Maulbeeren könnten verdauungsfördernde Medikamente ersetzen
Die Weiße Maulbeere (Morus alba) ist ein kleiner Laubbaum, der in China heimisch ist, aber mittlerweile in vielen Teilen der Welt angebaut wird. Der Baum ist besonders beliebt für seine saftigen und süßen Früchte, die nicht nur lecker sind, sondern auch bioaktive Substanzen beinhalten, die unter anderem förderlich für die Verdauung sind.
Ein koreanisches Forschungsteam zeigte im Rahmen einer aktuellen Studie, dass die bioaktiven Substanzen aus den Früchten der Weißen Maulbeere bei Mäusen ähnlich effektiv wirken, wie Medikamente gegen Verdauungsstörungen – jedoch ohne die Nebenwirkungen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Nutrients“ vorgestellt.
Seit Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet
Morus alba ist in China und Korea nicht nur wegen der leckeren Früchte beliebt, sondern wird dort auch wegen den vielen Flavonoiden und Polysacchariden, die die Blätter, Wurzelrinde, Zweige und Früchte enthalten, seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet.
Maulbeerbaum-Blätter reduzieren schlechtes Cholesterin
Die Blätter des Weißen Maulbeerbaums sind beispielsweise reich an sogenannten Phytosterinen. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die strukturelle Ähnlichkeit mit Cholesterin aufweisen. In mehreren Tierstudien konnte bereits belegt werden, dass diese Substanzen den LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes Cholesterin“) senken und gleichzeitig den HDL-Cholesterinspiegel („gutes Cholesterin“) erhöhen können.
Maulbeeren weisen prokinetische Aktivität auf
In der aktuellen Studie fokussierte sich die Arbeitsgruppe aus Korea auf die prokinetische Aktivität der Früchte. Das heißt, Maulbeeren besitzen ähnliche medizinische Eigenschaften wie sogenannte Prokinetika, die bei Magen-Darm-Problemen verabreicht werden, wie beispielsweise bei
- Übelkeit und Erbrechen,
- Sodbrennen,
- Entleerungsstörungen,
- Völlegefühl,
- Reflux.
Prokinetika sollen solche Beschwerden lindern und damit verbundene Entzündungen vorbeugen, können jedoch auch Nebenwirkungen verursachen. Einige wirksame Prokinetika wurden sogar aufgrund ihrer Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen oder ihre Nutzung wurde eingeschränkt.
Wirkung kann mit Medikamenten mithalten
Das Team konnte nachweisen, dass die prokinetischen Substanzen in der Maulbeere bei Mäusen eine vergleichbare Wirksamkeit gegen Magen-Darm-Beschwerden hatten, wie die Prokinetika Cisaprid und Metoclopramid.
Cisaprid wurde in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, vom Markt genommen, da der Wirkstoff Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Metoclopramid wird zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen verabreicht, verursacht aber häufig Nebenwirkungen wie Schwindel und Müdigkeit.
Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass die bioaktiven Substanzen der Maulbeer-Frucht als wirksame und nebenwirkungsfreie Alternative zu Cisaprid und Metoclopramid eingesetzt werden könnten. Dies müsste sich jedoch vorerst noch in einer klinischen Studie an Menschen bestätigen.
Maulbeerbaum wächst auch in Deutschland
Morus alba ist weitgehend winterhart und kann auch in Deutschland angepflanzt werden, insbesondere an sonnigen, warmen und geschützten Standorten. Die Weiße Maulbeere toleriert deutlich mehr Frost als die Schwarze Maulbeere. Gerade junge Pflanzen sollten im Winter etwas geschützt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tae Sik Sung, Seung-Bum Ryoo, Chang-Hyun Lee, et al.: Prokinetic Activity of Mulberry Fruit, Morus alba L.; in: Nutrients (2023), mdpi.com
- Yingying Liu, Yinghui Li, Yi Xiao, et al.: Mulberry leaf powder regulates antioxidative capacity and lipid metabolism in finishing pigs; in: Animal Nutrition (2020), ncbi.nlm.nih.gov
- Jianbo Huang, Yangpeng Wang, Chao Ying Lei Liu and Zhaohuan Lou: Effects of mulberry leaf on experimental hyperlipidemia rats induced by high-fat diet; in: Experimental and Therapeutic Medicine (2018), ncbi.nlm.nih.gov
Wichtiger Hinweis:
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