Einfluss der Kalorienaufnahme auf die Alterung
Wenn Menschen die Anzahl der zu sich genommenen Kalorien um 25 Prozent einschränken, verlangsamt dies ihren Alterungsprozess, was ebenfalls mit einer deutlichen Reduzierung des Risikos eines vorzeitigen Todes um bis zu 15 Prozent verbunden zu sein scheint.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Pennsylvania State University (PSU) wurde untersucht, wie sich eine Kalorienrestriktion bei gesunden erwachsenen Menschen auf den biologischen Alterungsprozess auswirkt. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Aging“ publiziert.
Studie mit 220 Teilnehmenden
Das Team teilte zunächst 220 Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe nahm eine normale Ernährung zu sich, während die andere Gruppe eine Ernährung mit einer Kalorienrestriktion von 25 Prozent verzehrte.
Wie wurde die biologische Alterung gemessen?
Die Forschenden analysierten Blutproben der Teilnehmenden, um deren biologische Alterung zu bestimmen. Diese Blutproben wurden vor der Intervention, nach einer Nachbeobachtungszeit von zwölf Monaten und erneut nach einer Nachbeobachtunsgszeit von 24 Monaten genommen.
Die Fachleute nutzten Biomarker, um das Tempo und den Fortschritt der biologischen Alterung über die Dauer der Studie zu bestimmen. Dafür fand eine Analyse von Methylierungsmarkierungen auf DNA statt, welche aus weißen Blutkörperchen gewonnen wurden.
Solche DNA-Methylierungsmarkierungen regulieren die Expression von Genen und es ist laut dem Team bekannt, dass sie während der Alterungsprozesse Veränderungen unterliegen.
Drei epigenetische Uhren untersucht
Zunächst konzentrierten sich die Forschenden bei ihrer Analyse auf drei Messungen der DNA-Methylierungsdaten, welche auch als epigenetische Uhren bezeichnet werden. Solche epigenetischen Uhren sind molekulare Marker, die als Indikatoren für den Alterungsprozess einer Zelle oder eines Gewebes verwendet werden.
Epigenetische Uhren können dazu beitragen, den Alterungsprozess zu verstehen, indem sie zeigen, wie sich epigenetische Veränderungen mit der Zeit verhalten und wie sie mit bestimmten Krankheiten des Alters in Verbindung stehen.
Maß der Alterung bestimmt
Die ersten beiden Messungen betrafen die sogenannte PhenoAge- und die GrimAge-Uhr, welche zur Schätzung des biologischen Alters verwendet wurden. Diese Messungen lieferten ein statisches Maß dafür, wie stark eine Person gealtert ist, erläutert das Team.
Geschwindigkeit der Alterung untersucht
Die dritte Messung betraf das sogenannte DunedinPACE. Dies bezeichnet ein Maß zur Einschätzung, mit welchem Tempo der Alterungsprozess oder mit welcher Geschwindigkeit der biologische Verfall im Laufe der Zeit voranschreitet. Daher kann DunedinPACE als eine Art von Geschwindigkeitsmesser des Alterungsprozesses betrachtet werden.
Die Fachleute stellten fest, dass die Kalorienrestriktion nur Einfluss auf das DunedinPace hatte, die anderen beiden epigenetischen Uhren dagegen nicht betroffen waren.
„Der Unterschied in den Ergebnissen deutet darauf hin, dass Messungen der Dynamik des Alterns wie DunedinPACE empfindlicher auf die Auswirkungen von Interventionen reagieren als Messungen des statischen biologischen Alters“, erläutert Studienautor Dr. Calen Ryan in einer Pressemitteilung der Columbia University’s Mailman School of Public Health.
Kalorienrestriktion verlangsamt Tempo der Alterung
Der Mediziner fügt hinzu, dass in der aktuellen Studie Hinweise dafür identifiziert wurden, dass eine Kalorienrestriktion das Alterungstempo beim Menschen verlangsamt. Die Ergebnisse der Untersuchung ermöglichen zudem einzuschätzen, welche Art der Auswirkungen beispielsweise intermittierendes Fasten oder eine zeitlich begrenzte Ernährung haben könnten.
Die Kalorienrestriktion war in der Studie mit einer Verlangsamung des Alterungsprozesses um zwei bis drei Prozent verbunden, was laut den Forschenden in anderen Studien zu einem um zehn bis 15 Prozent geringeren Mortalitätsrisiko führte. Diese Auswirkungen auf die Alterung sind vergleichbar mit denen einer Intervention zur Raucherentwöhnung, fügt das Team hinzu.
Wie wirkt sich Kalorienrestriktion langfristig aus?
Die Teilnehmenden stehen unter weiterer Beobachtung, um herauszufinden, ob die Intervention langfristige Auswirkungen auf das Altern hat. Hierzu berichten die Fachleute, dass in anderen Studien langsamere DunedinPACE bereits mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Behinderungen und Demenz in Verbindung gebracht wurde.
Das Team untersucht jetzt, wie sich eine Kalorienrestriktion langfristig auswirkt und ob die bereits beobachteten Kurzzeiteffekte zu einer längerfristigen Verringerung von altersbedingten chronischen Krankheiten oder deren Risikofaktoren führen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- R. Waziry, C. P. Ryan, D. L. Corcoran, K. M. Huffman, M. S. Kobor, et al.: Effect of long-term caloric restriction on DNA methylation measures of biological aging in healthy adults from the CALERIE tria; in: Nature Aging (veröffentlicht 09.02.2023), Nature Aging
- Columbia University's Mailman School of Public Health: Calorie Restriction Slows Pace of Aging in Healthy Adults (veröffentlicht 09.02.2023), Columbia University's Mailman School of Public Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.