Herzkrankheiten: Rheuma-Mittel reduzieren das Erkrankungsrisiko
Erst vor kurzem wurde davor gewarnt, dass die Einnahme bestimmter Rheuma-Medikamente mit einer erhöhten Gefahr für Herzerkrankungen einhergehen könnte. Laut einer neuen Studie können manche Arzneimittel, die bei rheumatoider Arthritis eingesetzt werden, die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber senken.
Menschen mit rheumatoider Arthritis (Rheuma) haben ein überdurchschnittliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber eine neue Studie legt nahe, dass Medikamente, die üblicherweise zur Verringerung von Gelenkentzündungen eingesetzt werden, dieses Risiko verringern. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Annals of Rheumatic Diseases“ veröffentlicht.
Höheres Risiko für Herzerkrankungen bei Rheuma
Wie Dr. Joan Bathon, Co-Leiterin der Studie, Professorin für Medizin und Direktorin der Abteilung für Rheumatologie am Columbia University Vagelos College für Ärzte und Chirurgen in einer Mitteilung erklärt, reduziert sich mit der Verbesserung der Gelenke durch Rheuma-Behandlungen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Jüngste klinische Studien haben demnach gezeigt, dass Immunmodulatoren – entzündungshemmende Medikamente – Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Ereignisse bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant reduzieren.
Es war jedoch nicht klar, ob diese Arzneimittel eine ähnliche Wirkung auf Menschen mit rheumatoider Arthritis haben, die ein um 50 Prozent höheres Risiko für Herzerkrankungen haben als der Durchschnitt.
Über eine halbe Million Betroffene in Deutschland
Mehr als 1,3 Millionen Erwachsene in den Vereinigten Staaten leiden an rheumatoider Arthritis (in Deutschland rund 550.000; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)), einer chronischen Autoimmun- und Entzündungskrankheit, die schmerzhafte Gelenkschwellungen verursacht.
Es ist bekannt, dass Entzündungen zu Arteriosklerose (Arterienverkalkung) führen und zu Herzkrankheiten beitragen können, was die erhöhten Raten von Herzerkrankungen bei Menschen mit rheumatoider Arthritis erklären könnte.
Methotrexat ist die erste Behandlungsoption für Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis (RA), aber die meisten Rheuma-Betroffen erhalten irgendwann einen Tumornekrosefaktor-Inhibitor (TNFi) oder eine Dreifachtherapie (Methotrexat plus Sulfasalazin und Hydroxychloroquin).
Überraschendes Ergebnis
In der neuen Studie, die von Forschenden der Columbia University und des Brigham and Women’s Hospital geleitet wurde, wurden 115 Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer RA trotz Behandlung mit Methotrexat randomisiert, um einen TNFi hinzuzufügen – entweder Adalimumab (Humira) oder Etanercept (Enbrel) – oder die genannte Dreifachtherapie.
Nach sechs Monaten zeigten beide Gruppen ähnliche Reduktionen der arteriellen Entzündung, einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
„Wir waren überrascht zu sehen, dass diese beiden wirksamen entzündungshemmenden Behandlungsstrategien das Risiko von Herzerkrankungen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis reduzierten“, sagt Bathon.
„Ärzte müssen immer noch auf die üblichen Risikofaktoren für Herzerkrankungen wie hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck und Fettleibigkeit achten. Aber da Entzündungen – ein Schlüsselmerkmal von RA – das kardiovaskuläre Risiko noch weiter erhöhen, ist die Verringerung der Entzündung durch die Behandlung der Arthritis ein neuartiger Mechanismus, um das Risiko von Herzerkrankungen bei diesen Patienten zu verringern.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Columbia University Irving Medical Center: Rheumatoid Arthritis Drugs Lower Risk of Heart Disease, (Abruf: 11.12.2022), Columbia University Irving Medical Center
- Daniel H Solomon, Jon T Giles, Katherine P Liao, Paul M Ridker, Pamela M Rist, Robert J Glynn, Rachel Broderick, Fengxin Lu, Meredith T Murray, Kathleen Vanni, Leah M Santacroce, Shady Abohashem, Philip M Robson, Zahi Fayad, Venkatesh Mani, Ahmed Tawakol, Joan Bathon: Reducing cardiovascular risk with immunomodulators: a randomised active comparator trial among patients with rheumatoid arthritis; in: Annals of Rheumatic Diseases, (veröffentlicht: 30.11.2022), Annals of Rheumatic Diseases
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: Rheuma in Zahlen, (Abruf: 11.12.2022), Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.