Weniger Sitzen verbessert die Herzgesundheit
Wenn Menschen Zeit, die sie mit sitzenden Tätigkeiten verbringen, durch Bewegung ersetzen, ist dies mit einem deutlich geringeren Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden.
Viele Menschen in Deutschland sind von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, die nach Angaben der Fachleute des Robert Koch-Instituts (RKI) mit rund 40 Prozent aller Todesfälle die häufigste Todesursache in Deutschland bilden. Besonders verbreitet sind dabei koronare Herzkrankheiten, der Herzinfarkte und der Schlaganfälle.
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Als wichtigste Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die von den Betroffenen selbst gut beeinflusst werden können, nennt das RKI Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht.
Darüber hinaus gibt es aber auch verschiedene Verhaltensweisen, die einen erheblichen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben können. So beeinflussen vor allem Rauchen, körperliche Inaktivität und ungesunde Ernährung, ob Menschen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickeln oder nicht.
Kürzlich hat sich in einer neuen Studie zudem gezeigt, dass Cannabis mit einem stark erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden ist.
Sitzen erhöht Risiko für koronare Herzkrankheit
In Bezug auf die körperlichen Aktivität scheint insbesondere die Zeit, die mit sitzenden Tätigkeiten verbracht wird, einen signifikanten Einfluss auf das Risiko der koronaren Herzkrankheit zu haben.
So wurde zum Beispiel bereits festgestellt, dass ein geringerer Fernsehkonsum (der in der Regel im Sitzen erfolgt) mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden ist. Die an der Untersuchung beteiligten Forschenden kamen zu dem Schluss, dass eine Reduzierung des Fernsehkonsums etwa jede zehnte koronare Herzkrankheit verhindern könnte.
Bewegung statt Sitzen
In einer aktuellen Studie von Fachleuten der Tulane University wurde jetzt analysiert, wie es sich auf das Risiko einer koronaren Herzkrankheit auswirkt, wenn Menschen die Zeit, die sie im Sitzen verbringen, durch verschiedene körperliche Aktivitäten ersetzen. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Mayo Clinic Proceedings“ veröffentlicht.
Das Team analysierte die Daten von 455.298 Teilnehmende der UK Biobank, die bei Studienbeginn nicht an einer koronaren Herzkrankheit litten. Die Fachleute ermittelten, wie viel Zeit die Teilnehmenden mit sitzenden Tätigkeiten wie Autofahren oder Fernsehen verbrachten.
Die Forschenden versuchten außerdem abzuschätzen, wie viel Zeit die Teilnehmenden mit alltäglichen körperlichen Aktivitäten verbrachten (zum Beispiel Spazierengehen oder Heimwerken) und wie viel Zeit sie täglich mit strukturierten körperlichen Aktivitäten verbrachten (verschiedene Sportarten).
Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von elf Jahren traten insgesamt 20.162 Fälle koronarer Herzkrankheiten auf.
Effektiver Schutz durch mehr Bewegung und Sport
Bei den weiteren Analysen zeigte sich, dass die im Sitzen verbrachte Zeit signifikant mit einem höheren Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit verbunden war.
Außerdem stellten die Forschenden fest, dass das Risiko für koronare Herzkrankheiten um drei bis zwölf Prozent sank, wenn Teilnehmende 30 Minuten Zeit im Sitzen durch verschiedene körperliche Aktivitäten ersetzten.
Wurde eine Stunde der täglichen Zeit, die normalerweise mit Tätigkeiten im Sitzen verbracht wurde, durch verschiedene körperliche Aktivitäten ersetzt, reduzierte dies das Risiko für koronare Herzkrankheiten sogar um sechs bis 23 Prozent, berichtet das Team.
Zudem sei das Risiko einer koronaren Herzkrankheit besonders stark gesunken, wenn die Teilnehmenden die Zeit, die sie mit sitzenden Tätigkeiten verbrachten, durch anstrengende körperliche Aktivitäten ersetzten.
Ingesamt sprechen die Studienergebnisse eindeutig dafür, die Zeit im Sitzen zu reduzieren und stattdessen in irgendeiner Form körperlichen Aktivitäten nachzugehen, um das Risiko einer koronaren Herzkrankheit zu senken. Spazierengehen oder Heimwerken reicht dabei bereits aus, um eine signifikante Wirkung zu erzielen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rober Koch-Institut: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Abruf 13.07.2023), RKI
- Xiang Li, Hao Ma, Tao Zhou, Lu Qi: Replacing Sedentary Behavior Time With Physical Activities, Recommended Physical Activity, and Incident Coronary Heart Disease; in: Mayo Clinic Proceedings (veröffentlicht Volume 98, ISSUE 1, P111-121, Januar 2023), Mayo Clinic Proceedings
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.