Sind Eier „Cholesterinbomben“?
Das Osterfest steht vor der Tür. Traditionell werden an diesen Feiertagen besonders häufig Eier verzehrt. Allerdings verzichten viele Menschen auch darauf, denn Eier gelten bei manchen als wahre „Cholesterinbomben“, die für ungesund hohe Blutfettwerte sorgen. Können sie aber wirklich den Cholesterinspiegel erhöhen?
Bei vielen Menschen dürfen zu Ostern hartgekochte gefärbte Eier nicht fehlen. Allerdings haben Eier oft auch den Ruf, ungesund zu sein und das Cholesterin zu erhöhen. Was es damit auf sich hat, erklärt die Verbraucherzentrale Südtirol in einer aktuellen Mitteilung.
Ausgezeichnete Proteinquelle
Wie die Fachleute hervorheben, ist das Ei zunächst einmal eine ausgezeichnete Eiweißquelle und das Lebensmittel mit der höchsten biologischen Proteinwertigkeit: die im Ei enthaltenen essenziellen, also unentbehrlichen, Aminosäuren kann der menschliche Körper sehr effizient nutzen, um daraus körpereigenes Protein aufzubauen.
Darüber hinaus liefert das Ei Fette, Mineralstoffe, darunter Kalzium, Phosphor und Eisen, B-Vitamine und fettlösliche Vitamine (A, D, E, K). Tatsächlich enthalten Eier auch Cholesterin, pro Ei sind es zwischen 200 und 300 Milligramm.
Großteil des benötigten Cholesterins stellt der Körper selbst her
Im menschlichen Körper erfüllt Cholesterin wichtige, unverzichtbare Funktionen. Es ist Bestandteil der Zellmembranen und unter anderem an der Bildung von Hormonen wie Testosteron und Östrogen sowie von Vitamin D beteiligt.
Unser Körper bildet sogar selbst Cholesterin und ist auf die Zufuhr über die Nahrung gar nicht angewiesen. Etwa zwei Drittel des benötigten Cholesterins stellt der Körper im Allgemeinen selbst her, vor allem in der Leber.
Rund ein Drittel wird über die Nahrung, konkret über tierische Lebensmittel, aufgenommen. Bei gesunden Personen bleibt der Cholesterinspiegel im Blut weitgehend konstant.
Wenn über die Nahrung mehr Cholesterin aufgenommen wird, reguliert der Körper die Eigenproduktion und reduziert diese. Störungen des Fettstoffwechsels und Krankheiten können aber einen dauerhaft erhöhten Cholesterinspiegel mit sich bringen – und ein solcher lässt wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen.
Kaum Einfluss auf den Blutcholesterinspiegel
Obwohl Hühnereier relativ viel Cholesterin enthalten, beeinflusst die Menge an Eiern, die gegessen wird, den Blutcholesterinspiegel kaum, wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) berichtet.
Das zeigt auch eine in der Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlichte Studie des Population Health Research Institute (PHRI) der McMaster University (Kanada) und des Krankenhausnetzwerks Hamilton Health Sciences.
„Ein moderater Eierkonsum, der bei den meisten Menschen etwa ein Ei pro Tag beträgt, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Mortalität nicht, auch wenn in der Vergangenheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes aufgetreten sind“, so die PHRI-Wissenschaftlerin Mahshid Dehghan in einer Mitteilung.
„Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Eiern und dem Cholesterin im Blut, seinen Bestandteilen oder anderen Risikofaktoren festgestellt“, sagt die Forscherin.
Maßvoller Konsum gilt als unbedenklich
Inzwischen verzichten Ernährungsempfehlungen in der Regel auf eine Obergrenze für den Verzehr von Eiern.
„Ein maßvoller Konsum von Eiern gilt heute als unbedenklich, sogar ein bis zwei Eier täglich werden von so manchem Ernährungsmediziner als unproblematisch angesehen“, erläutert Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol.
„Umwelt- und klimafreundlicher ist letztendlich aber eine Ernährungsweise, die pflanzenbasiert ist und tierische Lebensmittel nur in geringen bis moderaten Mengen beinhaltet“, meint die Expertin.
Bei grünen Eiern teilweise höhere Cholesterinwerte
Übrigens: Die Behauptung, Eier mit grüner Schale würden weniger Cholesterin als braune oder weiße Eier enthalten, gehört in das Reich der Mythen.
Tatsächlich wurden bei grünen Eiern teilweise sogar höhere Cholesterinwerte festgestellt als bei Eiern anderer Hühnerrassen. Die grünen Eier stammen von den Araucana-Hühnern, die südamerikanischen Ursprungs sind.
Im Unterschied zu anderen Hühnerrassen lagern sie in die Eierschale nicht das Pigment Bilirubin, sondern Biliverdin ein. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Südtirol: Erhöht der Verzehr von Eiern den Cholesterinspiegel?, (Abruf: 04.04.2023), Verbraucherzentrale Südtirol
- Bundeszentrum für Ernährung: Cholesterin: Mythos Frühstücksei, (Abruf: 04.04.2023), Bundeszentrum für Ernährung
- Mahshid Dehghan, Andrew Mente, Sumathy Rangarajan, Viswanathan Mohan, Scott Lear, Sumathi Swaminathan, Andreas Wielgosz, Pamela Seron, Alvaro Avezum, Patricio Lopez-Jaramillo, Ginette Turbide, Jephat Chifamba, Khalid F AlHabib, Noushin Mohammadifard, Andrzej Szuba, Rasha Khatib, Yuksel Altuntas, Xiaoyun Liu, Romaina Iqbal, Annika Rosengren, Rita Yusuf, Marius Smuts, AfzalHussein Yusufali, Ning Li, Rafael Diaz, Khalid Yusoff, Manmeet Kaur, Biju Soman, Noorhassim Ismail, Rajeev Gupta, Antonio Dans, Patrick Sheridan, Koon Teo, Sonia S Anand, Salim Yusuf: Association of egg intake with blood lipids, cardiovascular disease, and mortality in 177,000 people in 50 countries; in: American Journal of Clinical Nutrition, (veröffentlicht: 21.01.2020), American Journal of Clinical Nutrition
- McMaster University: An egg a day not tied to risk of heart disease, (Abruf: 04.04.2023), McMaster University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.