Warum können wir bei manchen Lebensmitteln oder Snacks einfach nicht aufhören zu essen, obwohl wir eigentlich gar keinen richtigen Hunger haben? Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat hierzu eine erstaunliche Entdeckung gemacht, die unser Verständnis von Essgewohnheiten und Gewichtskontrolle komplett verändern könnte. Unser Geschmackssinn bestimmt demnach vom ersten Bissen an das Tempo des Essens.
Eine Arbeitsgruppe der University of California – San Francisco (UCSF) unter der Leitung von Professor Zachary Knight stellte kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature“ die überraschenden Erkenntnisse einer Studie vor, die zeigen, wie unser Geschmackssinn unser Essverhalten steuert.
Wie unser Geschmackssinn an der Sättigung beteiligt ist
Derzeit gehen die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass das Sättigungsgefühl vor allem durch Signale aus dem Magen gesteuert wird. Die neusten Forschungsergebnisse der UCSF zeichnen jedoch ein anderes Bild. Demnach spielt unser Geschmackssinn eine entscheidende Rolle beim Regulieren unserer Nahrungsaufnahme.
Der Balanceakt zwischen Lust und Sättigung
Das Forschungsteam untersuchte im Rahmen der Studie die Aktivität des Hirnstamms während des Essens. Die Ergebnisse enthüllen erstmals, wie schnell und wie stark Geschmackseindrücke unser Essverhalten beeinflussen. Dieser Zusammenhang wirft ein komplett neues Licht auf die Art und Weise, wie unsere Sättigung funktioniert.
„Wir haben eine Logik aufgedeckt, mit der der Hirnstamm steuert, wie schnell und wie viel wir essen, indem er zwei verschiedene Arten von Signalen verwendet, von denen eines aus dem Mund und eines viel später aus dem Darm kommt“, erläutert Professor Knight die Studienergebnisse.
Ein Zusammenspiel aus Gehirn, Magen und Darm
Das Gehirn gibt demnach während des Essens konkrete Signale, die dazu führen, dass wir entweder mehr oder langsamer essen wollen. Diese feine Balance gibt tiefere Einblicke in die Dynamik der Sättigung und öffnet die Tür für neue Konzepte der Gewichtsabnahme.
„Zusammen bilden diese beiden Signale eine Vorwärts- und Rückwärtsschleife“, erklärt Knight. Das eine Signal soll die Essensaufnahme verlangsamen, während das andere Signal zum Weiteressen motiviert. Die Signale aus dem Bauch geben schließlich bekannt: „Ok, jetzt bin ich satt!’“
Neue Konzepte für den Gewichtsverlust
Die Studienergebnisse eröffnen nach Ansicht des Forschungsteams völlig neue Möglichkeiten des Abnehmens. Zum einen könnten über Wirkstoffe direkt die Sättigungssignale beeinflusst oder zum anderen Ernährungskonzepte entwickelt werden, die darauf ausgerichtet sind, die zur Situation passenden Sättigungssignale auszusenden.
Welche Rolle spielt der Darm bei der Sättigung?
Darüber hinaus liefert die Studie erste Erkenntnisse darüber, dass auch Signale aus dem Darm unser Appetitgefühl beeinflussen. In einer weiteren Studie will das Team nun genauer untersuchen, welche Rolle der Darm bei Appetit und Sättigung spielt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California - San Francisco: From the First Bite, Our Sense of Taste Helps Pace Our Eating (veröffentlicht: 22.11.2023), ucsf.edu
- Ly, T., Oh, J.Y., Sivakumar, N. et al. Sequential appetite suppression by oral and visceral feedback to the brainstem. Nature (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06758-2, nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.