Psychisches Screening kann Risiko für Herzkrankheiten beurteilen
Ein kurzer und einfacher Test auf psychische Belastungen kann laut einer aktuellen Studie ein effektives Mittel sein, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beurteilen. Menschen mit hohem Stress hatten ein fast 30 Prozent höheres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.
Forschende der Brown University in Providence, Rhode Island (USA) zeigten im Rahmen einer großen Meta-Analyse, wie psychische Belastung mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist und wie ein kurzer Test über das Risiko aufklären kann. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem „Journal of Cardiopulmonary Rehabilitation and Prevention“ vorgestellt.
Daten von mehr als 600.000 Teilnehmenden ausgewertet
Die Arbeitsgruppe wertete Daten von mehr als 600.000 Probandinnen und Probanden aus, die im Rahmen von 28 Studien erhoben wurden. Dabei zeigte sich, dass die psychiatrische Belastung einer Person ein bislang unterschätzter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.
Zudem konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen, dass ein einfaches Screening, das sogar ohne psychologische Ausbildung durchgeführt werden kann, einen Rückschluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zulässt.
Test zur psychischen Belastung soll Herz-Risiken anzeigen
Die Psychiaterin und Studienautorin Carly Goldstein schlägt vor, dass der Test in Form eines kurzen Fragebogens zur psychischen Belastung in Arztpraxen oder Krankenhäusern ausgehändigt werden könnte, um schnell und einfach eine erste Risikoeinschätzung über die Herzgesundheit zu erlangen.
So könnten beispielsweise gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit angeboten werden, die dazu beitragen, die kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern.
„Diese Analyse zeigt, dass die psychische Belastung eines Patienten in direktem Zusammenhang mit seinem kardiovaskulären Risiko steht, was dem Arzt die Möglichkeit gibt, dem Patienten zu helfen, sein Risiko im Laufe der Zeit in den Griff zu bekommen“, betont Goldstein.
Zahlreiche Belege untermauern den Zusammenhang
Ihr zufolge gibt es in den Studien zahlreiche Belege dafür, dass psychische Belastungen mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind. Ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten haben beispielsweise alle Personen die unter Symptomen von Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und psychosozialem Stress leiden.
Erkenntnisse sind noch nicht in der Praxis angekommen
Nach Angaben von Goldstein ist die Verbindung zwar gut belegt, dennoch gibt es derzeit keine Anwendung, die diese Erkenntnisse in die klinische Praxis überführt. Dabei reiche ein kurzer Fragebogen aus, um klinisch relevante Informationen zu erhalten.
„Die meisten Forschungsarbeiten, die einen Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen herstellen, haben sich auf Menschen konzentriert, bei denen bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung diagnostiziert wurde“, fügt Studienmitautorin Allison Gaffey hinzu. Sie ist klinische Psychologin an der Yale School of Medicine.
Weitaus weniger Studien haben sich ihr zufolge jedoch mit der Frage befasst, wie die psychische Gesundheit kardiovaskuläre Risiken beeinflusst, wenn noch keine diagnostizierte Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt.
Psyche und Herz gehen Hand in Hand
Die Forschenden durchsuchten drei große Forschungsdatenbanken nach Studien mit Erwachsenen ohne Herzkrankheiten, die sowohl auf psychiatrische Symptome untersucht wurden als auch auf die kardiovaskuläre Gesundheit.
Risiko für Herzkrankheiten um bis zu 28 Prozent höher
Die Analyse der Daten zeigte eine eindeutige Korrelation zwischen psychiatrischen Symptomen und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen, die von einer hohen psychischen Belastung berichteten, hatten ein bis zu 28 Prozent höheres Risiko, eine Herzkrankheit zu entwickeln als Personen mit geringer oder gar keiner psychischen Belastung.
„Wir glauben, dass kurze psychische Screenings ein Feedback liefern, das hilfreich ist, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf eine sehr multidimensionale Weise zu verstehen“, unterstreicht Gaffey. Die Screenings könnten andere Standardtests wie die Überprüfung von Blutdruck und Cholesterin sinnvoll ergänzen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Allison Gaffey, Emily Gathright, Lauren Fletcher, et al.: Screening for Psychological Distress and Risk of Cardiovascular Disease and Related Mortality; in: Journal of Cardiopulmonary Rehabilitation and Prevention (2022), journals.lww.com
- Brown University: Psychological distress an important, easy-to-measure indicator of cardiovascular risk (veröffentlicht: 07.11.2022), brown.edu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.