Krillöl scheint Gehirn vor altersbedingten Krankheiten zu schützen
Krillöl wird größtenteils aus antarktischen Minikrebse (Krill) hergestellt. Ähnlich wie Fisch ist Krill reich an Omega-3-Fettsäuren. Darüber hinaus enthält Krillöl Cholin, einen elementaren Zell-Baustein, sowie das starke Antioxidans Astaxanthin. Ein Forschungsteam aus Norwegen legt in einer aktuellen Studie nun nahe, dass Krillöl das Gehirn vor altersbedingten Krankheiten schützt.
Forschende der University of Oslo, des Oslo University Hospital sowie des Akershus University Hospital haben herausgefunden, dass Krillöl Neuronen vor altersbedingter Degeneration schützt und in Gehirnzellen mehrere Kennzeichen des Alterns unterdrückt. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Aging“ vorgestellt.
In manchen Regionen leben die Menschen länger
In früheren Studien gibt es bereits zahlreiche Belege dafür, dass Menschen in bestimmten Regionen ein ungewöhnlich langes Leben haben. Zum Teil wird dies auf die in der jeweiligen Region übliche Ernährung zurückgeführt. Unter anderem wurde so eine Langlebigkeit beispielsweise in einigen Mittelmeer-Regionen oder in Teilen von Japan beobachtet.
Ähnliche Ernährungsweise in langlebigen Regionen
Was diese Regionen eint, ist eine ähnliche Ernährungsweise, die reich an Fischen und Meeresfrüchten ist. Diese stellen eine hervorragende Quelle für Omega-3-Fettsäuren dar. Die langkettigen Fette waren bereits zentrales Thema in zahlreichen Forschungsarbeiten.
Dass Omega-3-reiches Krillöl einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat, wurde bereits in früheren Forschungsarbeiten nahegelegt. Die norwegische Arbeitsgruppe konnte nun jedoch erstmals die molekularen Mechanismen aufklären, die zu den positiven Auswirkungen auf das Gehirn führen.
Wie wirkt Krillöl auf Gehirnzellen?
Anhand von Fadenwürmern sowie bei menschlichen Zellen konnte das Team nachweisen, dass Krillöl positiv auf verschiedene Gen-Expressionen einwirkt, die zur Abschwächung verschiedener altersbedingter Merkmale beitragen, darunter
- oxidativer Stress (Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien),
- proteotoxischer Stress durch fehlgefaltete Proteine,
- Seneszenz (Einstellen der Zellteilung),
- genomische Instabilität,
- mitochondriale Dysfunktion.
Darüber hinaus konnten die Forschenden belegen, dass Krillöl eine entzündungshemmende Wirkung auf Gehirnzellen hat, da es die neuronale Widerstandsfähigkeit erhöht, wodurch gesundheitsregulierende Transkriptionsfaktoren (wie beispielsweise SNK-1) gefördert werden.
Besonders positiv wirkte sich Krillöl auf die sogenannten dopaminergen Neuronen aus. Das sind Nervenzellen im Gehirn, die für die Herstellung von Dopamin verantwortlich sind. Dopamin ist wiederum ein Botenstoff, der an vielen wichtigen biologischen Prozessen beteiligt ist, darunter Bewegungsabläufe, Motivation und Kognition.
Wirkung ist nicht allein auf Omega 3 zurückzuführen
Die Forschenden betonen, dass der Effekt auf mehrere im Krillöl enthaltenen Substanzen zurückzuführen ist. Neben Omega 3 ist in dem Öl auch sogenanntes Cholin enthalten. Dabei handelt es sich um eine molekulare Komponente für die Bildung von Membranen. Zudem wird Cholin für die Synthese von Lipoproteinen benötigt, die für den Transport von Fetten durch das Blut benötigt werden.
Außerdem enthält Krillöl das starke Antioxidans Astaxanthin. Das ist ein natürlicher Farbstoff, der zu den Carotinoiden gehört und für die rote Farbe des Öls verantwortlich ist.
Krillöl scheint eine gesunde Alterung zu fördern
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Krillöl globale Genexpressionsprogramme umschaltet und gesundes Altern fördert, indem es mehrere Alterungsmerkmale aufhebt, was auf weitere präklinische und klinische Untersuchungen hindeutet“, resümieren die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
„Somit könnte eine Krillöl-Supplementierung als möglicher Ansatz für Interventionen zur gesunden Alterung des Gehirns dienen“, kommentiert die Arbeitsgruppe abschließend.
Ergebnisse müssen noch an Menschen überprüft werden
Die Studie wurde jedoch an Fadenwürmern und an menschlichen Zellen durchgeführt. Ob sich der Effekt beim Menschen tatsächlich durch die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit Krillöl entfaltet, muss zunächst noch in weiteren Studien untersucht werden. Die Forschungsergebnisse sind jedenfalls vielversprechend, dass dies so sein könnte. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tanima SenGupta, Yohan Lefol, Lisa Lirussi, et al.: Krill oil protects dopaminergic neurons from age-related degeneration through temporal transcriptome rewiring and suppression of several hallmarks of aging; in: Aging (2022), aging-us.com
- Aging: Krill oil protects dopaminergic neurons from age-related degeneration (veröffentlicht: 23.11.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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