Studie: Mehr Psychosen durch Cannabis-Legalisierung?
Der Konsum von Cannabis ist mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Psychosen verbunden. Daher wurde im Rahmen einer aktuellen Studie untersucht, ob durch die Legalisierung mehr Psychose-Fälle auftreten.
Ein amerikanisches Forschungsteam der University of Pennsylvania hat analysiert, ob die Legalisierung von Cannabis mit einem erhöhten Aufkommen von Psychose-Fällen verbunden ist. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „JAMA Network Open“ vorgestellt.
Verbindung zwischen Cannabis-Konsum und Psychosen
Eine frühere Studie, bei der vom Jahr 1969 bis 1983 schwedische Wehrpflichtige beobachtet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die regelmäßig Cannabis konsumierten, ein dreifach höheres Risiko für Schizophrenie hatten als Nichtkonsumenten.
Auch in zahlreichen anderen Studien wurden Verbindungen zwischen Cannabiskonsum und einem erhöhten Risiko für Psychose nachgewiesen. Umstritten ist jedoch, ob Cannabis tatsächlich eine kausale Rolle bei der Entstehung von Psychosen spielt oder ob Menschen mit Veranlagung für Psychosen eher dazu geneigt sind, Cannabis zu konsumieren.
Führt die Cannabis-Legalisierung zu mehr Psychosen?
Aufgrund des immer wieder beobachteten Zusammenhangs ging ein amerikanisches Forschungsteam der Frage nach, ob eine Legalisierung von Cannabis zu einer Erhöhung von Psychose-Fällen führt.
In 19 US-Bundesstaaten ist der Freizeitkonsum gestattet
Seit Juni 2022 ist medizinisches Cannabis in 38 US-Bundesstaaten legal. In 19 Staaten ist sogar der Freizeitkonsum erlaubt. Auch in Deutschland wird Cannabis zunehmend entkriminalisiert. Im Jahr 2024 ist eine vollständige Legalisierung geplant.
Da immer mehr Länder neue Cannabis-Gesetzte einführen, ist nach Ansicht der Arbeitsgruppe ein „gründliches und umfassendes Verständnis der potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen unerlässlich“.
Kein Zusammenhang zwischen Legalisierung und mehr Psychosen
Das Forschungsteam verglich daher die Raten von psychosebedingten Gesundheitsleistungen in den USA, die von Krankenkassen während der Jahre 2003 bis 2017 registriert wurden.
Dabei konnten die Forschenden keinen statistisch signifikanten Unterschied in den Raten von Psychose-bezogenen Diagnosen oder verschriebenen Antipsychotika in Staaten mit legalisiertem Cannabis im Vergleich zu Staaten ohne eine solche Politik feststellen.
Das zählte sowohl für Staaten, in denen nur der medizinische Gebrauch erlaubt ist als auch für Staaten, in denen auch der Freizeitkonsum gestattet ist.
Da die analysierten Daten nur bis zum Jahr 2017 reichten und mittlerweile in weiteren Staaten neue Cannabisrichtlinien eingeführt wurden, ist eine fortlaufende Bewertung dieses potenziellen Zusammenhangs nach Ansicht der Forschungsgruppe sinnvoll. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Holly Elser, Keith Humphreys, Mathew V. Kiang, et al.: State Cannabis Legalization and Psychosis-Related Health Care Utilization; in: JAMA Network Open (2023), jamanetwork.com
- MDR: Besitz, Konsum und Kauf von Cannabis bald legal? (veröffentlicht: 20.01.2023), mdr.de
- Andréasson S, Allebeck P, Engström A, Rydberg U. Cannabis and schizophrenia. A longitudinal study of Swedish conscripts. Lancet. 1987;2(8574):1483-1486. doi:10.1016/S0140-6736(87)92620-1, thelancet.com
- Zammit S, Allebeck P, Andreasson S, Lundberg I, Lewis G. Self reported cannabis use as a risk factor for schizophrenia in Swedish conscripts of 1969: historical cohort study. BMJ. 2002;325(7374):1199. doi:10.1136/bmj.325.7374.1199, bmj.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.