Fit sein gleicht negative Auswirkungen von Bluthochdruck teilweise aus
Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leidet an Bluthochdruck. Ein zu hoher Blutdruck ist ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Forschende berichten nun, dass körperliche Fitness helfen kann, die negativen Auswirkungen von Hypertonie teilweise auszugleichen.
Laut einer in dem „European Journal of Preventive Cardiology“, einer Zeitschrift der European Society of Cardiology (ESC), veröffentlichten Studie kann ein hohes Fitnessniveau das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern mit Bluthochdruck (Hypertonie) verringern.
Erste Studie dieser Art
„Dies war die erste Studie, die die gemeinsamen Auswirkungen von Fitness und Blutdruck auf das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, untersucht hat“, wird der Studienautor Professor Jari Laukkanen von der University of Eastern Finland in einer Mitteilung der ESC zitiert.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fitness hilft, sich vor einigen der negativen Auswirkungen von Bluthochdruck zu schützen.“
Eine der Hauptursachen für vorzeitigen Tod
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge leiden weltweit fast 1,3 Milliarden Erwachsene im Alter von 30 bis 79 Jahren an Bluthochdruck. Hypertonie ist ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall und weltweit eine der Hauptursachen für vorzeitigen Tod.
Frühere Studien haben gezeigt, dass eine hohe kardiorespiratorische Fitness mit einer längeren Lebensdauer verbunden ist.
Fast 30 Jahre dauernde Untersuchung
Die nun veröffentlichte Studie untersuchte das Zusammenspiel von Blutdruck, Fitness und dem Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Untersuchung umfasste 2.280 Männer im Alter von 42 bis 61 Jahren, die in Ostfinnland lebten und an der Kuopio-Risikofaktorstudie für ischämische Herzkrankheiten teilnahmen.
Grundlegende Messungen wurden zwischen 1984 und 1989 durchgeführt. Dazu gehörten der Blutdruck und die kardiorespiratorische Fitness, die als maximale Sauerstoffaufnahme beim Fahren eines stationären Fahrrads bewertet wurde. Der Blutdruck wurde als normal oder hoch und die Fitness als niedrig, mittel oder hoch eingestuft.
Das Durchschnittsalter bei Studienbeginn betrug 53 Jahre. Die Teilnehmer wurden bis 2018 nachbeobachtet.
Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 29 Jahren gab es 644 Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Todesrisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde analysiert, nachdem Alter, Body-Mass-Index (BMI), Cholesterinspiegel, Raucherstatus, Typ-2-Diabetes, koronare Herzkrankheit, Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, sozioökonomischer Status und C-reaktives Protein (ein Entzündungsmarker) berücksichtigt wurden.
Wenn nur der Blutdruck betrachtet wird, war Bluthochdruck im Vergleich zu Normalwerten mit einem um 39 Prozent erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Mortalität verbunden. Wenn nur die Fitness betrachtet wird, war eine niedrige Fitness im Vergleich zu hohen Werten mit einer um 74 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit eines kardiovaskulären Todes verbunden.
Um die gemeinsamen Assoziationen von Blutdruck und Fitness mit dem Risiko eines kardiovaskulären Todes zu bewerten, wurden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt: 1) normaler Blutdruck und hohe Fitness (dies war die Referenzgruppe für den Vergleich); 2) normaler Blutdruck und geringe Fitness; 3) Hypertonie und hohe Fitness; 4) Bluthochdruck und geringe Fitness.
Mehr als doppelt so hohes Risiko für kardiovaskulären Tod
Männer mit hohem Blutdruck und geringer Fitness hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko für kardiovaskulären Tod im Vergleich zu Männern mit normalem Blutdruck und hoher Fitness.
Wenn Männer mit Hypertonie ein hohes Fitnessniveau aufwiesen, blieb ihr erhöhtes Risiko für ein kardiovaskuläres Risiko bestehen, war aber schwächer: Es war 55 Prozent höher als bei Männern mit normalem Blutdruck und hoher Fitness.
„Sowohl hoher Blutdruck als auch ein niedriges Fitnessniveau waren jeweils mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskulären Tod verbunden. Ein hohes Fitnessniveau schwächte das erhöhte Risiko einer kardiovaskulären Mortalität bei Männern mit erhöhtem Blutdruck ab, beseitigte es jedoch nicht“, erläuterte Professor Laukkanen.
Regelmäßige Bewegung und Vermeidung von Übergewicht
In dem Papier heißt es: Der Umstand, dass die kardiorespiratorische Fitness das Risiko einer kardiovaskulären Sterblichkeit bei Menschen mit hohem Blutdruck nicht vollständig eliminieren kann, könnte teilweise auf die starke, unabhängige und kausale Beziehung zwischen Blutdruck und kardiovaskulären Erkrankungen zurückzuführen sein.
Professor Laukkanen schloss: „Die Kontrolle des Blutdrucks sollte ein Ziel bei Personen mit erhöhten Werten bleiben. Unsere Studie weist darauf hin, dass Männer mit Bluthochdruck auch darauf abzielen sollten, ihre Fitness durch regelmäßige körperliche Aktivität zu verbessern. Zusätzlich zu regelmäßiger Bewegung kann die Vermeidung von Übergewicht die Fitness verbessern.“
Die ESC-Richtlinien empfehlen, dass Erwachsene jeden Alters mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche aerobe körperliche Aktivität mit mittlerer Intensität oder 75 bis 150 Minuten pro Woche mit intensiver körperlicher Aktivität oder eine gleichwertige Kombination anstreben sollten, um frühzeitige Todesfälle jeglicher Ursache zu reduzieren. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Society of Cardiology: Being fit partially offsets negative impact of high blood pressure, (Abruf: 26.03.2023), European Society of Cardiology
- Jari A Laukkanen, Sae Young Jae, Sudhir Kurl, Setor K Kunutsor: High fitness levels attenuate the increased risk of cardiovascular deaths in individuals with high systolic blood pressure; in: European Journal of Preventive Cardiology, (veröffentlicht: 23.03.2023), European Journal of Preventive Cardiology
- World Health Organization (WHO): Hypertension, (Abruf: 26.03.2023), www.who.int
- Frank L J Visseren, François Mach, Yvo M Smulders, David Carballo, Konstantinos C Koskinas, Maria Bäck, Athanase Benetos, Alessandro Biffi, José-Manuel Boavida, Davide Capodanno, Bernard Cosyns, Carolyn Crawford, Constantinos H Davos, Ileana Desormais, Emanuele Di Angelantonio, Oscar H Franco, Sigrun Halvorsen, F D Richard Hobbs, Monika Hollander, Ewa A Jankowska, Matthias Michal, Simona Sacco, Naveed Sattar, Lale Tokgozoglu, Serena Tonstad, Konstantinos P Tsioufis, Ineke van Dis, Isabelle C van Gelder, Christoph Wanner, Bryan Williams, ESC Scientific Document Group: 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: Developed by the Task Force for cardiovascular disease prevention in clinical practice with representatives of the European Society of Cardiology and 12 medical societies With the special contribution of the European Association of Preventive Cardiology (EAPC); in: European Heart Journal, (veröffentlicht: 30.08.2021), European Heart Journal
Wichtiger Hinweis:
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