Wie Leber und Herz verbunden sind
Selbst frühe Formen von Lebererkrankungen wie eine Fettleber schaden laut einer aktuellen Studie der Herzgesundheit. Ein Großteil der Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen im Frühstadium weist auch Anomalien im Herz auf.
Forschende des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, Kalifornien (USA) stellten fest, dass bei 86 Prozent aller Betroffenen mit Lebererkrankungen im Frühstadium Anomalien im Herz vorliegen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Frontiers in Cardiovascular Medicine“ vorgestellt.
Fettleber ist ein Risikofaktor für Herzkrankheiten
Der Kardiologe und Studienleiter Dr. Alan Kwan erläutert, dass bereits im Vorfeld bekannt gewesen, dass Betroffene mit Fettlebererkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.
Unklar sei bislang jedoch geblieben, ob dies lediglich auf gemeinsame Risikofaktoren wie beispielsweise Übergewicht und Bewegungsmangel zurückzuführen ist.
Jede vierte Person in den USA hat eine Fettleber
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung hat sich in den USA innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Volkskrankheit entwickelt. Jede vierte erwachsene Person ist schätzungsweise betroffen und die American Heart Association hat Anfang 2022 die Fettleber als Risikofaktor für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen anerkannt.
„Wenn 25 Prozent der Bevölkerung diesen potenziellen Risikofaktor für Herzerkrankungen haben, müssen wir ihn besser verstehen“, unterstreicht Dr. Kwan. Ziel der neuen Studie war es daher, die direkte Verbindung zwischen Herz und Leber zu untersuchen.
„Die Leber verarbeitet Cholesterin und produziert Faktoren, die an der Blutgerinnung und an Entzündungen beteiligt sind – alles Faktoren, die sich auf das Herz auswirken können“, erläutert der Studienleiter.
Ablauf der Studie
Im Rahmen der Studie überprüften die Forschenden die elektronischen Krankenakten von 1.668 Patientinnen und Patienten, bei denen innerhalb der letzten elf Jahre sowohl die sogenannten FIB-4-Werte ermittelt als auch eine MRT-Untersuchung des Herzens durchgeführt wurden. Die FIB-4-Werte sind ein Marker für Leberfibrose.
Dabei zeigte sich, dass 86 Prozent der untersuchten Personen mit erhöhten FIB-4-Werten auch eine Herzanomalie aufwiesen. „Bei den Anomalien, die wir sahen, handelte es sich um vaskuläre Veränderungen – eine Vergrößerung der Blutgefäße, die aus dem Herzen kommen, sowie eine Zunahme der Blutbewegung“, fasst Kwan zusammen.
Selbst subtile Formen der Leberfibrose scheinen demanch direkte Auswirkungen auf die Herzgesundheit zu haben.
Leber und Herz werden bislang unabhängig betrachtet
Der leitende Wissenschaftler gibt zu bedenken, dass Medizinerinnen und Mediziner im Normalfall nicht an die Leber denken, wenn das Herz untersucht wird und andersherum. Viele Ärztinnen und Ärzte haben sich auf ein Organ spezialisiert und mögliche Zusammenspiele werden dabei oft übersehen, so Dr. Kwan.
Die Forschungsergebnisse der aktuellen Studie tragen ihm zufolge dazu bei, die Beziehung zwischen Leber- und Herzerkrankungen über ihre gemeinsamen Risikofaktoren hinaus zu erklären. In zukünftigen Studien möchten die Forschenden nun untersuchen, ob sich eine Behandlung der Fettleber positiv auf die Herzgesundheit der Betroffenen auswirkt.
„Wenn wir verstehen, wie die Leber das Herz beeinflusst, können wir wahrscheinlich auch andere Wechselwirkungen besser verstehen“, resümiert die Studienautorin Dr. Susan Cheng. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cedars-Sinai Medical Center: Even Early Forms of Liver Disease Affect Heart Health, Cedars-Sinai Study Finds (veröffentlicht: 06.12.2022), cedars-sinai.org
- Alan C. Kwan, Nancy Sun, Matthew Driver, et al.: Cardiovascular and hepatic disease associations by magnetic resonance imaging: A retrospective cohort study; in: Frontiers in Cardiovascular Medicine (2022), frontiersin.org
Wichtiger Hinweis:
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