Wenn Frauen durch einen Zeckenbiss an Lyme-Borreliose erkranken, hat dies weitaus schwerere Auswirkungen als bei Männern. So sind Frauen von schwereren Symptomen betroffen und erleiden häufiger bleibende Schäden.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Washington wurde untersucht, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede auftreten, wenn Menschen an Lyme-Borreliose erkranken. Die Ergebnisse sind in dem „International Journal of General Medicine“ publiziert.
Daten von 2.170 Teilnehmenden ausgewertet
Das Team analysierte die selbstberichteten klinischen Daten von insgesamt 2.170 Personen, welche trotz einer Behandlung mit Antibiotika sechs Monate oder mehr unter der Erkrankung litten. Zusätzlich werteten die Forschenden auch die Ergebnisse von weiteren Studien zum Thema Lyme-Borreliose aus.
Frauen häufiger mit mehreren Krankheitserregern infiziert
Die Datenauswertung ergab laut den Fachleuten gleich mehrere wichtige Erkenntnisse. So berichteten Frauen beispielsweise über eine höhere Prävalenz von durch Zecken übertragenen Co-Infektionen, verglichen mit männlichen Teilnehmenden. Bei dieser Form der Infektion wird die betroffene Person gleichzeitig mit mehr als einem Krankheitserreger infiziert.
Schwerere Symptome und stärkere funktionelle Beeinträchtigungen
Zudem erlitten Frauen nach eigenen Angaben schwerere Symptome, längere Diagnoseverzögerungen, häufigere Fehldiagnosen und stärkere funktionelle Beeinträchtigungen im Vergleich zu Männern.
Antibiotika half Frauen und Männern gleich gut
Die Forschenden berichten weiter, dass es beim Ansprechen auf eine Behandlung mit Antibiotika keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern gab. Das Gleiche galt auch für Nebenwirkungen durch eine Behandlung mit Antibiotika. Sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern, habe die Mehrzahl der mit Antibiotika behandelten Teilnehmenden über eine Besserung berichtet.
Weitere Forschung angebracht
„Wir müssen herausfinden, warum mehr Frauen als Männer eine hartnäckige Borreliose entwickeln. Unsere Studie zeigt, dass die Diagnose bei Frauen später gestellt wird, was ihr Risiko einer chronischen Erkrankung erhöht“, berichtet die Studienautorin Lorraine Johnson in einer Pressemitteilung.
Es müsse außerdem herausgefunden werden, ob biologische Variablen eine Rolle spielen, wie es bei anderen Infektionskrankheiten der Fall ist, so die Expertin.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Faktoren in der Borrelioseforschung, um die Ergebnisse für alle Betroffenen zu verbessern“, fügt Studienautor Dr. Raphael Stricker hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- L. Johnson, M. Shapiro, S. Janicki, J. Mankoff, R. B. Stricker: Does Biological Sex Matter in Lyme Disease? The Need for Sex-Disaggregated Data in Persistent Illness; in: International Journal of General Medicine (veröffentlicht 17.06.2023), International Journal of General Medicine
- Taylor & Francis Group: Gender disparities in Lyme disease: Women face higher risk of severe and prolonged illness (veröffentlicht 19.07.2023), Taylor & Francis Group
Wichtiger Hinweis:
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