher übersehen haben“, betont Studienautor Professor Alan Saghatelian.
Es war bereits bekannt, dass Lipide, also Fette, zur Struktur, Entwicklung und Funktion gesunder Gehirne beitragen. Gleichzeitig werden schlecht regulierte Lipide mit gealterten und kranken Gehirnen in Verbindung gebracht.
Drei neue Erkenntnisse zur Alterung des Gehirns
Die genauen Aufgaben von Lipiden im Gehirn gelten als nicht gut erforscht. Mit der Alterung wurden sie bislang kaum in Verbindung gebracht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten nun anhand von Mäusegehirnen drei wichtige Entdeckungen machen:
- Der Lipidspiegel im Gehirn von älteren Mäusen unterscheidet sich erheblich von dem jüngerer Mäuse.
- Das Auftreten aller Moleküle der SGDG-Klasse verändert sich in Abhängigkeit vom Alter.
- SGDGs werden durch Prozesse reguliert, die bereits in früheren Studien mit der Alterung verbunden wurden.
In Vergessenheit geraten
„SGDGs wurden erstmals in den 1970er Jahren identifiziert, aber es gab nur wenige Folgestudien“, kommentiert Studienerstautor Dan Tan. Ihm zufolge sind sie seitdem weitgehend in Vergessenheit geraten. Erst modernste Technik machte nun die weitere Erforschung der Lipide möglich. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Salk Institute: Salk scientists discover anti-inflammatory molecules that decline in the aging brain (veröffentlicht: 31.10.2022), salk.edu
- Dan Tan, Srihari Konduri, Meric Erikci Ertunc, et al.: A class of anti-inflammatory lipids decrease with aging in the central nervous system; in: Nature Chemical Biology (2022), nature.com
Wichtiger Hinweis:
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