Zusammenhang zwischen Asthma und Fettleibigkeit untersucht
Vielfach wurde in früheren Forschungsarbeiten bereits ein Zusammenhang zwischen Asthma und Fettleibigkeit (Adipositas) aufgezeigt. Die Grundlage für diesen Zusammenhang scheinen laut einer aktuellen Studie Veränderungen der Darmgesundheit zu bilden.
Ein britisches Forschungsteam um Cristina Parenti von der Nottingham Trent University hat untersucht, inwiefern Asthma durch die Auswirkungen von Adipositas auf die Darmgesundheit beeinflusst werden kann. Die Studienergebnisse wurden auf der Jahrestagung der Society for Endocrinology vorgestellt und in „Endocrine Abstracts“ veröffentlicht
Adipositas und Asthma
Zahlreiche Studien haben bereits gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Asthma und Fettleibigkeit besteht, wobei zum Beispiel einerseits Asthma das Risiko für starkes Übergewicht zu erhöhen scheint und anderseits Adipositas als Ursache vieler Asthma-Fälle bei Kindern bewertet wird.
„Adipositas verschlimmert eine Reihe von chronischen Entzündungskrankheiten, darunter auch Asthma, wobei beobachtet wurde, dass eine zunehmende Adipositas den Schweregrad von Asthma und die Krankheitskontrolle verschlechtert“, erläutert das britische Forschungsteam.
Zudem sei bekannt, dass eine Gewichtszunahme die Zusammensetzung der Darmflora verändert, was auch zu einer erhöhten Darmdurchlässigkeit („undichter“ Darm) führe, so dass aus dem Darm stammende Bakterienfragmente und damit verbundene Endotoxinmarker in den Blutkreislauf gelangen und eine systemische Entzündung auslösen können.
In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun an 98 Personen mit schwerem Asthma untersucht, welche Rolle das Körpergewicht für die Durchlässigkeit des Darms und die systemische Entzündung spielt, und wie dies ihre Asthma-Erkrankung beeinflusst.
Unter den 29 Männern und 69 Frauen reichte der Body-Mass-Index (BMI) von Normalgewicht bis Fettleibigkeit und ihre Asthma-Symptome wurden mittels „Asthma Control Questionnaire-6“ erfasst, berichtet das Team.
Anhand von Bluttests seien außerdem die Werte von Markern für die Darmdurchlässigkeit (Lipopolysaccharid-Bindungsprotein und Calprotectin) sowie von Markern für asthmabedingte Entzündungen (Granzyme-A, IL-5, IL-6, CCL-4) ermittelt worden.
Höhere Darmdurchlässigkeit und verstärkte Entzündungen
Bei der anschließenden Datenauswertung zeigte sich, dass Teilnehmende mit schlecht kontrolliertem Asthma signifikant höhere Werte des Lipopolysaccharid-Bindungsproteins (LPB) aufwiesen und dass die LBP-Werte mit zunehmendem Körpergewicht anstiegen.
Die steigende Konzentrationen von LBP korrelierten laut den Forschenden zudem mit höheren Werten asthmabezogener Entzündungsmarker.
„Wir haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen Darmdurchlässigkeit, Übergewicht und schlechter Asthmakontrolle gefunden, insbesondere bei Menschen mit Übergewicht“, fasst die Studienleiterin Cristina Parenti zusammen.
Neue therapeutische Ansätze
Dies deute auch darauf hin, dass eine Reduzierung des Körpergewichts und diätetische Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefunktion des Darms ein wirksames Behandlungsziel bei Menschen mit Asthma und Übergewicht oder Adipositas sein könnten.
„Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass eine erhöhte Darmdurchlässigkeit wahrscheinlich ein Faktor für die Verschlechterung der Asthmasymptome bei Patienten mit Fettleibigkeit ist, so dass es interessant sein wird, zu untersuchen, ob diätetische Maßnahmen die Symptome bei diesen Patienten verbessern können“, betont Parenti.
Andere Forschungsarbeiten haben hier bereits erste Ergebnisse geliefert und einen Zusammenhang zwischen bestimmten Formen der Ernährung und Asthma hergestellt. So kam eine Studie aus dem Jahr 2020 zu dem Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung gegen Asthma helfen kann.
Milchprodukte und fettreiche Lebensmittel wurden hingegen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko und mit negativen Effekten auf den Asthma-Verlauf in Zusammenhang gebracht. Inwiefern bei den beobachten Auswirkungen der Lebensmittel Veränderungen der Darmgesundheit eine Rolle spielten, bleibt allerdings unklar. Hier müssen weitere Forschungsarbeiten nun Klarheit schaffen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cristina Parenti, Alice M. Murphy, Nikita Lad, Philip G. McTernan, Carl P. Nelson, Graham R. Sharpe, Claire Barber, Rana Abadalkareem, Adnan Azim, Ramesh J. Kurukulaaratchy, Hans M. Haitchi, Neil C. Williams: Investigating the effect of obesity on gut damage, systemic inflammation, enhanced asthma severity due to gut derived bacteria, endotoxin; in; Endocrine Abstracts (veröffentlicht 14.11.2022), endocrine-abstracts.org
- Society for Endocrinology: Obesity-related gut damage may worsen asthma symptoms (veröffentlicht 15.11.2022), eurekalert.org
- Jihad Alwarith, Hana Kahleova, Lee Crosby, u.a.: The role of nutrition in asthma prevention and treatment; in: Nutrition Reviews (veröffentlicht 11.11.2020), academic.oup.com
Wichtiger Hinweis:
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