Verbindung zwischen Blutdruck und Handy-Telefonaten
Es scheint eine Verbindung zwischen dem Telefonieren mit dem Smartphone und Bluthochdruck zu geben. In einer aktuellen Forschungsarbeit zeigte sich, dass Menschen, die ihr Smartphone mehr als 30 Minuten in der Woche zum Telefonieren benutzen, ein stark erhöhtes Risiko für Bluthochdruck aufweisen.
In der Studie von Fachleuten der chinesischen Southern Medical University wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und neu auftretendem Bluthochdruck besteht. Die Ergebnisse sind in dem „European Heart Journal – Digital Health“ veröffentlicht.
88 Prozent aller Teilnehmenden nutzten ein Handy
Die Untersuchung umfasste 212.046 Teilnehmende im Alter von 37 bis 73 Jahren, welche Teil der UK Biobank-Studie waren und nicht an Bluthochdruck litten. Die Teilnehmenden waren zu 62 Prozent Frauen und insgesamt nutzten 88 Prozent von ihnen ein Handy.
Als Handy-Nutzerin beziehungsweise -Nutzer wurde dabei definiert, wer mindestens einmal pro Woche ein Mobiltelefon verwendete, um damit Anrufe zu tätigen oder zu empfangen. Die Fachleute bestimmten die Smartphone-Nutzung mit Hilfe eines Touchscreen-Fragebogens, der Angaben zu den Jahren der Nutzung, den wöchentlichen Handy-Telefonaten und der Verwendung von Freisprechanlagen umfasste.
Handynutzung ein Risikofaktor?
Während der medianen Nachbeobachtungszeit von zwölf Jahren entwickelten 13.984 Teilnehmende (rund sieben Prozent) Bluthochdruck, wobei Nutzende von Mobiltelefonen ein sieben Prozent höheres Risiko für Bluthochdruck aufwiesen, als Menschen, die überhaupt keine Handys nutzten, berichtet das Team.
In den genaueren Analysen sei deutlich geworden, dass bei Teilnehmenden, die 30 bis 59 Minuten pro Woche mit ihrem Handy telefonierten, das Risiko für neu auftretenden Bluthochdruck um acht Prozent erhöht war, verglichen mit Teilnehmenden, die weniger als fünf Minuten wöchentlich mit dem Smartphone telefonierten.
Bei Personen, die wöchentlich eine bis drei Stunden telefonierten, war das Risiko um 13 Prozent erhöht, bei wöchentlich vier bis sechs Stunden Handy-Telefonaten um 16 Prozent und bei mehr als sechs Stunden pro Woche um 25 Prozent – jeweils im Vergleich zu Teilnehmenden mit weniger als fünf Minuten Handy-Telefonaten wöchentlich, berichten die Forschenden.
Wenn ohnehin ein genetisches Risiko für Bluthochdruck vorlag, sei die Wirkung der Handy-Telefonate besonders negativ ausgefallen. So habe sich bei Betroffenen ab 30 Minuten Handy-Telefoanten pro Woche das Bluthochdruckrisiko um 33 Prozent erhöht, verglichen mit Teilnehmende, die weniger als 30 Minuten pro Woche mit dem Smartphone telefonierten.
Gesprächszeit unter 30 Minuten kein Risiko
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Telefonieren mit dem Handy keinen Einfluss auf das Risiko der Entwicklung von Bluthochdruck hat, solange die wöchentliche Gesprächszeit unter einer halben Stunde bleibt“, betont Studienautor Professor Xianhui Qin in einer Pressemitteilung.
„Es ist die Anzahl der Minuten, die man mit dem Handy telefoniert, die für die Herzgesundheit von Bedeutung ist, wobei mehr Minuten ein höheres Risiko bedeuten“, fügt der Mediziner hinzu. Seit wie vielen Jahren das Handy genutzt wird oder ob Freisprecheinrichtungen verwendet werden, habe hingegen keinen Einfluss auf das Bluthochdruck-Risiko.
Laut Professor Qin ist nun weitere Forschung zu dem Thema erforderlich und bis dahin sei es ratsam, das Telefonieren mit dem Handy auf ein Minimum zu beschränken, um die Gesundheit des Herzens zu erhalten.
Da fast drei Viertel der Weltbevölkerung ab einem Alter von zehn Jahren ein Mobiltelefon besitzen, seien die Studienergebnisse von besonderer Tragweite. Viele der knapp 1,3 Milliarden Menschen mit Bluthochdruck weltweit könnten diesen nach Ansicht der Forschenden aufgrund ihrer Handynutzung entwickelt haben.
Dies sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Mobiltelefone geringe Mengen an Hochfrequenzenergie abstrahlen, was mit einem Anstieg des Blutdrucks nach kurzer Exposition in Verbindung gebracht werde. Da Bluthochdruck auch ein Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle ist, scheint die angeratene Minimierug der Smartphone-Telefonate durchaus ratsam. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ziliang Ye, Yanjun Zhang, Yuanyuan Zhang, Sisi Yang, Mengyi Liu, et al.: Mobile phone calls, genetic susceptibility, and new-onset hypertension: results from 212 046 UK Biobank participants; in: European Heart Journal - Digital Health (veröffentlicht 04.05.2023), European Heart Journal - Digital Health
- European Society of Cardiology: Mobile phone calls linked with increased risk of high blood pressure (veröffentlicht 04.05.2023), ESC
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.