Gesundheitlicher Verbraucherschutz in Zeiten der globalen Lebensmittelproduktion
Der globale Handel mit Lebensmitteln bringt nicht nur Vorteile in der Verfügbarkeit von Lebensmitteln mit sich, sondern stellt auch eine erhebliche Herausforderung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz dar. Mehrfach haben in der Vergangenheit bereits belastete Lebensmittel zu Masseninfektionen geführt, wobei die EHEC-Epidemie aus dem Jahr 2011 den bislang bekanntesten Vorfall dieser Art darstellen dürfte.
„Noroviren auf importierten Erdbeeren, Melamin-Zusätze in Milchprodukten oder falsch deklariertes Olivenöl – derartige Vorkommnisse haben inzwischen längst eine internationale Dimension“, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer aktuellen Pressemitteilung. Der globaler Lebensmittelhandel stelle den gesundheitlichen Verbraucherschutz vor neue Herausforderungen, welche auf dem internationalen Symposium „Risiken entlang globaler Lebensmittel-Warenketten“ des BfR am 18. und 19. Februar 2016 in Berlin erörtert werden sollen.
Wie sicher ist unser Essen?
Auf dem Symposium werden die Experten unter anderem der Frage nachgehen, wie sicher unser Essen angesichts einer globalisierten Lebensmittelproduktion noch ist und darstellen, welche Herausforderungen sich daraus für den gesundheitlichen Verbraucherschutz ergeben. „Für Verbraucherinnen und Verbraucher ermöglicht die zunehmende Globalisierung des Lebensmittelhandels, nahezu alle Arten von Lebensmitteln jederzeit und überall auf der Welt konsumieren zu können“, erläutert der BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Doch die „weltweiten und teilweise unübersichtlichen Warenketten stellen auch ganz neue Anforderungen an den gesundheitlichen Verbraucherschutz“, so Hensel weiter. Gemeinsam mit internationalen Partnern betreibe das BfR Forschungs- und Bewertungsarbeiten auf diesem Gebiet, die weiter intensiviert und vorangetrieben werden sollen.
Herausforderung für Unternehmen und Kontrollbehörden
Den Angaben des BfR zufolge spielt der globale Lebensmittelhandel für Deutschland eine wichtige Rolle. Deutschland habe allein im Jahr 2014 Lebens- und Genussmittel im Wert von 75,5 Milliarden Euro importiert, wobei rund drei Viertel dieser Importe/Einfuhren aus anderen europäischen Ländern kamen. Auch Lebensmittelimporte aus Nord- und Südamerika und Asien würden jedoch immer wichtiger. „Die steigende Komplexität und Internationalisierung der Warenketten, die zunehmend den Charakter von Netzwerken annehmen, stellt die beteiligten Lebensmittel- und Futtermittelunternehmen vor immer umfangreichere Aufgaben“, mahnt das BfR. Hier müssen nach Ansicht der Experten geeignete Verfahren und Systeme etabliert werden, die die Sicherheit der Produkte auch bei weltweit unterschiedlichen rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen gewährleisten können. Die zuständigen amtlichen Einrichtungen zur Lebensmittelsicherheit seien vor die gleiche Herausforderung gestellt, da ihnen die Aufgabe obliege, die Maßnahmen und Verfahren der Unternehmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu bewerten und zu kontrollieren.
Gewährleistung sicherer Lebens- und Futtermittel
Das zweitägige Symposium widmet sich dem BfR zufolge speziell der Entwicklungen der globalen und zunehmend komplexen Warenketten des letzten Jahrzehnts. Dabei sollen die Anforderungen, welche sich durch den weltweiten Handel an die verschiedenen Akteure ergeben haben (von der Urproduktion bis zum Vertrieb vor Ort) sowie potentielle neue Probleme für die öffentliche Gesundheit diskutiert werden. Ein weiterer Schwerpunkt des Symposiums seien die konkreten Aktivitäten zur Gewährleistung sicherer Lebens- und Futtermittel. In diesem Kontext werde „jeweils spezifisch auf die Gefahren im Bereich der Primärproduktion (Futtermittel und Tierbestand) bzw. in der Lebensmittelproduktion eingegangen“, berichtet das BfR. Auch würden Interventionsstrategien zur Minimierung möglicher gesundheitlicher Risiken diskutiert.
Softwaresysteme sollen helfen
Das BfR wird nach eigenen Angaben auf dem Symposium zudem seine Arbeiten und Lösungsansätze auf dem Gebiet der globalen Warenketten vorstellen. Beispielsweise stehe derzeit unter anderem die Entwicklung diverser Softwaresysteme im Zentrum der Forschungsarbeiten des BfR. Diese Systeme verfolgen das Ziel, eine Risikobewertung auch bei komplexen Sachverhalten zu ermöglichen, so die Mitteilung des Institutes. Einen weiteren Forschungsschwerpunkt bilden neue analytische Ansätze zur Gewährleistung der Authentizität von Lebensmitteln, berichtet das BfR. Mit Hilfe sogenannter nicht-zielgerichteter Verfahren solle es möglich werden, „charakteristische Fingerabdrücke eines Lebens- oder Futtermittels aufzunehmen und mit einer Referenzbibliothek zu überprüfen.“ So könnten zukünftig auch analytisch anspruchsvolle Fragestellungen, wie die der geographischen Herkunft von Produkten, beantwortet werden, erläutern die Experten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.