Weitere Gene identifiziert, die an Herzerkrankungen beteiligt sind
Es ist bekannt, dass ein ungesunder Lebensstil mit zu wenig Bewegung, zu viel Essen sowie Alkohol- und Tabakkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Es gibt aber auch Risikofaktoren, die wir nicht beeinflussen können. Forschende haben nun weitere Gene aufgedeckt, die an Herzkrankheiten beteiligt sind.
Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, unter anderem auch von der Universität zu Lübeck, haben Dutzende neuer Genorte mit dem Risiko für koronare Herzkrankheiten (KHK) in Verbindung gebracht. Die Studie der Forschenden wurde in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlicht.
Daten von über einer Million Menschen ausgewertet
Laut einer Mitteilung der Universität zu Lübeck wurden in den vergangenen 15 Jahren bereits 200 Genorte im menschlichen Genom mit dem Risiko für KHK, der weltweit häufigsten Todesursache, in Verbindung gebracht.
Dennoch verstehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht vollständig, wie diese genetischen Varianten die Funktion von Proteinen, Zellen oder Geweben verändern und so Krankheiten verursachen – ein Wissen, das zu neuen Behandlungen führen könnte.
In einer groß angelegten Studie haben Forscherinnen und Forscher des internationalen CARDIoGRAMplusC4D-Konsortiums jetzt DNA-Daten von über einer Million Menschen, darunter mehr als 200.000 mit KHK, analysiert.
Sie entdeckten 68 neue Genorte oder Loci, also die Position eines Gens im Genom, die mit einem erhöhten KHK-Risiko in Verbindung gebracht werden, womit sich die Gesamtzahl auf über 250 erhöht.
Vollständigeres Bild der genetischen Ursachen der KHK
Darüber hinaus entwickelten die Forschenden einen neuartigen Ansatz, der acht verschiedene Beweislinien umfasst, und nutzten diesen, um systematisch 220 kausale Kandidatengene zu ermitteln, die den assoziierten Loci zugrunde liegen.
Exemplarisch überprüften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Rolle eines dieser mutmaßlich ursächlichen Gene durch Genom-Editierung und zellbasierte Experimente.
Damit zeigten sie, wie leistungsfähig ihre Methode ist, um herauszufinden, wie spezifische Gene an der Entwicklung von KHK beteiligt sein könnten.
Die Arbeit liefert damit ein vollständigeres Bild der genetischen Ursachen der KHK, stellt eine Liste von Genen und genetischen Varianten für künftige Untersuchungen bereit und demonstriert eine Analysepipeline für die Identifizierung kausaler Gene, die auch zur Erforschung anderer Krankheiten durch genomweite Assoziationsstudien (GWAS) genutzt werden kann.
Erforschung der biologischen Ursachen von Volkskrankheiten
„Diese langjährige Studie ist wegweisend auf dem Gebiet der Genetik der koronaren Herzkrankheit“, sagt Prof. Dr. Jeanette Erdmann, Co-Letztautorin der Studie, DZHK-Professorin und Direktorin des Instituts für Kardiogenetik an der Universität zu Lübeck.
„Wir hoffen, dass unser Ansatz Arbeitsgruppen, die sich mit genomweiten Assoziationsstudien anderer Erkrankungen befassen, dazu ermutigt, ähnlich systematisch genetische Loci mit mehreren Evidenzlinien zu untersuchen und ihre Ressourcen für andere Forschende zur Abfrage bereitzustellen“, so Prof. Erdmann.
„Denn diese Studien sollten nicht mit der Veröffentlichung von Genlisten enden – sie bereiten vielmehr den Weg für neue mechanistische Untersuchungen, die unabdingbar für die Entwicklung von neuen Therapien sind.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität zu Lübeck: Weltweite Studie: Gene, die das Herz erkranken lassen, (Abruf: 07.12.2022), Universität zu Lübeck
- Krishna G. Aragam, et al.: Discovery and systematic characterization of risk variants and genes for coronary artery disease in over a million participants; in: Nature Genetics, (veröffentlicht: 06.12.2022), Nature Genetics
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.