Immer wieder wird empfohlen, dass wir mehr Erdbeeren essen sollten, weil sie mit gesundheitlichen Vorteilen einhergehen und vor gefährlichen Erkrankungen schützen können. Doch nun wird berichtet, dass in den Früchten oft Rückstände von Pflanzenschutzmitteln zu finden sind. Ist dadurch die Gesundheit in Gefahr?
Vor wenigen Tagen berichtete der BUND in einer Mitteilung, dass Erdbeeren häufig Pestizide enthalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilt nun auf seiner Webseite (BfR; PDF) mit, dass dadurch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind.
Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe toxikologisch bewertet
Laut Test-Messungen der Umweltschutzorganisation BUND weisen im Handel erhältliche Erdbeeren Rückstände von Pestiziden auf.
Das BfR weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Nachweis von Rückständen in Lebensmitteln nicht per se ein gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellt.
Den Angaben zufolge sind alle im Testbericht nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe toxikologisch bewertet und im Rahmen der zugelassenen Anwendungen für sicher befunden worden.
Dementsprechend sind sie in der Europäischen Union (EU) für die Verwendung in Pflanzenschutzmitteln genehmigt und in Deutschland für die Anwendung in Erdbeeren zugelassen.
Rückstandshöchstgehalt nicht überschritten
Wie das BfR berichtet, wurde in keiner Probe der gesetzlich festgesetzte Rückstandshöchstgehalt (RHG) überschritten oder auch nur annähernd erreicht. Somit ist eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch den Verzehr dieser Erdbeeren nach dem derzeitigen Stand des Wissens nicht zu erwarten.
Für drei der identifizierten Wirkstoffe (Difenoconazol, Penconazol sowie Trifloxystrobin) ist derzeit eine Akute Referenzdosis (ARfD) festgesetzt. Dieser Wert definiert die Substanzmenge, die eine Verbraucherin oder ein Verbraucher im Verlauf eines Tages ohne erkennbares Gesundheitsrisiko mit der Nahrung aufnehmen kann.
Für die drei genannten Wirkstoffe hat das BfR bewertet, ob der Verzehr der betroffenen Erdbeer-Chargen mit einem gesundheitlichen Risiko einhergehen würde. Das Ergebnis: Die nachgewiesenen Mengen liegen weit unter der jeweiligen ARfDs, die maximal durch den Verzehr dieser Erdbeeren zu drei Prozent ausgeschöpft wurde.
Auch das gleichzeitige Vorkommen mehrerer Wirkstoffe ist in Anbetracht der lediglich minimalen Ausschöpfungen der jeweiligen Akuten Referenzdosis nicht als gesundheitlich bedenklich einzuordnen.
Gesundheitliche Risiken ausgeschlossen
Auch wenn die zugelassenen Pflanzenschutzmittel sachgerecht und bestimmungsgemäß angewendet werden, können Rückstände im Erntegut und in den daraus gewonnenen Lebens- und Futtermitteln verbleiben, schreibt das BfR.
Die Rückstände müssen jedoch so niedrig sein, dass sie die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht gefährden – bis zu dem gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalt sind Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln erlaubt.
Aus Sicht der Risikobewertung schließen die derzeit geltenden Zulassungskriterien gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher hinreichend sicher aus.
Zulassung erfolgt national
Gemäß den geltenden EU-Regelungen werden die gesundheitlichen Risiken, die sich aus der Anwendung eines Pestizids ergeben können, von einem EU-Mitgliedstaat stellvertretend für die Mitgliedsstaaten einer Zone bewertet. Die eigentliche Zulassung des Pflanzenschutzmittels erfolgt aber national.
Hierzulande wird sie vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilt. Am Zulassungsverfahren wirken das Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), das Umweltbundesamt (UBA) und das BfR mit und führen Teilbewertungen im Rahmen ihrer Zuständigkeit durch.
Das BfR bewertet die gesundheitlichen Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher, Anwenderinnen und Anwender, Anwohnerinnen und Anwohner sowie zufällig Beteiligte.
Warum Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden
Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, um Pflanzen oder Teile von Pflanzen, einschließlich Obst, Gemüse und Samen, vor Schaderregern wie Pilzen, Unkräutern oder Schadorganismen zu schützen.
Außerdem sollen sie den Ernteertrag sichern, das Erntegut während der Lagerung und des Transportes schützen und eine gute Lebensmittelqualität gewährleisten.
Im ökologischen Landbau werden zwar weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt als in der konventionellen regulären Landwirtschaft, völlig ohne Pflanzenschutzmittel kommen aber auch ökologisch arbeitende Landwirtinnen und Landwirte im Obst- und Gemüsebau nicht aus, so das BfR.
Beeren waschen
Der BUND empfiehlt Menschen, die nicht zu Bio-Erdbeeren greifen können, die empfindlichen Früchte direkt vor dem Verzehr in kaltem, stehenden Wasser gründlich abzuwaschen.
Es sollte darauf geachtet werden, die Erdbeeren nicht zu beschädigen und den grünen Blütenkelch erst nach dem Waschen abzuschneiden.
Durch das Waschen können allerdings nicht alle Pestizide beseitigt werden. Wer rückstandsfreie Früchte möchte, muss Bio-Produkte kaufen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Erdbeeren – Gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten (PDF), (Abruf: 11.06.2023), Bundesinstitut für Risikobewertung
- BUND: Süß, erfrischend, giftig, (Abruf: 11.06.2023), BUND
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.