Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen, wobei die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den besonders schwerwiegenden Folgen zählt. Das FSME-Risiko scheint dabei in zeitlich versetztem Zusammenhang mit dem Pollenflug zu stehen.
Ein italienisches Forschungsteam hat in einer aktuellen Studie untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Pollenflugdaten und dem Risiko der durch Zecken übertragenen FSME in Norditalien besteht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Je mehr Zecken, umso größer das Risiko
Die durch Zecken übertragene FSME wird durch ein Flavivirus verursacht, das Tiere und auch Menschen infizieren kann. Bis vor wenigen Jahren bestand nur in bestimmten Risikogebieten die Gefahr, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken, doch heute gilt keine Region in Deutschland mehr als sicher.
Wesentlichen Einfluss auf das Risiko eines Zeckenstichs und damit auch auf das FSME-Risiko hat die Anzahl der Zecken, die ihrerseits von den Nagetier-Populationen abhängt. Je mehr Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen, umso größer sind wiederum die Nagetier-Populationen, erläutert das Forschungsteam.
Bei den Nahrungsressourcen wie Baumsamen und Nüssen seien zwischen den Jahren große Schwankungen festzustellen, wodurch die Anzahl der Nagetiere im folgenden Jahr und die Anzahl der Zeckennymphen zwei Jahre später beeinflusst werde.
FSME-Fallzahlen und Pollenflug analysiert
Da die Pollenmenge in der Luft mit den Nahrungsressourcen zusammenhängt, hat das Forschungsteam nun überprüft, ob jährliche Schwankungen des Pollenflugs direkt mit Schwankungen des Auftretens von FSME in menschlichen Populationen zwei Jahre später in Zusammenhang gebracht werden können.
Für die Untersuchung konzentrierten sich die Forschenden auf die Provinz Trento (Norditalien), in der 206 FSME-Fälle zwischen den Jahren 1992 und 2020 gemeldet wurden. Das Team analysierte mögliche Zusammenhänge mit den Daten der Pollenbelastung, die von 1989 bis 2020 für sieben verschiedene Baumarten vorlagen.
Zusammenhang bei zwei Baumarten
Die zwei Jahre zuvor erfassten Pollenmengen standen laut dem Forschungsteam bei zwei Baumarten – Europäische Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) und Flaumeiche (Quercus pubescens) -in direktem Zusammenhang mit dem Auftreten von FSME.
Frühwarnsystem für FSME?
So könnte eine Auswertung der Pollenbelastung Potenzial als Frühwarnsystem für FSME und andere durch Zecken übertragene Krankheiten haben, erläutern die Forschenden. Dies sei allerdings die erste Studie, in der eine Korrelation zwischen Pollenmengen und dem Auftreten von FSME nachgewiesen wurde.
Nun bedürfe es einer Überprüfung der Ergebnisse in weiteren Studien. Das sollte beispielsweise in Deutschland relativ leicht machbar sein, da sowohl der Pollenflug als auch die FSME-Fallzahlen seit Jahrzehnten in standardisierten Verfahren erfasst werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Giovanni Marini, Valentina Tagliapietra, Fabiana Cristofolini, Antonella Cristofori, Francesca Dagostin, Maria Grazia Zuccali, Silvia Molinaro, Elena Gottardini, Annapaola Rizzoli: Correlation between airborne pollen data and the risk of tick-borne encephalitis in northern Italy; in: Scientific Reports (veröffentlicht 22.05.2023), nature.com
- Robert Koch-Institut (RKI): Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden (TBE, tick-borne encephalitis) (Abruf 29.05.2023), rki.de
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