Wie wirken sich Schlafprobleme auf den Aufbau des Gehirns aus?
Schlafapnoe und weniger im Tiefschlaf verbrachte Zeit scheinen an Veränderungen im Gehirn beteiligt zu sein, die mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle, Alzheimer und kognitiven Verfall verbunden sind.
In einer neuen Studie von Fachleuten der Mayo Clinic (USA) wurde untersucht, wie bestimmte Parameter des Schlafs mit Biomarkern für zerebrovaskuläre Erkrankungen bei älteren Erwachsenen mit obstruktiver Schlafapnoe verbunden sind. Die Ergebnisse können in dem englischsprachigen Fachjournal „Neurology“ nachgelesen werden.
140 Personen mit Schlafapnoe untersucht
Das Team untersuchte für die neue Forschungsarbeit insgesamt 140 Personen mit obstruktiver Schlafapnoe im durchschnittlichen Alter von 73 Jahren. Die Teilnehmenden unterzogen sich einem Gehirnscan und nahmen an einer nächtlichen Untersuchung in einem Schlaflabor teil.
Von diesen Personen litten 34 Prozent unter einer leichten Schlafapnoe, 32 Prozent waren von einer mittleren Schlafapnoe betroffen und 34 Prozent wiesen eine schwere Schlafapnoe auf. Zum Zeitpunkt des Eintritts in die Untersuchung waren alle Teilnehmenden frei von kognitiven Problemen und bis zum Ende der Studie entwickelte niemand Demenz, berichten die Fachleute.
Dauer des Tiefschlafs wurde ermittelt
Die Forschenden untersuchten, wie viel Zeit die Teilnehmenden im Tiefschlaf verbrachten, der auch als Non-REM-Stadium 3 bezeichnet wird und als wichtiger Marker für die Schlafqualität gilt. Beispielsweise hilft der Tiefschlaf ungesunde Abfallstoffe aus dem Gehirn zu entfernen. Außerdem ist Tiefschlaf wichtig für die Lernfähigkeit des Gehirns.
Zudem analysierten die Fachleute auch Biomarker für die Gesundheit der weißen Substanz des Gehirns. Diese Biomarker zeigen an, wie gut die weiße Substanz des Gehirns noch erhalten ist. Die weiße Substanz ist wiederum wichtig für die Verbindung zwischen verschiedenen Teilen des Gehirns.
Zunahme der Hyperintensität der weißen Substanz
Es zeigte sich, dass bereits jede Abnahme des Prozentsatzes des Tiefschlafs um zehn Punkte zu einer Zunahme der Hyperintensität der weißen Substanz führte, welche auf ein hohes zünftiges Risiko für Demenz und kognitiven Abbau hinweist. Diese Auswirkungen auf das Gehirn entsprachen dem Effekt eines um 2,3 Jahre höheren Alters, erläutert das Team.
Außerdem wiesen Betroffene zusätzlich auch eine geringere sogenannte axonale Integrität im Gehirn auf (ein Maß für die Erhaltung und Gesundheit der Nervenfasern), die den Auswirkung einer Alterung um drei Jahren ähnelte, fügen die Forschenden hinzu.
Auswirkungen einer schweren Schlafapnoe
Menschen mit schwerer Schlafapnoe hatten generell ein größeres Volumen an Hyperintensitäten der weißen Substanz, als dies bei Personen mit leichter oder mittlerer Schlafapnoe, berichtet das Team. Menschen mit schwerer Schlafapnoe hätten zudem eine geringere axonale Integrität im Gehirn aufgewiesen.
Da die untersuchten Biomarker Anzeichen für frühe zerebrovaskuläre Erkrankungen darstellen, sei die Erkenntnis, dass schwere Schlafapnoe und eine Verringerung des Tiefschlafs mit diesen Biomarkern in Verbindung stehen, wichtig um zu verstehen, wie mögliche Veränderungen an Gehirn verhindert oder zumindest aufgehalten werden können.
Beschleunigter kognitiver Abbau durch Schlafapnoe?
„Es muss noch weiter geforscht werden, um herauszufinden, ob sich Schlafprobleme auf diese Gehirn-Biomarker auswirken oder umgekehrt. Wir müssen auch untersuchen, ob Strategien zur Verbesserung der Schlafqualität oder die Behandlung von Schlafapnoe die Entwicklung dieser Biomarker beeinflussen können“, so Studienautor Dr. Diego Z. Carvalho in einer Pressemitteilung.
Klare Verbindung zwischen Schlaf und Gesundheit des Gehirns
Somit lässt sich festhalten, dass es eine klare Verbindung zwischen Schlafapnoe und der Hyperintensität der weißen Substanz gibt, die das Risiko für einen vorzeitigen kognitiven Abbau und verschiedene Erkrankungen zu erhöhen scheint.
Dies deutet einerseits auf die wichtige Rolle des Schlafs für die körperliche und auch die geistige Gesundheit hin, andererseits machen die Ergebnisse klar, dass Schlafapnoe ein Problem ist, welches keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Bei länger vorliegenden Schlafproblemen ist es sinnvoll, sich ärztliche Hilfe zu suchen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diego Z. Carvalho, Stuart J. McCarter, Erik K. St Louis, Scott A Przybelski, Kohl L. Johnson Sparrman, et al.: Association of Polysomnographic Sleep Parameters With Neuroimaging Biomarkers of Cerebrovascular Disease in Older Adults With Sleep Apnea; in: Neurology (veröffentlicht 10.05.2023), Neurology
- American Academy of Neurology: Sleep Apnea, Lack of Deep Sleep Linked to Worse Brain Health (veröffentlicht 10.05.2023), AAN
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.