Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, ist in Deutschland eine häufige Ursache für Krankenhausaufenthalte. Es gibt zwei Arten von Herzschwäche: die systolische und die diastolische Herzschwäche. Die diastolische Herzinsuffizienz ist trotz weiter Verbreitung weniger bekannt und wird seltener diagnostiziert.
Professor Dr. Rolf Wachter ist stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik der Universitätsklinik Leipzig. In einem aktuellen Beitrag der Deutschen Herzstiftung erklärt der Herz-Experte den Unterschied zwischen einer systolischen und diastolischen Herzschwäche und erläutert die Tücken der weniger bekannten diastolischen Herzinsuffizienz.
Wie unterschieden sich systolische und diastolische Herzschwäche?
Jedes Jahr werden aufgrund einer Herzinsuffizienz rund 430.000 Menschen in ein Krankenhaus eingeliefert. Betroffene leiden stark unter den Auswirkungen dieser Erkrankung. Grundlegend wird zwischen zwei Arten von Herzschwäche unterschieden: die systolische und die diastolische Herzinsuffizienz.
Der Hauptunterschied zwischen den beiden Formen besteht darin, welche Phase des Herzzyklus betroffen ist. Bei der systolischen Herzschwäche ist die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt. Bei der diastolischen Herzschwäche hingegen ist der Herzmuskel verdickt und kann sich nicht richtig entspannen und dehnen, um ausreichend Blut aufzunehmen.
Die systolische Herzschwäche
Die systolische Herzschwäche betrifft die Pumpleistung des Herzens. Dabei ist die Kraft, mit der das Herz das Blut in den Körper pumpt, verringert. Der Herzmuskel ist geschwächt und kann nicht genügend Blut ausstoßen. Dadurch wird weniger Blut in den Körperkreislauf gepumpt, und die Organe und Gewebe erhalten nicht ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Typische Symptome sind beispielsweise
- Müdigkeit,
- Atemnot,
- geschwollene Beine,
- eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit.
Die diastolische Herzschwäche
Die diastolische Herzschwäche betrifft hingegen die Füllung des Herzens. Der Herzmuskel wird steif und kann sich in der Entspannungsphase, der Diastole, nicht richtig dehnen, um genügend Blut aufzunehmen. Das Herz verliert an Elastizität. Dadurch gelangt weniger Blut in das Herz und somit auch in den Körperkreislauf. Die Organe und Gewebe werden nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Typische Symptome sind unter anderem:
- Atemnot,
- schnelle Erschöpfung,
- Brustschmerzen,
- Kreislaufprobleme.
Eine diastolische Herzschwäche kommt selten allein
Wie Professor Dr. Wachter betont, ist die diastolische Herzschwäche „mit erhaltener Auswurfleistung“ deutlich weniger bekannt und wird seltener diagnostiziert. Begleitet wird diese Form der Herzschwäche oft von weiteren Grunderkrankungen wie
- Bluthochdruck,
- Vorhofflimmern,
- verengte Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit),
- Diabetes Typ 2.
Diese Begleiterkrankungen spielen gleichzeitig eine zentrale Rolle für das Risiko für die Entstehung einer diastolischen Herzschwäche. Obwohl die diastolische Herzinsuffizienz die am häufigsten auftretende Form der Herzschwäche bei älteren Menschen ist, besteht laut Professor Wachter bei vielen Personen eine geringe Kenntnis über die spezifischen Herausforderungen dieser Erkrankung.
Bluthochdruck und diastolische Herzschwäche
Bei der Behandlung einer diastolische Herzinsuffizienz ist es nach Angaben von Dr. Wachter daher wichtig, nicht nur die Herzinsuffizienz selbst zu behandeln, sondern auch gezielt die Begleiterkrankungen anzugehen.
Hypertonie tritt am häufigsten in Verbindung mit der diastolischen Herzschwäche auf. „Neun von zehn Patienten mit dieser Erkrankung haben Bluthochdruck, oft schon viele Jahre bevor die Herzschwäche überhaupt bemerkt wird“, unterstreicht der Herz-Experte.
„Es ist erwiesen, dass ein gut eingestellter Blutdruck die Herzschwäche verbessern kann“, so Dr. Wachter. Die Blutdruckwerte im Blick zu halten, sei daher sowohl für die Prävention als auch für die Behandlung einer Herzschwäche bedeutsam.
Herzrhythmusstörungen und diastolische Herzschwäche
Vorhofflimmern ist ein weiterer Vorbote der diastolischen Herzschwäche – über die Hälfte aller Betroffenen haben diese Form der Herzrhythmusstörung. Dadurch „büßt das Herz etwa 15 Prozent seiner Leistungskraft ein“, verdeutlicht Professor Wachter.
„Wird Vorhofflimmern diagnostiziert, sollte zugleich auch untersucht werden, ob eine Herzschwäche vorliegt“, rät der Facharzt.
Koronare Herzkrankheit und diastolische Herzschwäche
Darüber hinaus leidet über die Hälfte aller Betroffenen mit diastolischer Herzinsuffizienz auch an einer Durchblutungsstörung der Herzkrankgefäße, der sogenannten Koronaren Herzkrankheit (KHK). Eine konsequente Behandlung die verengten Herzkranzgefäße lindert in den meisten Fällen auch die Beschwerden der Herzschwäche.
Zusammenhang zwischen Diabetes und diastolischer Herzschwäche
Zudem ist rund jede dritte Person mit diastolischer Herzschwäche auch von Typ-2-Diabetes betroffen. Durch die hohen Blutzuckerwerte, die typisch für die „Zuckerkrankheit“ sind, entstehen Schäden an den kleinen und großen Blutgefäßen und am Herzmuskel selbst.
„Treten Herzschwäche und Diabetes gemeinsam auf, ist das Risiko deutlich höher, wegen der Herzschwäche im Krankenhaus behandelt werden zu müssen oder daran zu versterben“, stellt Professor Dr. Wachter klar.
Ein gut eingestellter Blutzucker sei für den Verlauf der Herzschwäche daher von ebenso großer Bedeutung wie die Behandlung von Bluthochdruck, Vorhofflimmern und KHK, resümiert der Mediziner. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Diastolische Herzschwäche: Bluthochdruck, Vorhofflimmern und Diabetes Typ 2 sind häufige Begleiter (veröffentlicht: 16.06.2023), idw-online.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.