Lachen für die Herzgesundheit
Lachen ist die beste Medizin – im Volksmund wird dies schon lang übermittelt. Tatsächlich kann Lachen dazu beitragen, die Abwehrkräfte zu stärken, den Stresspegel zu senken und Glückshormone zu produzieren. Die positiven Effekte des Lachens lassen sich medizinisch sogar gezielt zur Förderung der Herzgesundheit nutzen. Ein renommierter Kardiologe berichtet über das Humortraining.
Kardiologe Professor Dr. Peter Ong ist Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Seine Klinikerfahrungen mit Lachen und Humortraining bei Patientinnen und Patienten mit Angina pectoris teilt der Facharzt in einem aktuellen Podcast der Deutschen Herzstiftung.
Lachen ist die beste Medizin
Lachen ist nicht nur die beste, sondern auch die günstigste Medizin, weiß Professor Ong aus seiner Erfahrung als Kardiologe. Beim Lachen weiten sich die Blutgefäße, wodurch die Atmung gefördert wird. Zudem ist das Lachen mit wenig Nebenwirkungen verbunden.
In Kinderkrankenhäusern haben sich Clowns bereits etabliert, um den kranken Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Schmerz und Krankheit sind so für einige Momente wie weggeblasen. Doch Humor hat nicht nur bei Kindern eine medizinisch relevante Wirkung auf den Körper – auch Erwachsene profitieren von einem herzhaften Lachen.
Mit Humor das Herz trainieren
„Humor und Lachen reduzieren Stress und die Konzentration des Stresshormons Cortisol kann durch ein siebenwöchiges Humortraining deutlich sinken“, erklärt Kardiologe Ong. Im Rahmen einer aktuellen Studie hat Professor Ong mit seinen Kolleginnen und Kollegen nachgewiesen, wie Lachen zur Therapie von Angina pectoris beitragen kann.
Was ist Angina pectoris?
Angina pectoris bedeutet „enge Brust“. Sie entsteht in der Regel durch eine Verengung der Herzkranzgefäße, wodurch die betroffenen Bereiche nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Vor allen bei körperlicher Anstrengung oder bei Stress entstehen bei den Betroffenen häufig plötzlich auftretende starke Schmerzen in der Herzgegend.
Der Schmerz hält zwar in den meisten Fällen nur wenige Minuten an, doch durch den Sauerstoffmangel stirbt vermehrt Herzgewebe ab, wodurch langfristig unter anderem das Risiko für Herzinfarkt steigt.
Lachen hat mehrere positive Effekte auf den Körper
Nach Angaben von Professor Ong hat das Humortraining nicht nur einen positiven Effekt auf das Herz, sondern kann auch depressive Stimmung mildern. Durch das siebenwöchige Training wird zudem die allgemeine Erheiterbarkeit gestärkt, wodurch Betroffene motiviert werden, zum Lachen nicht mehr in den Keller zu gehen.
Warum Wut, Ärger und Stress unser Herz schädigen
Emotionen wie Wut und Ärger sowie Stresssituationen sorgen dafür, dass im Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Dadurch wird der Herzschlag beschleunigt und die Gefäße verengen sich. Als Folge daraus steigt auch der Blutdruck im Gefäßsystem.
Lachen ist das perfekte Gegenmittel
Lachen ist laut Kardiologe Ong das perfekte Gegenmittel für diesen Prozess, denn beim Lachen werden Glückshormone (Endorphine) und Serotonin sowie Immunglobuline ausgeschüttet, wodurch nicht nur die körpereigene Abwehr gestärkt, sondern auch das Stresshormon Adrenalin unterdrückt wird. Darüber hinaus sinkt beim Lachen der Spiegel des Stress-Hormons Cortisol.
Humor kann trainiert werden
Wie Professor Ong durch die Studienergebnisse belegt hat, kann ein Humortraining über sieben Wochen stressreduzierend wirken und langfristig die Cortisol-Konzentration senken. Durchgeführt wird das Training von speziell ausgebildeten Psychologinnen und Psychologen.
Unter den Teilnehmenden waren Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Angina pectoris, die unter starken Brustschmerzen litten, die therapeutisch nicht mehr zu lindern waren. Dementsprechend war der Leidensdruck der Betroffenen hoch.
Auswirkungen des siebenwöchigen Humortrainings
Durch das gezielte Humortraining sank der allgemeine Stresshormonspiegel bei den Teilnehmenden und die depressive Stimmung „verschwand merklich“, so Ong. Auch waren die Probandinnen und Probanden nach dem Training leichter zu erheitern, wodurch die positiven Effekte des Lachens auch nach dem Training schneller und häufiger hervorgerufen werden können.
Medizinisches Potenzial von Lachen weitgehend ungenutzt
Ungeklärt ist derzeit jedoch noch, wie lange diese Effekte anhalten. Dies will das Team nun untersuchen, indem die Teilnehmenden des Humortrainings weiter beobachtet werden. „Wir sind fest davon überzeugt, dass hier ein bisher noch zu wenig genutztes Potenzial liegt“, unterstreicht Kardiologe Ong.
Gerade bei Herz-Kreislauferkrankungen könne Lachen die Beschwerden verbessern und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen – insbesondere wenn auch nach dem Training eigenständig weitergelacht wird. Hierfür können sich Betroffene beispielsweise in Selbsthilfegruppen organisieren. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Lachen ist Medizin – auch fürs Herz (veröffentlicht: 20.02.2023), herzstiftung.de
- Podcast der Deutschen Herzstiftung: Lachen ist Medizin fürs Herz – wie Humortraining hilft (Abruf: 21.02.2023), herzstiftung.de
- M. Voss, B. Wild, E. von Hirschhausen, P. Ong, et al.: Effekt von Humortraining auf Stress, Heiterkeit und Depression bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und therapierefraktärer Angina pectoris Effect of humor training on stress, cheerfulness and depression in patients with coronary artery disease and refractory angina pectoris; in: Herz (2019), DOI: 10.1007/s00059-019-4813-8, link.springer.com
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Angina Pectoris (Abruf: 21.02.2023), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.