Zecken-Ausbreitung: Ganz Deutschland ist FSME-Endemie-Gebiet
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist nach Angaben der Universität Hohenheim in Stuttgart eine unterschätzte Krankheit. Die Fallzahlen sowie die Risikogebiete, in denen Infektionen auftreten, sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Ursache hierfür sind Zecken, die von den milden Wintern profitieren.
Auf einer Pressekonferenz am Freitag, den 14.04.2023 erklärte Professorin Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim, dass ganz Deutschland fortan als Endemie-Gebiet für FSME betrachtet werden muss. Grund hierfür sei die Ausbreitung von Zecken, deren Populationen durch die milden Winter stetig ansteigen.
Zecken sind jetzt nahezu ganzjährig aktiv
„Damit die Zecke im Winter nicht überlebt, braucht es richtig knackig tiefe Temperaturen, die auch einmal wochenlang andauern“, unterstreicht Professorin Mackenstedt, die Leiterin des Fachgebietes Parasitologie der Universität Hohenheim.
Frost von -15 Grad Celsius sei in den letzten Jahren immer seltener geworden – selbst in den Alpen. Die Folge: Zecken bleiben auch in den kälteren Monaten aktiv, im manchen Gebieten sogar ganzjährig.
Zecken können FSME übertragen
Mit der ansteigenden Zecken-Population steigen auch die Fallzahlen der Erkrankungen, deren Erreger von den Zecken übertragen werden. Hier ist vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis zu nennen
FSME sollte nicht unterschätzt werden
„Als Krankheit sollte die FSME nicht unterschätzt werden“, warnt der Mikrobiologe Professor Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Zu den bekanntesten Symptomen gehören ihm zufolge Gehirn- und Hirnhautentzündungen.
Doch die Krankheit manifestiere sich auch durch andere Beschwerden, die einer Sommergrippe ähneln mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Erbrechen.
Bei Kindern wird FSME oft zu spät erkannt
„Inzwischen wissen wir ebenfalls, dass die FSME auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen kann“, hebt der Mikrobiologe hervor. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Symptome und einem „uncharakteristischen Krankheitsbeginn“ komme es gerade bei Kindern oft zu einer verspäteten Diagnose oder sogar zu Fehldiagnosen.
Für keine Region hierzulande kann Entwarnung gegeben werden
Die Fachleute betonen, dass für „keine Region in Deutschland Entwarnung“ gegeben werden kann. „Was die FSME betrifft, ist Deutschland inzwischen ein bundesweites Endemie-Gebiet“, bestätigt Prof. Dr. Mackenstedt.
Hochrisikogebiete sind Baden-Württemberg und Bayern
Als Hochrisikogebiete gelten Baden-Württemberg und Bayern. Mehr als 80 Prozent der FSME-Fälle treten in diesen beiden Bundesländern auf. Zu den Hotspots zählt beispielsweise der Landkreis Ravensburg.
In Süddeutschland kursieren verschiedene FSME-Stämme
Insbesondere in Süddeutschland ist nach Angaben von Prof. Dr. Mackenstedt die Situation sehr dynamisch. Sie verweist auf Untersuchungen, die gezeigt haben, dass sich dort bereits verschiedene FSME-Stämme etabliert haben. Diese genetische Vielfalt bei den Erregern wurde bislang nur im Süden Deutschlands beobachtet.
Vorhersage für Risikogebiete gestaltet sich schwierig
Ein weiteres Phänomen sei, dass die Fallzahlen in manchen Regionen innerhalb eines Jahres rapide ansteigen, im nächsten Jahr jedoch wieder abnehmen. Dies mache die genaue Vorhersage von Risikogebieten sehr schwierig. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Hohenheim: Klimawandel begünstigt Ausbreitung von Zecken & FSME (veröffentlicht: 14.04.23), uni-hohenheim.de
- Deutsches Ärzteblatt: FSME: Deutschland aufgrund des Klimawandels Endemiegebiet (veröffentlicht: 14.04.23), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.