Die Artenvielfalt der Darmflora beeinflusst die allgemeine Gesundheit. Jetzt wurde festgestellt, welche Mikroorganismen im Darm besonders wichtig sind und wie diese zusammenwirken, um ein gesundes Mikrobiom zu schaffen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Melbourne wurde eine Bewertung entwickelt und eingeführt, um die Interaktionen von für die Gesundheit wichtigen Darmmikroorganismen mit anderen Mikroorganismen zu quantifizieren, die Nährstoffe produzieren, welche die gesunden Darmmikroorganismen zum Überleben benötigen. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht.
Neue Erkenntnisse über die Darmflora
Das Team untersuchte jahrelang die Darmflora, um herauszufinden welche Arten von Mikroorganismen welche Funktionen erfüllen. So konnten die Forschenden ermitteln, welche Arten von Mikroorganismen aus der Darmflora stammen, wie unterschiedliche Arten interagieren und welche Folgen dies für den Körper mit sich bringt.
Was macht einen gesunden Darm aus?
„In einem gesunden Darm gibt es etwa 1.000 verschiedene Bakterienarten – eine mikroskopisch kleine multikulturelle Gemeinschaft mit über einer Billion individueller Mitglieder“, berichtet Studienautor Professor Samuel Forster in einer Pressemitteilung.
Bakterien im Mikrobiom existieren als Gemeinschaften. Sie sind zur Produktion wichtiger Nährstoffe und deren Austausch aufeinander angewiesen, erläutert der Studienautor. Wir haben eine neue Berechnungsmethode entwickelt, um diese Abhängigkeiten und ihre Rolle bei der Gestaltung des Mikrobioms besser zu verstehen, so der Experte weiter.
Die Zusammensetzung der Darmflora (Darmmikrobiom) sei einzigartig und beeinflusse beispielsweise den Stoffwechsel, den Magen-Darm-Trakt, das Gehirn und auch das Immunsystem.
Krank durch eine Ungleichgewicht der Darmmikroben
Ist der Mensch gesund, arbeiten symbiotische (nützliche oder gesunde) und pathogene (krankheitsverursachende) Mikroben im Gleichgewicht. Liegt dagegen ein Ungleichgewicht zwischen diesen Mikroben vor, was als Dysbiose bezeichnet wird, stört dies die Mikroben und macht Menschen anfälliger für Erkrankungen, erläutern die Forschenden.
Solche Erkrankungen umfassen laut den Fachleuten beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen und auch Clostridioides-difficile-Infektionen, welche dafür bekannt sind, dass sie schwere Diarrhöe und Entzündungen des Dickdarms oder Kolitis verursachen.
Selektive Wiederherstellung der Darmflora
Die vom Team entwickelte Methode bildet die Grundlage für neuartige Behandlungsmöglichkeiten, die selektiv die Darmflora wiederherstellen. So bestätigten die Forschenden beispielsweise die Bedeutung von Schwefelwasserstoff bei Morbus Crohn.
Das Team berichtet, dass bei Morbus Crohn die wahrscheinlichste Ursache der Verlust von Bakterien sei, die Schwefelwasserstoff nutzen. Bisher wurde unter Fachleuten angenommen, dass dies auf eine Zunahme von Arten der Schwefelwasserstoff produzierenden Bakterien zurückzuführen ist, was sich jedoch als falsch herausgestellt habe.
Ergebnisse ermöglichen Entwicklung neuer Therapien
Laut den Forschenden sind die neuen Ergebnisse ein wichtiger Schritt in der Entwicklung komplexer mikrobieller Therapien. Der neue Ansatz ermögliche es, die wichtigsten Interaktionen zwischen Bakterien zu identifizieren und zu bewerten. Dieses Wissen könne dann verwendet werden, um gezielte Wege zur Veränderung der Darmflora vorherzusagen.
Die Forschenden hoffen, dass die Menschheit an der Schwelle zu einer neuen Ära der Gesundheitsfürsorge steht, in der das Mikrobiom gepflegt und optimiert wird, um so die allgemeine menschliche Gesundheit zu verbessern. Das verbesserte Verständnis der Darmflora öffne die Tür zu neuen medizinischen Möglichkeiten für die Behandlung von Krankheiten wie beispielsweise entzündlichen Darmerkrankungen, Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Krebs, resümieren die Fachleute. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Caitlin Welsh, Christian Diener, Emily L. Gulliver, Emily L. Rutten, Remy B. Young, et al.: Disease-specific loss of microbial cross-feeding interactions in the human gut; in: Nature Communications (veröffentlicht 20.10.2023), Nature Communications
- Hudson Institute of Medical Research: Deep dive into the gut unlocks new disease treatments (veröffentlicht 20.10.2023), Hudson Institute of Medical Research
Wichtiger Hinweis:
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