Bluthochdruck: Für eine Senkung ist es nie zu spät

Veraltete Vorstellungen über Blutdruck gefährden Leben

„Normaler Blutdruck ist gleich 100 plus Lebensalter“ – so heißt eine gängige Faustregel. Laut dem renommierten Herzspezialisten Professor Dr. Peter Trenkwalder werden mit dieser althergebrachten Einstellung jedoch Menschenleben gefährdet. Ihm zufolge muss auch eine sogenannte Altershypertonie konsequent behandelt werden.

Fachleute der Deutschen Hochdruckliga machen darauf aufmerksam, dass es nie zu spät dafür ist, seinen Blutdruck zu senken. Auch ältere Menschen, bei denen früher ein höherer Blutdruck oft als normal eingestuft wurde, können durch eine Blutdrucksenkung ihre Organe schützen und so das Risiko für schwere Komplikationen senken.

20 bis 30 Millionen Hypertonie-Betroffene in Deutschland

Zwischen 20 und 30 Millionen Menschen in Deutschland sind von Bluthochdruck (Hypertonie) betroffen, ab einem Alter von 60 Jahren ist es jede zweite Person, berichtet die Deutsche Hochdruckliga.

Der Grad der Gefäßverkalkung (Atherosklerose) nehme dabei stetig zu und steigere so das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Hälfte aller Schlaganfälle bei über 70-Jährigen

Rund die Hälfte aller Schlaganfälle ereigne sich allerdings erst bei Personen im Alter über 70 Jahren und bei auftretenden Herzinfarkten seien die Überlebenschancen ebenfalls stark abhängig vom Alter. Ab einem Alter von 75 Jahren überlebe rund jede vierte Person einen Herzinfarkt nicht.

Sterberisiko steigt, je länger Bluthochdruck unbehandelt bleibt

Wie die Expertinnen und Experten der Deutschen Hochdruckliga betonen, steigt das Sterberisiko, je länger Bluthochdruck unbehandelt bleibt. Auch für Menschen, die erst im höheren Alter mit einer Therapie beginnen, zahlt sich die Behandlung in Form von Lebensqualität und Lebenszeit aus, unterstreicht Professor Trenkwalder.

Im Alter wird Hypertonie oft bagatellisiert

„Die Hypertonie hat auch im Alter einen hohen Krankheitswert, doch das wird immer wieder bagatellisiert“, hebt der Kardiologe hervor. Ihm zufolge sind die Zeiten vorbei, in denen Medizinerinnen und Mediziner nach dem sogenannten Erfordernis-Hochdruck im höheren Alter behandelt haben. Dieser ergib sich aus der Faustregel „normaler Blutdruck = 100 plus Lebensalter“.

Eine lebensgefährdende Einstellung

„Mit dieser althergebrachten Einstellung – mental wie auch im Hinblick auf den Blutdruck – gefährden wir Leben“, kritisiert der Professor. Auch eine Altershypertonie muss ihm zufolge konsequent behandelt werden, um Folgekomplikationen durch Organschädigungen zu verhindern. Der Nutzen einer Therapie im Alter sei mittlerweile gut belegt.

Sogar über 80-Jährige profitieren noch von einer Therapie

Beispielsweise hat eine groß angelegte Studie aus dem Jahr 2008 („Hypertension in the Very Elderly Trial“) gezeigt, dass über 80-jährige Teilnehmende gegenüber einer Placebogruppe von einer blutdrucksenkenden Therapie profitieren.

Das Schlaganfall-Risiko konnte um 30 Prozent, das allgemeine Sterberisiko um 21 Prozent und die Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Vorfälle um 23 Prozent reduziert werden. Darüber hinaus sank das allgemeine Risiko für das Auftreten einer Herzinsuffizienz in der Bluthochdrucktherapie-Gruppe um 64 Prozent.

Zielwerte können bei älteren Betroffenen großzügiger sein

Wie Professor Trenkwalder erklärt, können die Zielwerte einer Therapie bei älteren Menschen etwas großzügiger sein als bei jüngeren Patientinnen und Patienten. Wärend im mittleren Lebensalter ein Zielbereich von 120–130/75–80 mm Hg optimal sei, dürfe der systolische Wert bei älteren Menschen auch zwischen 130 und 140 mm Hg liegen.

Das hängt dem Herzexperten zufolge aber auch mit der körperlichen Verfassung der jeweiligen Person zusammen. Je „rüstiger“ ältere Menschen sind, desto eher könne der Zielwert von jüngeren Hypertonikerinnen und Hypertoniker angestrebt werden. (vb)