Pilzsaison: Warnung vor giftigen Pilzen
Das aktuelle feuchte Herbstwetter bietet Pilzen gute Wachstumsbedingungen. Das lockt viele Sammlerinnen und Sammler in die Wälder. Doch Vorsicht: Es ist lebenswichtig, genau zu wissen, welcher Pilz im Korb landet, denn es gibt hochgiftige Doppelgänger, deren Gifte zeitverzögert und im schlimmsten Fall fatal wirken.
Deutschlands Wälder könnten dieses Jahr aufgrund der Witterung ein regelrechtes Paradies für Pilzsammlerinnen und -sammler werden. Viele lieben es, durch die Natur zu streifen und leckere Pilze mit nach Hause zu bringen. Allerdings wissen manche Menschen nichts von giftigen Doppelgängern. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) rät daher in einer aktuellen Mitteilung bereits bei geringstem Zweifel bei der Bestimmung selbstgesammelter Pilze von deren Verzehr ab.
Im Herbst kommt es verstärkt zu Pilzvergiftungen
Vor allem in den Herbstmonaten treten verstärkt Pilzvergiftungen auf, die mitunter zu Krankenhausaufenthalten führen oder gar tödlich verlaufen können.
Auf der Suche nach dem essbaren Wiesenchampignon bleibt immer wieder Pilzsammlerinnen und -sammlern unbemerkt, dass es sich bei ihrem Fund um den giftigen Knollenblätterpilz handelt. Besonders tückisch ist, dass der Geschmack dieses Pilzes unauffällig ist und Symptome erst Stunden später auftreten.
Auch beim hierzulande beliebten Steinpilz kann es zu Verwechslungen kommen. Sein giftiger Doppelgänger ist der Satansröhrling, der – anders als der Name vermuten lässt – zwar nicht tödlich ist, jedoch zu Brechdurchfällen führt.
Der Hauptgrund für eine Pilzvergiftung ist aber das Verzehren zu alter Pilze. Auch hier gilt: besser stehen lassen.
„Fast jeder Speisepilz hat einen giftigen Doppelgänger. Das richtige Bestimmen der Pilze sowie ihres Alters ist extrem wichtig. Wer unsicher ist, was vor ihm sprießt und sich im Unklaren über den Zustand des Pilzes ist, sollte ihn stehen lassen“, erläutert Saskia Vetter, Ernährungsexpertin bei der VZSH.
Sofortmaßnahmen bei Vergiftungen
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. (DGfM) rät bei Pilzvergiftungen zu drei Sofortmaßnahmen:
- Einen Arzt oder eine Ärztin oder die Gift-Notruf-Zentrale kontaktieren oder sich ins nächste Krankenhaus bringen lassen.
- Alle Reste des Sammelguts, Reste vom Pilzeputzen, Reste der Mahlzeit und eventuell sogar Erbrochenes sicherstellen und zur Untersuchung aufbewahren.
- Keine medizinischen Selbstmaßnahmen ergreifen: Es gibt demnach keine vernünftigen Hausmittel bei einer Pilzvergiftung, die ohne ärztlich festgestellte Indikation eingesetzt werden können. Milch trinken ist laut den Fachleuten immer falsch, aber auch Salzwasser trinken, um Erbrechen zu fördern oder Kohletabletten, um Durchfälle zu lindern, können schwere Nachteile mit sich bringen und die Prognose bis hin zum Tod verschlechtern.
Was noch zu beachten ist
Beim Pilzesammeln, bei der Lagerung und bei der Zubereitung gibt es noch weitere Dinge zu beachten:
- Für manche Pilze gelten etwa Naturschutzregeln: Steinpilze oder Pfifferlinge dürfen zum Beispiel nur in kleinen Mengen für den Eigenbedarf gepflückt werden.
- Für das Sammeln eignet sich am besten ein luftiger Behälter wie beispielsweise ein Korb.
- Weil kleine, junge Pilze häufig nicht richtig zu bestimmen sind, sollten sie gemieden werden.
- Die richtige Lagerung und Zubereitung spielt ebenfalls eine große Rolle: Wer Pilze zu lange lagert und schwitzen lässt, riskiert Magen-Darm-Beschwerden.
- Frische Pilze müssen ausreichend gedünstet werden. Lediglich der Champignon ist auch roh genießbar. Reste gehören nach dem Abkühlen in den Kühlschrank und können ohne Bedenken noch am Folgetag verzehrt werden.
Auch wenn der Wald mit reichlich Pilzen lockt: Sammeln Sie nur Pilze, die Sie kennen und sicher bestimmen können, schreibt die VZSH abschließend. Im Zweifelsfall die Pilze lieber stehen lassen; dies gilt auch für Wildpilze auf Märkten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein: Ab in die Pilze: Vorsicht vor giftigen Doppelgängern, (Abruf: 14.11.2022), Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein
- Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.: Hilfe bei Pilzvergiftungen, (Abruf: 14.11.2022), Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.