Viele Kosmetikfirmen haben sich noch nicht von hormonell wirksamen Inhaltsstoffen verabschiedet
Kosmetikprodukte enthalten oftmals bedenkliche Substanzen, die bei täglichem Kontakt mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden sind. So hatte die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 im Zuge ihres „Kosmetik-Check 2013/2014“ in rund einem Drittel der getesteten Kosmetikprodukte hormonell wirksame Inhaltsstoffe gefunden und die Unternehmen aufgefordert, „diese potentiell gesundheitsgefährlichen Stoffe aus den Kosmetikprodukten zu verbannen.“ Nun wurden die Kosmetika erneut überprüft und Besserung war nur teilweise in Sicht.
„Vor zwei Jahren fanden wir in rund einem Drittel der überprüften Kosmetikprodukte hormonell wirksame Inhaltsstoffe“ und „appellierten an Industrie und Handel diese gesundheitlich bedenklichen Stoffe aus den Kosmetikprodukten zu verbannen“, so die Mitteilung von Global 2000. Bei der erneuten Überprüfung konnten die Experten jetzt zwar deutliche Verbesserungen feststellen. Doch leider habe „noch immer rund jedes vierte untersuchte Kosmetikprodukt hormonell wirksame Inhaltsstoffe wie Parabene, UV-Filter oder andere Stoffe“ enthalten, welche im Verdacht stehen, „hormonelle Steuerungsprozesse zu stören und so die menschliche Gesundheit, insbesondere die von Schwangeren und Kindern, zu schädigen“, berichtet die Umweltschutzorganisation.
Mehr als 500 Körperpflegeprodukte überprüft
In der aktuellen Untersuchung überprüften die Experten „jene drei Produktgruppen, die schon bei unserem ersten Kosmetik-Check 2013/2014 im Fokus standen: Zahnpasten (174 Artikel), Bodylotions (231 Artikel) und Aftershaves (126 Artikel)“, erläutert Global 2000. Erworben wurden die Produkte „bei den Drogeriemärkten dm, Müller und BIPA (REWE Group), sowie bei den Handelsketten Hofer und Spar.“ Insgesamt seien 531 Körperpflegeprodukte anhand der Herstellerangaben auf der Verpackung dahingehend überprüft worden, ob sie Stoffe enthalten, die auf der EU-Prioritätenliste für hormonell wirksame Chemikalien in der Kategorie 1 oder 2 gelistet sind.
Verbesserungen gegenüber dem ersten Kosmetik-Check
Die Wissenschaftler wurden bei elf Prozent der untersuchten Zahnpasten und bei 21 Prozent der untersuchten Bodylotions fündig und konnten hormonell wirksame Kosmetikinhaltsstoffe nachweisen. Angesichts der Ergebnisse aus der Untersuchung vor zwei Jahren durchaus positive Zahlen. Der Anteil hormonbelasteter Produkte bei Zahnpasten und Bodylotions habe sich seit dem ersten Kosmetikcheck etwa halbiert, berichtet Global 2000. Bei den Rasierwässern sei jedoch keine Verbesserung feststellbar gewesen. Hier hätten – ähnlich wie im ersten Check – rund 40 Prozent der untersuchten Artikel hormonell wirksame UV-Filter und UV-Absorber enthalten. Leicht rückläufig sei indes der mitunter recht problematische Einsatz von vergälltem Alkohol.
Jedes vierte Kosmetikprodukt mit hormonell wirksamen Inhaltsstoffen
Laut Global 2000 macht der Rückgang bei den hormonell belasteten Kosmetikprodukten deutlich, dass sich zumindest Teile der Kosmetikindustrie von hormonell wirksamen Inhaltsstoffen abwenden. Entscheidender Vorreiter beim Ausstieg aus Kosmetik-Hormonen sei der Handel. Dieser habe bereits begonnen Eigenmarken hormonfrei zu machen. Weiterhin enthalte jedoch immer noch rund jedes vierte untersuchte Kosmetikprodukt hormonell wirksame Inhaltsstoffe. Dies ist den Angaben der Experten zufolge auch vor dem Hintergrund kritisch zu bewerten, dass sich Hinweise für einen Beitrag von hormonell wirksamen Chemikalien in Alltagsprodukten „an der weltweiten Zunahme von Diabetes, Übergewicht, Fortpflanzungsstörungen, Brust- und Prostatakrebs, Herz-Kreislauferkrankungen und kognitiven Störungen“ zuletzt massiv verdichtet haben.
Zertifizierte Naturkosmetik garantiert frei von hormonell wirksamen Chemikalien
Nicht ohne Grund seien die meisten der überprüften Inhaltsstoffe, wie beispielsweise alle Parabene, auf der EU-Prioritätenliste für hormonell wirksame Chemikalien in der höchsten Kategorie (Kat.1) eingestuft, betont Global 2000. Für sie wurden bereits eindeutig hormonschädigende Effekte bei Tieren festgestellt. Zudem würden vieler dieser Stoffe – so wie echte Hormone – bereits in sehr kleinen Konzentrationen ihre Wirkung entfalten. Einen solchen „Niedrigdosiseffekt“ zeige auch das meist verwendete Kosmetik-Hormon „Methylparaben“. Zwar sei dies alles „noch kein abschließender Beweis dafür, dass Parabene und andere hormonell wirksame Kosmetikinhaltsstoffe die menschliche Gesundheit schädigen, die vorliegenden Hinweise sollten aber ausreichend Grund für den vorsorglichen Verzicht auf diese besorgniserregenden Stoffe sein“, so das Fazit der Umweltschutzorganisation. Garantiert frei von hormonell wirksamen Chemikalien seien zertifizierte Naturkosmetikprodukte. (fp)
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