Wie sich soziale Kontakte auf Demenz auswirken
Rund 1,8 Millionen Menschen sind Schätzungen zufolge hierzulande von einer Demenzerkrankung betroffen – Tendenz steigend. Bei der Versorgung der Betroffenen stehen bislang medizinische und pflegerische Aspekte im Fokus. Eine neue Studie unterstreicht nun jedoch die sozialen Faktoren, die einen großen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben können.
Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) fanden heraus, dass demenzkranke Menschen oft mildere Krankheitsverläufe entwickeln, wenn sie in ihrem gewohnten Umfeld betreut werden und sozial eingebunden sind. Der Forschungsbericht ist auf der Webseite der DZNE einsehbar.
Soziale Aspekte bei Demenz-Behandlung berücksichtigen
„Mit der Diagnose Demenz kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf Angehörige einschneidende Veränderungen zu“, kommentiert Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Studie. Die Ergebnisse zeigen ihr zufolge deutlich, dass bei der Versorgung von Menschen auch soziale Aspekte im Vordergrund stehen müssen.
„Als Gesellschaft müssen wir alles dafür tun, dass Demenzkranke so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt in ihrem gewohnten Zuhause leben können und in soziale Aktivitäten eingebunden sind“, erklärt Ministerin Paus. Es sei wichtig, dass sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wertgeschätzt und wahrgenommen fühlen.
Psychosoziale Faktoren haben bei Demenz eine hohe Bedeutung
„Die intensiven Diskussionen mit den Studienteilnehmenden bestätigen, dass psychosoziale Faktoren eine hohe Bedeutung haben – sowohl für die Lebensqualität als auch für die Autonomie und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz“, ergänzt Professor Dr. Wolfgang Hoffmann, DZNE-Sprecher des Standorts Rostock/Greifswald.
Wie die Arbeitsgruppe durch die Studienergebnisse verdeutlichte, kann durch psychosoziale Aspekte gezielt der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden, wodurch Demenzerkrankte länger selbstbestimmt bleiben, was wiederum auch die pflegenden Angehörigen entlastet.
Demenzerkrankte stärker in den Alltag integrieren
Beispiele für psychosoziale Aspekte sind regelmäßige Besuche, gemeinsame Aktivitäten und das Einbinden von Demenzerkrankten in den Alltag. Dies lindere in vielen Fällen die Symptomatik der Krankheit.
„Ein zusprechendes, anerkennendes und liebevolles soziales Umfeld kann die positiven Auswirkungen psychosozialer Maßnahmen noch zusätzlich verstärken“, bestätigt Studienkoordinatorin Dr. Francisca S. Rodriguez.
Konkrete Handlungsempfehlungen
Die Forschenden leiten aus den Studienergebnissen konkrete Handlungsempfehlungen ab: Es sei wichtig, positive soziale Kontakte von Menschen mit Demenz zu stärken und die Gesellschaft über die Wichtigkeit sozialer Aspekte aufzuklären.
Auch die „Nationale Demenzstrategie der Bundesregierung“ arbeitet derzeit an konkreten Maßnahmen, mit denen Demenz-Betroffene besser in die Gesellschaft integriert und von Angehörigen stärker unterstützt werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- DZNE: Soziale Kontakte stärken Demenzkranke und können Krankheitsverläufe verbessern (veröffentlicht: 06.01.2023), dzne.de
- Bundesregierung: Nationale Demenzstrategie (Abruf: 06.01.2023), nationale-demenzstrategie.de
- DZNE-Forschungsbericht „Identifikation relevanter psychosozialer Maßnahmen in der Entstehung, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Demenz“ (PDF; Abruf: 06.01.2023), dzne.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.