Nicht-alkoholische Fettleber kann zu Hirnfunktionsstörungen führen
Eine nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) kann laut einer aktuellen Studie auch das Gehirn beeinträchtigen. Die Ansammlung von Fett in der Leber scheint zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Gehirns zu führen und Entzündungen zu verstärken.
Ein internationales Forschungsteam hat einen eindeutigen Zusammenhang zwischen nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung und Hirnfunktionsstörungen festgestellt. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem „Journal of Hepatology“ veröffentlicht.
Fettleber weit verbreitet
Ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung weltweit und mehr als 80 Prozent der krankhaft fettleibigen Menschen leiden laut dem Forschungsteam an NAFLD. In mehreren früheren Studien seien zudem bereits negative Auswirkungen von ungesunder Ernährung und Fettleibigkeit auf die Hirnfunktion festgestellt worden.
Auch hatte eine Studie erst kürzlich anhand der Daten des nationalen schwedischen Patientenregisters einen Zusammenhang zwischen Fettlebererkrankungen und einem erhöhtem Demenz-Risiko festgestellt.
Untersuchung an Mäusen
In der aktuellen Forschungsarbeit wurden nun an Mäusen die Auswirkungen einer ernährungsbedingten nicht-alkoholischen Fettleber auf das Gehirn untersucht. Für die Studie wurden den Tieren zwei verschiedene Diäten verabreicht.
So erhielt die eine Hälfte der Mäuse eine Diät mit einem Fettanteil von höchstens zehn Prozent, während bei der anderen Hälfte der Fettanteil bei 55 Prozent lag. Nach 16 Wochen führten die Forschenden eine Reihe von Tests durch, um die Auswirkungen der beiden Diäten auf den Körper und insbesondere auf die Leber und das Gehirn zu vergleichen.
Insulinresistenz und Funktionsstörungen im Gehirn
Alle Mäuse, die die höheren Fettmengen zu sich nahmen, wurden fettleibig und entwickelten eine NAFLD, eine Insulinresistenz und eine Funktionsstörung des Gehirns, berichtet das Team. Zudem sei im Gehirn von Mäusen mit NAFLD ein niedriger Sauerstoffgehalt festzustellen gewesen.
Der niedrige Sauerstoffgehalt sei darauf zurückzuführen, dass die Krankheit die Anzahl und Dicke der Blutgefäße im Gehirn beeinträchtigt, die das Gewebe mit Sauerstoff versorgen, aber auch darauf, dass bestimmte Zellen mehr Sauerstoff verbrauchen, während sich das Gehirn entzündet.
Die Mäuse mit Fettlebererkrankung waren zudem ängstlicher und zeigten Anzeichen von Depressionen, während die Tiere mit gesunder Ernährung keine NAFLD oder Insulinresistenz entwickelten, sich normal verhielten und ein völlig gesundes Gehirn aufwiesen, so das Forschungsteam.
Welche Rolle spielt Monocarboxylat-Transporter 1?
In einem nächsten Schritt züchteten die Forschenden Mäuse, die geringere Mengen eines Ganzkörperproteins namens Monocarboxylat-Transporter 1 (MCT1) aufwiesen, einem Protein, das auf den Transport von Energiesubstraten spezialisiert ist, die von verschiedenen Zellen für ihre normale Funktion verwendet werden.
Als diese Mäuse mit der gleichen ungesunden fett- und zuckerreichen Diät wie die Mäuse im ersten Experiment gefüttert wurden, hatten sie keine Fettansammlung in der Leber und zeigten keine Anzeichen von Hirnfunktionsstörungen – sie waren vor beiden Krankheiten geschützt, berichtet das Forschungsteam.
Neue therapeutische Optionen
„Die Identifizierung von MCT1 als Schlüsselelement bei der Entwicklung von NAFLD und der damit verbundenen Hirnfunktionsstörung eröffnet interessante Perspektiven“, betont Studienautor Professor Luc Pellerin von der französischen Universität Poitiers. Dies zeige Mechanismen auf, die innerhalb der Leber-Hirn-Achse eine Rolle spielen, und weise auf ein mögliches therapeutisches Ziel hin.
Allerdings ist „es sehr besorgniserregend zu sehen, welche Auswirkungen die Fettansammlung in der Leber auf das Gehirn haben kann, vor allem, weil sie oft mild beginnt und viele Jahre lang unbemerkt bestehen kann“, ergänzt die Hauptautorin Dr. Anna Hadjihambi vom Roger Williams Institute of Hepatology.
Gesunde Ernährung schützt
Die Forschungsergebnisse deuten jedoch auch darauf hin, dass eine Reduzierung des Zucker- und Fettgehalts in unserer Ernährung dazu beitragen könnte, die Leber und das Gehirn vor Krankheiten wie Demenz und Depression zu schützen.
Eine Reduzierung der Zucker- und Fettmenge in unserer Ernährung ist nicht nur wichtig, um Fettleibigkeit zu bekämpfen, sondern auch, um die Leber zu schützen, die Gesundheit des Gehirns zu erhalten und das Risiko der Entwicklung von Krankheiten wie Depression und Demenz im Alter zu minimieren, resümiert Dr. Hadjihambi. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anna Hadjihambi, Christos Konstantinou, Jan Klohs, Katia Monsorno, Adrien Le Guennec, Chris Donnelly, I. Jane Cox, Anjali Kusumbe, Patrick S. Hosford, Ugo Soffientini, Salvatore Lecca, Manuel Mameli, Rajiv Jalan, Rosa Chiara Paolicelli, Luc Pellerin: Partial MCT1 invalidation protects against diet-induced non-alcoholic fatty liver disease and the associated brain dysfunction; in: Journal of Hepatology, Volume 78, ISSUE 1, 2023, journal-of-hepatology.eu
- King's College London: Research shows fatty liver disease endangers brain health (veröffentlicht 22.12.2022), kcl.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
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