Die Einnahme von niedrigen Dosen Aspirin scheint das Risiko einer Blutarmut (Anämie) signifikant zu erhöhen. Bei regelmäßiger Aspirin-Einnahme könnte daher eine ärztliche Überwachung des Hämoglobinspiegels angeraten sein.
Ein internationales Forschungsteam um Zoe K. McQuilten von der Monash University hat untersucht, wie sich die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin bei ansonsten gesunden älteren Erwachsenen auf die Hämoglobin- und Serumferritin-Konzentrationen und das Risiko einer Anämie auswirkt. Die Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.
Risiko bisher unzureichend untersucht
Ein bekanntes Problem bei regelmäßiger Aspirin-Einnahme ist ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen, insbesondere gastrointestinale Blutungen, berichtet das Forschungsteam. Dieses Risiko sei durch zahlreiche Studien belegt.
Allerdings haben nur sehr wenige Forschungsarbeiten die Auswirkungen von Aspirin auf das Anämie-Risiko untersucht, so das Team weiter. Anhand einer Auswertung der Daten aus der sogenannten ASPREE-Studie (ASPirin in Reducing Events in the Elderly) analysierten die Forschenden daher die möglichen Zusammenhänge.
Insgesamt wurden die Daten von 19.114 Personen im Alter von 70 Jahren oder älter berücksichtigt, die nach dem Zufallsprinzip entweder 100 Milligramm Aspirin täglich oder ein Placebo einnahmen. Jährlich erfolgte eine Messung des Hämoglobins und das Ferritin wurde zu Studienbeginn sowie nach drei Jahren gemessen.
Erhöhtes Anämie-Risiko nachweisbar
Bei der Datenauswertung wurde deutlich, dass das Risiko einer Anämie bei denjenigen, die niedrig dosiertes Aspirin erhielten, 23,5 Prozent höher ausfiel als in der Placebogruppe, berichtet das Team. Auch sei der Rückgang des durchschnittlichen Hämoglobins und insbesondere die Abnahme der Ferritinkonzentration bei Aspirin-Einnahme höher ausgefallen.
Die Unterschiede bei den klinisch signifikanten Blutungsereignissen waren dabei laut den Forschenden nicht für das erhöhte Anämie-Risiko oder den beobachteten Rückgang des Ferritins verantwortlich. Vermutlich gehe dies eher auf okkulte Blutverluste zurück.
Angesichts der Studienergebnisse sei eine regelmäßige Überwachung des Hämoglobins bei älteren Menschen, die Aspirin einnehmen, in Betracht zu ziehen, so das Fazit des Teams. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zoe K. McQuilten, Le Thi Phuong Thao, Sant-Rayn Pasricha, Andrew S. Artz, Michael Bailey, Andrew T. Chan, Harvey Jay Cohen, Jessica E. Lockery, Anne M. Murray, Mark R. Nelson, Hans G. Schneider, Rory Wolfe, Robyn L. Woods, Erica M. Wood, John J. McNeil: Effect of Low-Dose Aspirin Versus Placebo on Incidence of Anemia in the Elderly; in: Annals of Internal Medicine (veröffentlich 20.06.2023), acpjournals.org
- Low-dose aspirin may increase anaemia risk in healthy older adults: study (veröffentlich 19.06.2023), eurekalert.org
- American College of Physicians: Low-dose aspirin use associated with 20% increased anemia risk in older adults (veröffentlicht 19.06.2023), eurekalert.org
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