Neuer Angriffspunkt bei Alzheimer identifiziert
Ein Forschungsteam aus England analysierte mithilfe modernster Technik Proben von Alzheimer-Betroffenen und entdeckte so neue Moleküle, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung stehen. Gleichzeitig enthüllen die Ergebnisse neue Angriffspunkte für zukünftige Behandlungen.
Forschende des King’s College London in England entdeckten verschiedene Proteine, die mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung stehen. Die Ergebnisse, die kürzlich in dem Fachblatt „Alzheimer’s & Dementia“ vorgestellt wurden, offenbaren neue Angriffspunkte und Therapieansätze.
Was ist das ATN-Netzwerk?
In Studien der vergangenen Jahre wurden verschiedene Biomarker entschlüsselt, die mit Alzheimer verbunden sind und mit denen das Stadium der Krankheit eingeschätzt werden kann. Zu diesen Markern zählen Plaques der Proteine Amyloid (A) und Tau (T). Außerdem findet im Zuge der Alzheimer-Krankheit eine Neurodegeneration (N) statt, also eine Rückentwicklung des Gehirns.
Diese drei Marker werden als ATN-Netzwerk oder ATN-Framework bezeichnet und bieten eine Methode zur Klassifizierung der Krankheit. Dennoch lassen sich anhand dieser Merkmale nur teilweise die komplexen pathologischen Prozesse erklären, die zum Entstehen und Fortschreiten von Alzheimer führen.
Unbekannte molekulare Veränderungen identifiziert
Durch die umfangreiche Auswertung konnte die Arbeitsgruppe des King’s College London erstmals ein Zusammenspiel zwischen Veränderungen im ATN-Netzwerk, genetischen Faktoren und bislang unbekannten molekularen Veränderungen aufdecken und dabei potentielle neue Ziele für die Therapie enthüllen.
Ursache von Alzheimer: Zwei wichtige neue Entdeckungen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machten zwei wichtige neue Entdeckungen, die kausal mit der Entstehung der Alzheimer-Krankheit verbunden sind:
- Zum einen identifizierte das Team eine Verbindung zwischen dem Protein PCSK7 und Veränderungen im ATN-Netzwerk. Diese Entdeckung hat nach Einschätzung der Forschungsgruppe ein „großes Potenzial als Therapieziel, da PCSK7 in einer Region zu finden ist, die für Gedächtnisstörungen verantwortlich sein könnte“.
- Zum anderen fand das Team heraus, dass bei Alzheimer ein Protein namens RCN2 und wesentliche Lipide, die als Sphingomyeline bezeichnet werden, verändert sind. Diese Veränderungen scheinen über das sogenannte APOE-Gen vermittelt zu werden, welches in früheren Studien bereits als einer der häufigsten genetischen Risikofaktoren für Alzheimer identifiziert wurde.
Verbindung zwischen Gefäßerkrankungen und Demenz
„Diese Studie ist selten und aussagekräftig, da wir die einmalige Gelegenheit haben, modernste statistische Methoden anzuwenden, um eine Momentaufnahme verschiedener biologischer Systeme zu erhalten, wie sie miteinander verbunden sind und wie sie mit der Alzheimer-Krankheit zusammenhängen“, resümiert Studien-Co-Leiterin Dr. Petroula Proitsi vom King’s College London.
Die entdeckten Veränderungen weisen auf eine mögliche vaskuläre Komponente der Alzheimer-Krankheit hin und stellen einen wichtigen gemeinsamen Mechanismus zwischen Gefäßerkrankungen und Demenz dar. Die Forschenden drängen darauf, dass diese Verbindungen näher untersucht werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- King's College London: Big data initiative discovers new causal pathways in Alzheimer's (veröffentlicht: 16.02.2023), kcl.ac.uk
- Shi, L, Xu, J, Green, R, et al.: Multiomics profiling of human plasma and cerebrospinal fluid reveals ATN-derived networks and highlights causal links in Alzheimer's disease; in: Alzheimer's Dement. (2023) , alz-journals.onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.