Chronische Schmerzen können viele Gründe haben. Dr. Tara-Lin Hollins von der Cleveland Clinic (USA) erläutert, welche Ursachen chronische Schmerzen haben können, wie sie sich von normalen Schmerzen unterscheiden und welche Behandlungsoptionen es gibt.
Bei den chronischen Schmerzen lassen sich laut Dr. Hollins generell zwei Kategorien unterscheiden: periphere Schmerzen und zentrale Schmerzen. Wobei die Ursachen und auch die Behandlungsmöglichkeiten hier sehr unterschiedlich ausfallen.
Was sind periphere Schmerzen?
Periphere Schmerzen bezeichnen lokal auftretende Schmerzen oder stechenden Schmerz. Dies Art von Schmerzen ist beispielsweise auf Verletzungen der Nerven, Infektionen oder den Kontakt mit Giftstoffen zurückzuführen.
Bei peripheren Schmerzen handelt es sich normalerweise um Warnsignale des Körpers, dass ein gesundheitliches Problem vorliegt, so Dr. Hollins. Diese Art von Schmerz könne oft mit rezeptfreien Medikamenten gelindert werden.
Wie entstehen zentrale Schmerzen?
Zentrale Schmerz hingegen (auch als neuropathischer Schmerz bezeichnet) werden durch Schäden am zentralen Nervensystem wie beispielsweise im Gehirn oder Rückenmark ausgelöst. Diese Art von Schmerz entsteht durch eine Nervenschädigung, bei der Schmerzsignale nicht mehr richtig ausgesendet werden, was chronische Schmerzen zur Folge hat, erläutert Hollins.
Früher wurde der Expertin zufolge oft angenommen, dass zentralisierte Schmerzen nur bei Nervenverletzungen wie Rückenmarksverletzungen oder Schlaganfällen auftreten. Mittlerweile sei aber bekannt, dass es eine ganze Reihe anderer Erkrankungen gibt, die zu solchen chronischen Schmerzen führen.
Typische Ursachen für chronische Schmerzen
So seien beispielsweise auch Erkrankungen wie eine Fibromyalgie, Arthritis, Reizdarmsyndrom und Endometriose bekannte Ursachen für chronische Schmerzen. Besonders häufig sind laut Hollins zudem chronische Schmerzen im unteren Rücken und chronische Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne. Und auch das chronische Erschöpfungssyndrom werde oft von Schmerzen begleitet.
Art der vorliegenden Schmerzen bestimmen
Zu bestimmen, unter welcher Art von Schmerzen man leidet, ist allerdings nicht immer einfach. Eine Untersuchung von Fachleuten für Schmerzen könne hier helfen, herauszufinden, ob man unter peripheren oder zentralen Schmerzen (oder eine Kombination aus beiden) leidet.
Wie werden Schmerzen von Fachleuten behandelt?
Periphere Schmerzen können mit entzündungshemmenden Medikamenten, Injektionen oder chirurgischen Eingriffen behandelt werden, erläutert die Expertin. So werde beispielsweise die Osteoarthritis mit entzündungshemmenden Medikamente therapiert.
Dabei bestehe allerdings das Problem, dass entzündungshemmenden Medikamente oft nicht in der Lage sind, die durch das zentrale Nervensystem verursachten Schmerzprobleme zu bekämpfen. „Wir stellen immer mehr fest, dass es nicht ausreicht, nur die peripheren Schmerzen zu behandeln, wenn die Patienten auch zentralisierte Schmerzen haben“, ergänzt Dr. Hollins in einer aktuellen Pressemitteilung.
Was tun bei zentralisierten Schmerzen?
Bei zentralisierten Schmerzen seien Medikamente verfügbar, die auf das Gehirn oder das Rückenmark einwirken. Außerdem könne es ratsam sein, sich psychologisch behandeln zu lassen (wobei eine schmerzpsychologische Behandlung ideal wäre), um die sogenannte zentrale Sensibilisierung anzugehen. Das Erlernen von Techniken zur Stressbewältigung und die Behandlung von Angstzuständen seien ebenfalls wirksame Behandlungsmethoden.
Schmerzskala bei chronischen Schmerzen nicht immer geeignet
In der Vergangenheit wurden Menschen mit Schmerzen oft gebeten, ihren Schmerz einer Skala von null bis zehn zuzuordnen. Dieses Bestimmungsmethode ist jedoch laut Hollins nicht für jede Person geeignet, vor allem nicht bei chronischen Schmerzen.
So kann eine Person beispielsweise einen Schmerzwert von acht aufweisen und den ganzen Tag auf der Couch sitzen, während eine andere Person mit Schmerzwert acht Einkaufen geht und andere Alltagsaktivitäten erledigt, berichtet Hollins.
Heute werde daher häufig zunächst ermittelt, wie stark vorhandene Schmerzen alltägliche Aktivitäten beeinflussen. Anschließend können Vorschläge für funktionelle Verbesserungen unterbreitet werden, erläutert die Expertin.
So ist es Dr. Hollins zufolge ratsam, bei jahrelangen Wirbelsäulenschmerzen, Knieschmerzen, Kopfschmerzen, arthritischen Schmerzen oder anhaltenden Schmerzen nach einer erfolgreichen Operation eine Schmerzspezialistin beziehungsweise einen Schmerzspezialisten aufzusuchen.
Oft lasse sich der Schmerz lindern, so dass Betroffene wieder aktiver im Alltag sein können und sich ihre Lebensqualität deutlich verbessert. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: 7 Causes of Chronic Pain (veröffentlicht 02.08.2023), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.