Im Gegensatz zu bakteriellen Infektionen, bei denen Antibiotika direkt gegen die Erreger eingesetzte werden können, sind Viruserkrankungen mit Medikamenten oft schlecht zu therapieren. In einer aktuellen Studie wurde nun allerdings ein pflanzlicher Wirkstoff identifiziert, der effektiv gegen viele verschiedene Viren eingesetzt werden kann.
Ein Forschungsteam um Professor Justin Jang Hann Chu von der National University of Singapore hat auf der Suche nach einem Therapeutikum, das zur Abtötung von Viren genutzt werden kann, einen Wirkstoff aus dem Schellenbaum (Thevetia peruviana) identifiziert – Peruvosid. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Acta Pharmaceutica Sinica B“ veröffentlicht.
Auf der Suche nach antiviralen Wirkstoffen
Mit Hilfe eines Hochdurchsatz-Screening-Tests haben die Forschenden zunächst tausende Verbindungen auf ihre Wirkung gegen Viren untersucht. Peruvosid wurde dabei als idealer Kandidat identifiziert, der ein breites Spektrum an antiviralen Eigenschaften zeigt und die Replikation einer Reihe von infektiösen Viren verhindern kann, berichtet das Team.
Peruvosid ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der üblicherweise zur Behandlung von Herzinsuffizienz eingesetzt wird und er kann nachweislich medizinisch relevante Viren bekämpfen, die aus verschiedenen Virusfamilien stammen, so die Forschenden weiter.
Reproduktion der Viren gestoppt
In modifizierter Form wirke Peruvosid auf GBF1 (ein Protein, das für die Replikation und die Produktion von Viren im Körper entscheidend ist) indem es dessen Funktion ausschalte, so dass die Produktion weiterer Viren gestoppt werde.
So könne Peruvosid nachweislich gegen zwölf verschiedene Viren helfen, darunter SARS-CoV-2, das Dengue-Virus, das Zika-Virus, das Chikungunya-Virus, Enteroviren sowie Influenzaviren (H1N1), berichten die Forschenden.
100-prozentige Schutzwirkung erreicht
An Mäusen hat das Team zudem die Wirksamkeit von Peruvosid gegen Enteroviren untersucht. Bei einer Behandlungsdosis von 0,5 Milligramm war demnach eine 100-prozentige Schutzwirkung feststellbar gewesen – ohne nachweisbare Virusspuren im Gewebe.
Die auf der Grundlage der Konzentration von Leberenzymen im Blut analysierte Toxizität von Peruvosid war bei verschiedenen Dosen lediglich sehr gering, ergänzen die Forschenden. So seien nur minimale Nebenwirkungen aufgetreten.
Vielversprechendes antivirales Therapeutikum
„Diese Studie zeigt, dass Peruvosid als antivirales Therapeutikum für medizinisch wichtige virusvermittelte Krankheiten von großer Bedeutung ist, insbesondere wenn kein Impfstoff und kein Therapeutikum verfügbar sind“, resümiert Professor Chu.
In der nächsten Phase soll nun das pharmakologische Profil und die Verträglichkeit von Peruvosid modifiziert und verbessert werden, so dass es für klinische Studien in Frage kommt und für den Verzehr sicher ist, berichtet das Team. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kan Xing Wu, Thinesshwary Yogarajah, Marcus Wing Choy Loe, Parveen Kaur, Regina Ching Hua Lee, Chee Keng Mok, Yi Hao Wong, Patchara Phuektes, Li Sze Yeo, Vincent T.K. Chow, Yong Wah Tan, Justin Jang Hann Chu: The host-targeting compound peruvoside has a broad-spectrum antiviral activity against positive-sense RNA viruses; in: Acta Pharmaceutica Sinica B (veröffentlicht 18.03.2023), sciencedirect.com
- National University of Singapore, Yong Loo Lin School of Medicine: Plant based compound Peruvoside could prevent spread of diverse medically important viruses: NUS Medicine (veröffentlicht 22.06.2023), eurekalert.org
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