Warum wir ständig mehr Kalorien aufnehmen als wir brauchen
Übergewicht wird häufig auf den Konsum von zu viel Kalorien zurückgeführt. Doch laut aktueller Studie ist dies nur ein Teil des Problems. Neben Kalorien spielt demnach auch die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe eine große Rolle. Manche Kombinationen sorgen für eine regelrechte „Geschmacksexplosion“, die einen gemäßigten Konsum erschweren.
Forschende der University of Kansas und der National Institutes of Health (NIH) haben gezeigt, dass besonders geschmacksintensive Lebensmittel zu den drei häufigsten Ursachen für eine überhöhte Kalorienzufuhr zählen und bislang zu wenig Beachtung gefunden haben. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Food“ veröffentlicht.
Was bedeutet „hyper-palatable foods“?
Manche Lebensmittel sind so konzipiert, dass sie unsere Geschmacksknospen übermäßig stark ansprechen. Dies wird in der Regel mit einem hohen Gehalt an Zucker, Salz und Fett erreicht. Solche Nahrungsmittel werden im englischsprachigen Raum als „hyper-palatable“ bezeichnet, was so viel wie „übermäßig schmackhaft“ bedeutet.
Vor allem Süßigkeiten, Softdrinks, Fast Food und Fertiggerichte gehören in diese Kategorie, aber auch selbstgemachter Kuchen oder Pudding kann dazugehören.
Wenn Essen die Belohnungszentren im Gehirn aktiviert
Die spezielle Zusammensetzung der Lebensmittel führt dazu, dass beim Konsum die Belohnungszentren des Gehirns aktiviert werden, was oft zu einem übermäßigen Verzehr und zu einem Sucht-artigem Essverhalten führt. Typische Beispiele für solche Lebensmittel sind
- Kartoffelchips,
- Burger mit Käse und Speck,
- gezuckerte Softdrinks wie Cola und Limonade,
- Pizza mit Salami und Käse,
- Eis mit Schlagsahne und Sirup,
- Schokoriegel,
- Kekse,
- Kuchen,
- Pommes mit Ketchup und Mayonnaise,
- stark gezuckerte Frühstücksflocken.
Vier ernährungsbedinge Risikofaktoren für Übergewicht
Nach Angaben der Arbeitsgruppe wurden in frühen Studien bereits vier Merkmale der Ernährung identifiziert, mit denen ein besonders hohes Risiko für Übergewicht und Adipositas einhergeht. Dazu zählen:
- Der Energiegehalt, also die Kalorien pro Gramm.
- Die Größe der Portion.
- Die Geschwindigkeit des Essens.
- Der Anteil an geschmacksintensiven Inhaltsstoffen wie Zucker, Salz, Fett und einfachen Kohlenhydraten.
Geschmacksintensive Lebensmittel bislang kaum beachtet
Der letzte Punkt wurde erstmals in einer Studie aus dem Jahr 2019 von der Ernährungswissenschaftlerin Tera Fazzino beschrieben. Zuvor wurde der Fokus hauptsächlich auf die Kalorien der Speisen gelegt. Fazzino zeigte, dass bestimmte Zusammensetzungen ein Sucht-ähnliches Essverhalten hervorrufen, sodass es für Verbraucherinnen und Verbraucher erschwert ist, mit dem Verzehr aufzuhören.
„Wir wollten wissen, wie die Eigenschaften von Lebensmitteln mit hohem Genusswert in Kombination mit anderen Faktoren die Kalorienmenge beeinflussen, die eine Person bei einer Mahlzeit zu sich nimmt“, erläutert Studienleiterin Fazzino die Intention der aktuellen Arbeit.
Auswirkungen von 2.733 Mahlzeiten analysiert
Die Forschenden untersuchten die Bedeutung von besonders geschmacksintensiven Lebensmitteln und Speisen in vier unterschiedlichen Ernährungsmustern. Sie verglichen die Auswirkungen bei einer kohlenhydratarmen oder fettarmen Ernährung sowie einer Ernährungsweise, die entweder viele oder wenig verarbeitete Produkte enthält. Insgesamt 2.733 Mahlzeiten wurden in der Analyse berücksichtigt.
Diese drei Faktoren führen zu erhöhter Kalorienaufnahme
Auf diese Weise wollte die Arbeitsgruppe die Auswirkungen von besonders geschmacksintensiven Lebensmitteln auf die Entstehung von Übergewicht verstehen, um daraus mögliche Empfehlungen zur Gewichtskontrolle abzuleiten.
Wie sich zeigte, waren vor allem drei Faktoren dafür verantwortlich, dass bei einer Mahlzeit zu viele Kalorien aufgenommen werden:
- Der Anteil von kalorienreichen Zutaten.
- Die Essgeschwindigkeit.
- Der Anteil von geschmacksintensiven Zutaten wie Zucker, Salz und Fett in der Speise.
Besonders geschmacksintensive Zutaten sind nach Angaben des Forschungsteams in allen vier untersuchten Ernährungsarten durchweg mit einer erhöhten Aufnahme von Kalorien verbunden und könnten somit ein bislang zu wenig beachteter Faktor für die Entstehung von Übergewicht sein. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Kansas: Research shows impact of 'hyper-palatable' foods across four diets (veröffentlicht: 30.01.2023), today.ku.edu
- Fazzino, T.L., Courville, A.B., Guo, J. et al. Ad libitum meal energy intake is positively influenced by energy density, eating rate and hyper-palatable food across four dietary patterns. Nat Food (2023). https://doi.org/10.1038/s43016-022-00688-4, nature.com
- Tera L. Fazzino, Kaitlyn Rohde, Debra K. Sullivan, et al.: Hyper-Palatable Foods: Development of a Quantitative Definition and Application to the US Food System Database; in: Obesity (2019), onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.