Vor sportlichem Training Cannabis zu konsumieren, hat zur Folge, dass sich die Motivation und die Freude am Sport verbessern, Schmerzen reduziert werden und das Training allgemein als angenehmer wahrgenommen wird. Lässt sich so auch die Leistungsfähigkeit erhöhen?
In einer aktuellen Studie von Fachleuten der University of Colorado Boulder wurden die akuten Auswirkungen von Cannabis auf die subjektive Wahrnehmung der körperlichen Betätigung und der Leistungsfähigkeit ermittelt untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Sports Medicine“ veröffentlicht.
Mangelnde Bewegung führt zu Erkrankungen
Bei vielen Menschen kommt die Bewegung zu kurz und sie verbringen den Tag überwiegend im Sitzen. Gewichtsprobleme, Übergewicht, Fettleibigkeit und verschiedene andere gesundheitliche Probleme sind mögliche Folgen.
Angesichts des Stereotyps, dass Cannabis schlaff macht und mit einen Verhalten in Verbindung gebracht wird, bei dem Betroffene viel Zeit mit Aktivitäten im Sitzen verbringen, gab es unter Fachleuten Bedenken, dass die Legalisierung von Cannabis die körperliche Inaktivität noch weiter verstärken könnte.
Keine Lust auf Bewegung dank Cannabis?
Um die Auswirkungen des Konsums von Cannabis beim Sport zu untersuchen, rekrutierten die Forschenden für ihre neue Studie 42 Teilnehmende im Alter zwischen 21 und 39 Jahren, die regelmäßig Cannabis konsumierten. Zunächst wurden Fitnessmessungen durchgeführt und verschiedene weitere Daten erhoben.
Dann wurde die Teilnehmenden angewiesen, in einer Apotheke entweder eine bestimmte Blütensorte, die hauptsächlich Cannabidiol (CBD) enthieltoder eine Tetrahydrocannabinol (THC)-dominierte Sorte zu erwerben, berichtet das Team. Bei THC und CBD handele es sich um aktive Bestandteile von Cannabis, wobei THC bekanntermaßen für die Rauschwirkung sorge.
30-minütiges Training auf Laufband
Für die weiteren Untersuchungen liefen die Teilnehmenden zunächst ohne Einfluss von Cannabis 30 Minuten lang in moderatem Tempo auf einem Laufband und beantworteten in regelmäßigen Abständen verschiedene Fragen.
Diese Fragen dienten dazu, herauszufinden, wie motiviert sich die Teilnehmenden fühlten, wie viel Spaß sie hatten, wie anstrengend sich das Training anfühlte, wie schnell die Zeit zu vergehen schien und wie stark auftretende Schmerzen ausfielen, erläutern die Fachleute.
Anschließend wurde dieser Test bei einem neuen Termin wiederholt, wobei die Teilnehmenden zuvor zu Hause Cannabis konsumiert hatten.
Welche Auswirkungen hatten THC und CBD?
Die Teilnehmenden berichteten durchweg von größerer Freude und intensiverer Euphorie oder einem sogenannten Läufer-High, wenn sie nach dem Konsum von Cannabis trainierten, berichten die Forschenden. Diese gesteigerte Freude sei in der Gruppe der Teilnehmenden, die CBD nutzten, sogar noch größer ausgefallen, als in der Gruppe der THC konsumierenden Personen.
Allerdings habe sich die gleiche Laufintensität unter dem Konsum von Cannabis für die Teilnehmenden deutlich härter angefühlt als bei ihrem Lauf in nüchternem Zustand. Dies könnte laut Studienautorin Angela Bryan darauf zurückzuführen sein, dass THC die Herzfrequenz erhöht.
In einer vorherigen Untersuchung hatte die Forschungsgruppe zudem bereits festgestellt, dass Menschen, welche unter Cannabis ein Lauftraining absolvierten, dabei zwar mehr Freude empfanden, dafür aber 31 Sekunden pro Meile (etwa 1,6 km) langsamer liefen.
Cannabis wirkt nicht leistungssteigernd
Somit lässt sich laut Bryan sagen, dass Cannabis keinesfalls eine leistungssteigernde Droge ist, auch wenn in der Vergangenheit viele Personen im Spitzensport aufgrund von positiven Cannabistests von Wettkämpfen ausgeschlossen wurden.
Für Sportlerinnen und Sportler, die möglichst schnell einen Lauf über fünf Kilometer absolvieren wollen oder vorhaben ihre persönliche Bestzeit bei einem Marathonlauf zu verbessern, mache es keinen wirklichen Sinn, vorab Cannabis zu konsumieren.
Allerdings könnten sogenannte Ultraläufer, also Personen, die einen extrem langen Lauf einfach nur durchstehen wollen, durchaus von Konsum von Cannabis vor dem Lauf profitieren, fügt Bryan in einer Pressemitteilung hinzu.
Motivation zu Bewegung mit Cannabis erhöhen
Zudem seien die Ergebnisse auch interessant für Menschen, denen es schwer fällt, überhaupt Sport zu treiben, weil ihnen die Motivation fehlt, sie unter Schmerzen leiden oder einfach keine Lust auf Sport haben.
Hier könnte es möglich sein, solche Personen beispielsweise durch die Einnahme von niedrig dosierten Süßigkeiten mit THC oder CBD zu einem Spaziergang oder sogar zum Joggen zu motivieren. Zuvor seien jedoch noch weitere Untersuchungen erforderlich, um die positiven und negativen Effekte von Cannabis beim Sport genauer einzugrenzen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laurel P. Gibson, Gregory R. Giordano, L. Cinnamon Bidwell, Kent E. Hutchison, Angela D. Bryan : Acute Effects of Ad Libitum Use of Commercially Available Cannabis Products on the Subjective Experience of Aerobic Exercise: A Crossover Study; in: Sports Medicine (veröffentlicht 26.12.2023), Sports Medicine
- University of Colorado at Boulder: Study shows weed makes workouts more fun, but it's no performance enhancer (veröffentlicht 05.01,2023), University of Colorado at Boulder
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.