Der regelmäßige Verzehr von Brokkoli-Sprossen könnte bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa einen Beitrag zur Therapie leisten. Unter anderem entfalten die Sprossen eine äußerst positive Wirkung auf die Darmflora, die wiederum zu einer Linderung der Krankheitssymptome führt.
Ein US-Forschungsteam um Prof. Yanyan Li von der University of Maine hat in einer aktuellen Studie an Mäusen die Wirkung von Brokkoli-Sprossen bei entzündlichen Darmerkrankungen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „mSystems“ veröffentlicht.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen werden meist von wiederkehrenden Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall begleitet und können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Zudem drohen Komplikationen, die durchaus lebensgefährlich werden können, wie beispielsweise ein Darmverschluss.
Zwar gibt es verschiedene Medikamente, die gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen eingesetzt werden können, doch bleiben insbesondere Anpassungen des Lebensstils und der Ernährung wichtige Säulen der Therapie.
Neuere Forschungsarbeiten haben zudem gezeigt, dass die Darmflora bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten eine wesentliche Rolle spielt. Vor allem die Butyrat-Produktion durch die Darmbakterien scheint dabei entscheidend.
Die Ernährung und die von der Darmflora produzierten Stoffwechselprodukte sind Quellen für entzündungshemmende Stoffe, die die Symptome bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen lindern könnten, erläutert das Team um die Professorin Yanyan Li.
Wirkung von Brokkoli-Sprossen untersucht
In der neuen Studie haben die Forschenden daher an Mäusen analysiert, welche Wirkung Brokkoli-Sprossen bei entzündlichen Darmkrankheiten entfalten, welche Wechselwirkungen mit der Darmflora und mit dem Immunsystem bestehen und wie diese Zusammenhänge begründet sind.
In einem speziellen Mausmodell für Morbus Crohn untersuchten die Fachleute an Tieren in verschiedenen Altersstufen die Wirkung von Brokkoli-Sprossen im Vergleich zu einem Standard-Mausfutter.
So wollte die Forschenden herausfinden, wie sich die Interaktionen zwischen Wirt, Ernährung und mikrobieller Gemeinschaft und die Schwere der Erkrankung je nach Alter unterscheiden.
Die Mäuse wurden sieben Tage lang gefüttert, um sich an die jeweilige Nahrung zu gewöhnen, bevor die Symptome initiiert wurden. Anschließen wurde die Nahrung für die folgenden zwei Wochen beibehalten, während die Krankheit fortschritt, erläutert das Team.
Begleitenden wurden die Mäuse regelmäßig gewogen und Kotproben gesammelt, um Anzeichen für die Entwicklung einer Darmentzündung zu ermitteln. Am Ende der Studie untersuchten die Forschenden das Darmgewebe, die mikrobiellen Gemeinschaften im Darm sowie bestimmte Entzündungsmarker und Brokkoli-Metaboliten im Blut.
Vielversprechende Ergebnisse
„Wir haben in dieser Studie viele spannende Ergebnisse gefunden. Erstens konnten wir zeigen, dass die Mäuse, die Brokkolisprossen verzehrten, eine höhere Konzentration eines entzündungshemmenden Metaboliten namens Sulforaphan in ihrem Blut aufwiesen“, berichtet Lola Holcomb von der University of Maine.
„Obwohl unsere Mäuse immungeschwächt waren und an Kolitis litten, schützte dieser Anstieg von Sulforaphan sie vor schweren Krankheitssymptomen wie Gewichtsverlust, Blut im Stuhl und Durchfall”, so Holcomb weiter.
Jungtiere profitierten am stärksten
Weiterhin sei deutlich geworden, dass Jungtiere besser auf die Brokkoli-Sprossen-Diät ansprachen als ihre älteren Artgenossen. Die jüngeren Mäuse hatten laut den Forschenden mildere Krankheitssymptome und reichhaltigere mikrobielle Gemeinschaften im Darm.
„Wir haben festgestellt, dass von den vier untersuchten Gruppen die jüngeren Mäuse, die mit Brokkoli-Sprossen gefüttert wurden, die mildesten Krankheitssymptome und die robusteste Darmmikrobiota aufwiesen“, betont Holcomb.
Insgesamt habe die Sprossendiät die Prävalenz und Häufigkeit von pathobionten Bakterien wie Escherichia coli und Helicobacter, die als potenzielle Auslöser der Entzündung gelten, verringert. Dabei hat die Zusammensetzung des Darmmikrobioms laut den Forschenden deutlich von den Sprossen profitiert.
Vielversprechende Therapieoption
Brokkoli-Sprossen können leicht angebaut werden, sind in vielen Lebensmittelgeschäften erhältlich, und erscheinen als vielversprechenden Behandlungsstrategie gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, so das Fazit des Forschungsteams. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lola Holcomb, Johanna M. Holman, Molly Hurd, Brigitte Lavoie, Louisa Colucci, Benjamin Hunt, Timothy Hunt, Marissa Kinney, Jahnavi Pathak, Gary M. Mawe, Peter L. Moses, Emma Perry, Allesandra Stratigakis, Tao Zhang, Grace Chen, Suzanne L. Ishaq, Yanyan Li: Early life exposure to broccoli sprouts confers stronger protection against enterocolitis development in an immunological mouse model of inflammatory bowel disease, in: mSystems (veröffentlicht 09.11.2023), journals.asm.org
- American Society for Microbiology: Early life exposure to broccoli sprouts protects against colitis in inflammatory bowel disease (veröffentlicht 09.11.2023), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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