Cholin-Zufuhr während Schwangerschaft häufig zu gering
Während der Schwangerschaft nimmt die Vitamin- und Mineralstoffzufuhr einen höheren Stellenwert ein. Der durchschnittliche Bedarf an Nährstoffen ist während dieser Zeit deutlich größer – auch der für Cholin. Doch dieser Stoff wird bei Schwangeren häufig nicht ausreichend zugeführt.
In der Schwangerschaft ist der Bedarf an zahlreichen Nährstoffen, wie auch dem vitaminähnlichen Stoff Cholin erhöht. Bei einer ausgewogenen Ernährung kann der menschliche Körper Cholin in ausreichender Menge selbst bilden. In Zeiten eines erhöhten Nähstoffbedarfes oder bei besonderen Ernährungsformen kann dies aber nicht ausreichen. Eine in der Fachzeitschrift „Nutrients“ veröffentlichte Studie zeigt nun, dass die Cholin-Zufuhr bei Schwangeren in Deutschland oft zu niedrig ist.
Cholin-Bedarf von Schwangeren höher
Laut einer Mitteilung wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität zu Lübeck eine deutschlandweite systematische Studie zur Erfassung der Cholin-Zufuhr bei Schwangeren durchgeführt, deren Ergebnis auf eine nicht angemessene Aufnahme von Cholin hindeutet.
Cholin ist ein Nährstoff, der im menschlichen Körper an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Grundsätzlich kann Cholin zwar vom Körper selbst gebildet werden, doch diese Eigenproduktion reicht meist nicht aus, um den physiologischen Bedarf zu decken. Daher muss Cholin zumindest teilweise über die Nahrung aufgenommen werden.
Besonders wichtig ist die optimale Versorgung mit Cholin während der Schwangerschaft, weil es unverzichtbar für die neuronale und kognitive Entwicklung des Kindes ist. Daher wird der Cholin-Bedarf von Schwangeren auch höher geschätzt als bei nicht-schwangeren Frauen.
Nicht unbedingt ein Gesundheitsrisiko
Bisher war nicht bekannt, wie gut Schwangere hierzulande mit Cholin versorgt sind. In der neuen Studie wurde jetzt erstmals untersucht, wie die Cholin-Zufuhr von schwangeren Frauen ist. An der Untersuchung nahmen insgesamt 516 Frauen teil.
Die Auswertung der Studie ergab, dass die mediane Cholin-Aufnahme bei den Teilnehmerinnen nur bei 260 mg pro Tag lag. Die europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) empfiehlt aber als angemessene tägliche Cholin-Aufnahme für Schwangere eine Menge von 480 mg.
Von den untersuchten Teilnehmerinnen erreichten lediglich sieben Prozent eine adäquate Cholin-Zufuhr. Besonders niedrig war die Cholin-Aufnahme bei denjenigen Schwangeren, die sich vegan oder vegetarisch ernährten.
„Unsere Daten zeigen, dass die Cholin-Versorgung von Schwangeren in Deutschland nicht gerade optimal ist“, sagt Smollich. Aber: „Eine Cholin-Aufnahme unterhalb der offiziellen Empfehlungsmengen bedeutet nicht automatisch, dass ein echter Mangel oder gar ein Gesundheitsrisiko vorliegt.“
Richtige Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
Dennoch sieht der Wissenschaftler hier Handlungsbedarf: „Offensichtlich wird bei den Ernährungsempfehlungen für Schwangere der erhöhte Cholin-Bedarf nur selten berücksichtigt“, so Smollich.
„Vor allem Frauen, die wenig Eier und Fleisch essen, sollten darauf achten, gezielt andere Lebensmittel als Cholin-Quelle zu nutzen, z. B. Tofu oder Brokkoli. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann es sinnvoll sein, Cholin-haltige Produkte zu bevorzugen.“ Ein solches Produkt ist zum Beispiel Krillöl. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität zu Lübeck: Cholin-Zufuhr bei Schwangeren oft zu niedrig, (Abruf: 30.11.2022), Universität zu Lübeck
- Merle Roeren, Anna Kordowski, Christian Sina, Martin Smollich: Inadequate Choline Intake in Pregnant Women in Germany; in: Nutrients, (veröffentlicht: 17.11.2022), Nutrients
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.