Wie gefährlich ist Candida auris?
Laut einer aktuellen Untersuchung kam es in den USA in den letzten Jahren zu einem dramatischen Anstieg mit hochansteckenden Pilzinfektionen. Auslöser ist der neu auftretende Pilz Candida auris, der erst im Jahr 2009 als Krankheitserreger entdeckt wurde. Expertinnen und Experten befürchten, dass die Fälle von Pilzinfektionen in den nächsten Jahren weltweit ansteigen werden.
Forschende des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) analysierten Überwachungsdaten zur Ausbreitung des Pilzes Candida auris in den USA und stellten dabei einen dramatischen Anstieg der Infektionen während der Corona-Pandemie fest. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ vorgestellt.
Was ist Candida auris?
Candida auris ist ein Hefepilz, der beim Menschen schwere Infektionen verursachen kann. Er wurde erst im Jahr 2009 in Japan als Krankheitserreger identifiziert und ist seitdem in vielen Ländern der Welt aufgetreten.
Infektionen mit Candida auris betreffen am häufigsten Menschen, die im Krankenhaus liegen oder deren Immunsystem geschwächt ist. Er kann eine Reihe von Komplikationen verursachen, darunter Blutvergiftungen (Spesis), Wundinfektionen und Ohrinfektionen.
Candida auris als „dringende Bedrohung“ eingestuft
Seit den ersten Infektionen mit Candida auris in den USA im Jahr 2016 kam es immer wieder zu Ausbrüchen mit schweren Krankheitsverläufen, zum Teil mit tödlichem Verlauf. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC stufte Candida auris als „dringende Bedrohung“ ein.
Laut den Studienergebnissen stiegen die Fälle im Jahr 2019 im Vergleich zu den Vorjahren um 44 Prozent an. Im Jahr 2021 stellte das Team einen 95-prozentigen Anstieg der Infektionen fest. Der Anteil von resistenten Krankheitserregern verdreifachte sich sogar.
Candida auris ist häufig multiresistent, breitet sich leicht in Gesundheitseinrichtungen aus und sorgt für schwere Infektionen mit hohen Sterblichkeitsraten. Insbesondere für Pflegeeinrichtungen und Intensivstationen stellt der Pilz eine große Gefahr dar.
Anteil der resistenten Pilze wuchs drastisch
Beunruhigend ist dem Forschungsteam zufolge vor allem, dass der Anteil der Pilze, die gegen eine Erstlinienbehandlung resistent waren, im Jahr 2021 rund dreimal so hoch war wie in den beiden vorangegangenen Jahre.
Die Expertinnen und Experten halten es für wahrscheinlich, dass die Situation durch die Corona-Pandemie verschärft wurde, unter anderem durch Ausrüstungsengpässe, erhöhte Anzahl von Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen sowie durch einen verstärkten Einsatz von antimikrobiellen Mitteln.
Candida auris in Deutschland
In Deutschland kam es ebenfalls bereits zu einigen Fälle mit Candida auris-Infektionen. Große Infektionswellen konnten bislang jedoch verhindert werden. Im Jahr 2022 gab es beispielsweise einen Vorfall in der Charité Berlin, der schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. Dennoch herrscht auch hierzulande erhöhte Alarmbereitschaft. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Meghan Lyman, Kaitlin Forsberg, Joseph Sexton, et al.: Worsening Spread of Candida auris in the United States, 2019 to 2021; in: Annals of Internal Medicine (2023), acpjournals.org
- Carl Hinrichs, Miriam Wiese-Posselt, Barbara Graf, et al: Successful control of Candida auris transmission in a German COVID-19 intensive care unit; in: Mycoses (2022), onlinelibrary.wiley.com
- Deutsches Ärzteblatt: Candida auris: Steckbrief eines neuen Pilzes (Stand 2019) , aerzteblatt.de
- American College of Physicians: Cases and transmission of highly contagious fungal infections see dramatic increase between 2019 and 2021 (veröffentlicht: 20.03.2023), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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