Wie wirkt sich Konsum von Cannabis auf das Herz aus?
Der tägliche Konsum von Cannabis erhöht offenbar das Risiko einer koronaren Herzkrankheit (KHK) deutlich. Dies könnte weitreichende Folgen für die öffentliche Gesundheit haben, insbesondere angesichts der zunehmenden weltweiten Cannabis-Legalisierung.
Die Legalisierung von Cannabis in vielen US-Bundesstaaten ermöglichte eine neue, umfassende Studie über die möglichen langfristigen kardiovaskulären Auswirkungen des Konsums. Die Ergebnisse dieser Studie wurden jetzt auf der jährlichen wissenschaftlichen Sitzung des American College of Cardiology vorgestellt.
Daten von 175.000 Personen analysiert
Für die neue Studie analysierte das Team Daten des All of Us Research Program der National Institutes of Health, das Informationen über die Gesundheit und die Gewohnheiten von 175 000 Menschen enthält.
Die Forscherinnen und Forscher analysierten den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Cannabiskonsums und dem Auftreten koronarer Herzkrankheiten. In den Datensätzen wurde nicht unterschieden, wie Cannabis konsumiert wurde, z. B. ob es geraucht oder gegessen wurde.
Was ist eine Cannabiskonsumstörung?
Der Zusammenhang zwischen einer Cannabiskonsumstörung und einer koronaren Herzkrankheit wurde mit Hilfe der Mendelschen Randomisierung ermittelt. Eine sogenannte Cannabiskonsumstörung ist den Forschenden zufolge gekennzeichnet durch häufigen Konsum und (psychische) Abhängigkeit.
34 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Experten fanden heraus, dass der Cannabiskonsum mit einem um 34 Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist, verglichen mit Menschen, die nie Cannabis konsumiert haben.
Laut dem Team war bei Teilnehmenden mit einer Cannabiskonsumstörung zudem ein höheres Risiko für koronare Herzkrankheiten festzustellen.
„Wir haben herausgefunden, dass Cannabiskonsum mit koronarer Herzkrankheit in Verbindung steht, und es scheint eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu geben, bei der häufigerer Cannabiskonsum mit einem höheren Risiko für koronare Herzkrankheit einhergeht“, berichtet Studienautor Dr. Ishan Paranjpe in einer Pressemitteilung.
Ergebnisse früherer Studien haben gezeigt, dass Tetrahydrocannabinol (THC), das Molekül, das für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich ist, auf Rezeptoren im zentralen Nervensystem, im Herzen und in den Blutgefäßen wirkt, so die Forscher weiter.
Diese Wechselwirkung zwischen THC und den Blutgefäßen könne dazu führen, dass Cannabis Entzündungen und die Ablagerung von Plaque fördert, was zu einer koronaren Herzkrankheit führt.
Was ist eine koronare Herzkrankheit?
Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste Form von Herzkrankheiten. Sie entsteht, wenn die Arterien, die das Herz mit Blut versorgen, durch Cholesterinablagerungen verengt werden.
Symptome einer koronaren Herzkrankheit
Eine koronare Herzkrankheit äußert sich in der Regel durch Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit und Müdigkeit. Die KHK kann auch zu einem lebensbedrohlichen Herzinfarkt führen.
Konsum im Arztgespräch offen ansprechen
Die Ergebnisse der neuen Studie deuten laut dem Team darauf hin, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten der Risiken des Cannabiskonsums bewusst sein sollten. Daher sei es sinnvoll, bei ärztlichen Untersuchungen und Gesprächen offen über den Konsum zu sprechen, damit geeignete Maßnahmen zur Überwachung der Herzgesundheit ergriffen werden können.
„Was die Botschaft für die öffentliche Gesundheit betrifft, so zeigt die Studie, dass es wahrscheinlich gewisse Schäden durch Cannabiskonsum gibt, die bisher nicht erkannt wurden, und die Menschen sollten dies berücksichtigen“, fügt Dr. Paranjpe hinzu.
Es bleibt noch hinzuzufügen, dass Cannabidiol (CBD) nicht unbedingt die gleichen Auswirkungen hat wie THC, was auch für die Verbindung zur koronaren Herzkrankheit gilt, erläutern die Forschenden.
Neue Ansätze zur Prävention und Therapie
Die neuen Studienergebnisse könnten auch neue Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung von Herzerkrankungen eröfffnen. „Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Ergebnisse aufregend, weil sie darauf hindeuten, dass es neue medikamentöse Ziele und Mechanismen geben könnte, die wir erforschen können, um diesen Weg in Zukunft zu kontrollieren“, resümiert Dr. Paranjpe.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American College of Cardiology: Frequent Marijuana Use Linked to Heart Disease (veröffentlicht 24.02.2023), American College of Cardiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.