Mit einer speziellen Mundspülung können orale Entzündungen festgestellt werden, die in direktem Zusammenhang mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen. Dies ermöglicht eine einfache frühzeitige Diagnose und könnte zu einer deutlichen Reduzierung der kardiovaskulären Todesfälle beitragen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der McMaster University wurde anhand von Mundspülung-Proben die orale Entzündungsbelastung im gesamten Mundraum gemessen und als Indikator für die Funktion der Blutgefäße identifiziert. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachjournal „Frontiers in Oral Health“ publiziert.
Herz-Kreislauf-Risiko früher erkennen
Wenn es möglich wäre, die frühen Warnzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen schnell und einfach zu erkennen, könnte dies vielen Menschen das Leben retten. Denn laut dem Robert Koch-Institut (RKI) gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowohl bei Männer als auch Frauen zu den häufigsten Todesursachen.
Den neuen Studienergebnissen zufolge könnte ine Mundspülung mit nachfolgender Untersuchung der Probe hier einen Beitrag leisten und schon früh Hinweise auf das kardiovaskuläre Risiko liefern.
Zahnfleischentzündungen führen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Speichel ist ein klarer Indikator für Zahnfleischentzündungen und die Parodontitis ist wiederum mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, erläutern die Forschenden.
Wie verlässlich eine Messung der oralen Entzündungen mittels der weißen Blutkörperchen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeutet, wurde in der aktuellen Studie deutlich.
Die Untersuchung umfasste insgesamt 28 Personen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die keinerlei Begleiterkrankungen aufwiesen, welche einen Einfluss auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen haben könnten. Gleiches galt auch für die Einnahme von Medikamenten. Alle Teilnehmende rauchten nicht und niemand hatte eine Vorgeschichte von Parodontalerkrankungen, berichten die Forschenden.
Im Vorfeld der Laboruntersuchungen wurden alle Teilnehmenden angewiesen, für einen Zeitraum von sechs Stunden zu fasten und ausschließlich Wasser zu sich zu nehmen.
Im Labor spülten sie zunächst ihren Mund mit Wasser aus, bevor schließlich eine Spülung mit einer Kochsalzlösung erfolgte, von der eine Probe zur späteren Analyse genommen wurde.
Als nächste wurden die teilnehmenden Personen angewiesen, sich zehn Minuten hinzulegen, um dabei ein Elektrokardiogramm durchzuführen. Darauf folgte eine Ruhepause von weiteren zehn Minuten im Liegen mit Messung des Blutdrucks, der flussvermittelten Dilatation und der Pulswellengeschwindigkeit.
Die Pulswellengeschwindigkeit, mit der die Steifigkeit der Arterien gemessen werden kann, und die flussvermittelte Dilatation, ein Maß für die Fähigkeit zur Erweiterung der Arterien für einen verbesserten Blutfluss, wurden von dem Team als Schlüsselindikatoren für das vorliegende kardiovaskuläre Risiko verwendet.
Orale Entzündungen ein Warnsignal
Bei der Datenauswertung stellten die Forschenden fest, dass ein hoher Anteil weißer Blutkörperchen in den Mundspülungsproben, der Folge oraler Entzündungen ist, signifikant mit einer schlechten flussvermittelten Dilatation verbunden war. Dies deutete nach Aussage des Teams darauf hin, dass Betroffene ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Die Forschenden konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischen den weißen Blutkörperchen und der Pulswellengeschwindigkeit feststellen. Daher war es laut dem Team nicht möglich, längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Arterien zu bestimmen.
Welche mögliche Erklärung gibt es?
Auf Basis der Ergebnisse vermuten die Forschenden, dass Entzündungen aus dem Mund, die in das Gefäßsystem vordringen, die Fähigkeit der Arterien beeinträchtigen, Stickoxid zu produzieren, mit dem sie auf Veränderungen des Blutflusses reagieren können.
In jeden Fall werde deutlich, dass niedrige Werte der oralen Entzündungslast Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben, resümiert Studienautor Dr. Trevor King in einer Pressemitteilung. Diese Erkenntnis könne zukünftig dazu beitragen, mehr Menschen vor einem Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ker Hong, Avin Ghafari, Yixue Mei, Jennifer S. Williams, Dina Attia, et al.: Oral inflammatory load predicts vascular function in a young adult population: a pilot study; in: Frontiers in Oral Health (veröffentlicht 18.08.2023), Frontiers in Oral Health
- Robert Koch-Institut: Sterblichkeit und Todesursachen (Stand: 06.03.2023), RKI
- Frontiers: A simple mouth rinse could spot early heart disease risk (veröffentlicht 18.08.2023), Frontiers
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.