Der Zeitpunkt der ersten Regelblutung beeinflusst nicht nur das Risiko für Diabetes im späteren Leben, sondern auch das Schlaganfall-Risiko im Falle einer Diabetes-Erkrankung. Ein frühes Einsetzen der Menstruation bildet hier offenbar einen signifikanten Risikofaktor.
In einer Studie unter Beteiligung von Fachleuten des Brigham and Women’s Hospital wurde die Verbindung zwischen dem Alter bei der ersten Regelblutung (Menarche) und dem späteren Risiko für Typ-2-Diabetes untersucht. Zudem wurde die Verbindung zwischen der Menarche und kardiovaskulären Komplikationen bei Frauen mit Diabetes analysiert. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „BMJ Nutrition Prevention & Health“ veröffentlicht.
Studie mit über 17.000 Teilnehmerinnen
Anhand der Daten von insgesamt 17.377 Frauen, die Angaben zum Einsetzen ihrer Menstruation machten, versuchten die Forschende mögliche Zusammenhänge mit dem Diabetes-Risiko und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen zu identifizieren. Auf Basis des Alters bei der Menarche wurden die Frauen dafür in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Bei insgesamt 1.773 Teilnehmerinnen lag eine Diagnose für Typ-2-Diabetes vor und 205 Frauen waren nach eigenen Angaben von Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen, was circa 11,5 Prozent der Diabetikerinnen entsprach, berichtet das Team.
Frühe Menarche mit Diabetes verbunden
Die anschließende Datenauswertung zeigte, dass eine Menarche im Alter unter 13 Jahren mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden war. Dies galt laut den Forschenden auch bei Berücksichtigung von potenziellen weiteren Einflussfaktoren wie beispielsweise einer familiären Vorbelastung mit Diabetes.
Das Diabetes-Risiko erhöhte sich um 32 Prozent, wenn die erste Periode bis zum zehnten Lebensjahr auftrat, und bei Frauen, die ihre erste Regelblutung im Alter von zwölf Jahren hatten, stieg das Risiko immer noch um 29 Prozent, berichten die Fachleute. Eine frühere erste Periode sei also mit einem deutlich erhöhten Risiko für Diabetes verbunden.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko
Bei Frauen, die an Diabetes litten, war die frühe Menarche zudem mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden. Dies galt allerdings nicht für das allgemeine Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, fügen die Forschenden in einer Pressemitteilung hinzu.
Ein sehr frühes Alter beim ersten Menstruationszyklus, was die Fachleute als zehn Jahre oder jünger definierten, sei mit einem mehr als doppelt so hohen Schlaganfallrisiko bei Frauen mit Diabetes im Alter unter 65 Jahren verbunden gewesen.
Umso älter die Frauen mit Diabetes bei ihrer ersten Periode waren, umso geringer sei das Schlaganfallrisiko ausgefallen. Bei Diabetikerinnen mit einer ersten Regelblutung im Alter von 14 Jahren war das Schlaganfall-Risiko laut den Forschenden nur noch um 15 Prozent erhöht.
Die beobachteten Zusammenhänge zwischen dem Alter beim ersten Menstruationszyklus und dem Schlaganfall-Risiko wurden den Fachleuten zufolge nach Berücksichtigung des Gewichts zwar leicht abgeschwächt, blieben aber immer noch statistisch signifikant.
Möglicherweise spielt Adipositas eine Rolle bei dem beobachteten Zusammenhang zwischen der frühen Menarche und dem Schlaganfall-Risiko, da Adipositas in der Kindheit sowohl mit einer früher einsetzenden Menstruation als auch mit kardiometabolischen Erkrankungen im späteren Leben verbunden ist, erläutern die Forschenden.
Eine weitere Erklärung für die Zusammenhänge könne sein, dass betroffene Frauen über einen längeren Zeitraum Östrogen ausgesetzt sind. Zudem werde eine frühe Menstruation mit höheren Östrogenspiegeln in Verbindung gebracht.
Maßnahmen zur Prävention gesucht
Insgesamt liefere Studie deutliche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der frühen Menarche und Diabetes sowie dem Schlaganfall-Risiko bei Diabetikerinnen im späteren Leben. Nun sollten Interventionsstudien mögliche Präventionsmaßnahmen für betroffene Frauen untersuchen, um diese Risiken zu reduzieren, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maria P. Santos, Yaling Li, Lydia A. Bazzano, Jiang He, Kathryn M. Rexrode, et al.: Age at menarche, type 2 diabetes and cardiovascular disease complications in US women aged under 65 years: NHANES 1999–2018; in: BMJ Nutrition Prevention & Health (veröffentlicht 05.12.2023), BMJ Nutrition Prevention & Health
- BMJ: Young age at first menstrual cycle linked to heightened diabetes risk in mid-life (veröffentlicht 05.12.2023), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.