Bluthochdruck wird mit einem deutlich erhöhten frühzeitigen Sterberisiko in Zusammenhang gebracht und auch zu niedriger Blutdruck ist ein Risikofaktor. Doch bei welchen Blutdruckwerten ist das frühzeitige Sterberisiko am geringsten?
Ein Forschungsteam um Professor Tazeen H. Jafar von der Duke‐NUS Medical School in Singapur hat den Zusammenhang zwischen den Blutdruckwerten und dem kardiovaskulären Mortalitätsrisiko bei Personen mit Typ-2-Diabetes untersucht und die Ergebnisse in dem „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht.
Bluthochdruck erhöht das Sterberisiko
Zu hoher Blutdruck wird mit einem erhöhten Risiko der kardiovaskulären Mortalität (Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen) in Verbindung gebracht und Bluthochdruck (Hypertonie) ist laut dem Robert Koch-Institut (RKI) einer der wichtigste veränderbare Risikofaktor der Mortalität.
Die Grenzwerte für eine Hypertonie sind dabei als 140 mmHg beim systolischen Blutdruck und 90 mmHg beim diastolischen Blutdruck definiert. Bei welchen Werten das frühzeitige Sterberisiko tatsächlich am geringsten ist, bleibt bisher allerdings unklar.
Zumal laut dem Forschungsteam auch vermutet wird, dass eine intensive Blutdrucksenkung paradoxerweise das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen könnte, insbesondere bei Personen mit Typ-2-Diabetes.
Anhand der Daten von 83.721 Personen mit Typ-2-Diabetes aus dem multiinstitutionellen Diabetes-Register in Singapur hat das Team jetzt für den Zeitraum 2013 bis 2019 untersucht, wie die Blutdruckwerte mit dem Risiko eines frühzeitigen Todes aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen.
Dies Blutdruckwerte sind optimal
Die Datenauswertung ergab, dass das geringste kardiovaskuläre Sterberisiko bei einem systolischen Blutdruck von 120 bis 129 mmHg vorlag. Sobald der systolische Wert 130 mmHg oder mehr erreichte, ist das Risiko stark angestiegen, berichtet das Team.
Bei dem diastolischen Druck trat das geringste Risiko bei Blutdruckwerten von 80 bis 89 mmHg auf und Werte über 90 mmHg erhöhten das Sterberisiko bei Erwachsenen im Alter über 65 Jahren, so die Forschenden weiter. Ein diastolischer Blutdruck unter 70 mmHg habe ebenfalls das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko erhöht.
„Ein diastolischer Druck unter 70 mmHg könnte demnach bei Patienten mit Diabetes möglicherweise schädlich sein, obwohl unklar ist, ob dieser Zusammenhang direkt kausal war“, erklärt Professor Jafar.
Klinische Leitlinien anpassen
Die Ergebnisse stützen klinische Leitlinien, die bei Personen mit Diabetes systolische Zielwerte unter 130 mmHg empfehlen, um sich vor Herzerkrankungen und Schlaganfällen zu schützen, doch gleichzeitig sind die Risiken sorgfältig abzuwägen, wenn der diastolische Druck zu niedrig wird, (unter 70 mmHg) betonen die Forschenden.
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„Angesichts der besorgniserregenden weltweiten Verschlechterung der Blutdruckwerte, auch in den USA und hier in Singapur, ist diese Studie eine dringende Erinnerung an die Notwendigkeit einer wirksameren Blutdruckregulierung bei Diabetes“, fasst Professor Jafar zusammen.
Ziel müsse sein, den erhöhten systolischen Druck durch Anpassungen des Lebensstils und Medikamente auf Werte zwischen 120 und 129 mmHg zu senken und gleichzeitig die diastolischen Werte und den allgemeinen Gesundheitszustand im Blick zu behalten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Loraine Liping Seng, Troy Puar, Yong Mong Bee, Tazeen H Jafar: Real‐World Systolic and Diastolic Blood Pressure Levels and Cardiovascular Mortality in Patients with Type 2 Diabetes ‐ Results from a Large Registry Cohort in Asia; in: Journal of the American Heart Association (veröffentlicht 06.11.2023), ahajournals.org
- Duke-NUS Medical School: Optimal blood pressure levels for reducing CVD mortality risk identified in large Asian diabetes cohort (veröffentlicht 16.11.2023), eurekalert.org
- Robert Koch-Institut (RKI): Hypertonie (Bluthochdruck) (Stand 20.11.2023), rki.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.